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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Gesicht an ihrem Hals.
    „Ich glaube, ich habe Schritte im Flur gehört“, wisperte sie und schob ihn von sich. „Wir können nicht die ganze Nacht hierbleiben.“
    Vernünftiger Gedanke. Sie brachte ihn auf die Erde zurück. Zurück aus der Hölle? Er atmete ihren frischen Duft ein, bevor er sich widerstrebend von ihr löste.
    „Du gehst zuerst. Ich warte so lange, bis du wieder bei deinem Damenkränzchen sitzt.“ Er drehte den Schlüssel, öffnete die Tür einen Spalt und vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war.
    „Geh.“
    Sie drängte sich an ihm vorbei. Jeder Mann würde beim Anblick ihrer rosig überhauchten Wangen, dem Glanz in ihren grünen Augen wissen, dass sie vor wenigen Minuten leidenschaftlich geliebt worden war, befürchtete Drake.
    „Wirst du dein Versprechen einlösen und mit deinen leicht verwelkten Verehrerinnen tanzen?“, fragte sie belustigt über die Schulter.
    „Mal sehen. Aber deinem Verehrer werde ich …“ Er stockte unter ihrem tadelnden Blick. „… Manieren beibringen. Ich mache mich auf die Suche nach Horace Thornton, um ein ernstes Wort mit ihm zu reden.“
    Sie entfernte sich. „Aber diesmal kein Gespräch am Fischteich, wenn ich bitten darf.“
    „Mach dir keine Sorgen um Horace“, meinte er beschwichtigend und lehnte sich mit träger Gelassenheit gegen den Türstock und verzichtete schweren Herzens darauf, ihr nachzueilen. „Ich benehme mich wie ein perfekter Gentleman.“

28. KAPITEL
    Horace brach der Angstschweiß aus allen Poren, als er den dunklen athletisch gebauten Mann wahrnahm, der sich ihm mit energischen Schritten näherte wie ein Raubtier auf Beutefang. Er glaubte, sein letztes Stündlein habe geschlagen.
    „Boscastle“, grüßte er mit gekünstelter Freundlichkeit und schluckte gegen den Knoten an, der ihm die Kehle zuschnürte. „Wie schön, Sie zu sehen. Ich fürchte, Sie dachten, ich lasse mich nie wieder in London blicken. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, Ihnen morgen einen Besuch abzustatten, aber da ich Sie ja nun hier antreffe …“
    Einen hoffnungsvollen Moment ließ er sich von Drakes gewinnendem Lächeln blenden. War es möglich, dass er einen Boscastle täuschen und seiner Vergeltung entrinnen konnte?
    „Eigentlich dachte ich“, entgegnete Drake im Plauderton, während er Horace mit einer Hand an dessen Hemdbrust in einedunk-
    le Nische drängte, „Sie hätten so viel Vernunft, um fortzubleiben. Und …“, er schlang sich Thorntons Seidenkrawatte um das Handgelenk, „… wenn Sie schon dumm genug sind, in London aufzutauchen, sollte Ihnen klar sein, dass Sie gewisse Leute nie wieder mit Ihren Unverschämtheiten verärgern dürfen.“
    „W…womit … habe ich Sie verärgert?“, stammelte er. „Ich würde nie im Traum daran denken, Ihnen zu nahe …“
    Drake zog die Krawatte enger. „Sie haben nicht nur meinen Cousin beim Kartenspiel betrogen, Sie haben es auch noch mir überlassen, Ihre verdammte nichtswürdige Ehre zu retten.“
    „Dafür wollte ich mich schon längst bei Ihnen bedanken.“
    „Außerdem haben Sie Ihre Untergebenen schnöde im Stich gelassen und gezwungen, sich gegen Geldeintreiber, die Ihnen ans Leder wollten, zur Wehr zu setzen. Damit nicht genug, Sie haben auch noch zwei junge hilflose Frauen schutzlos ihrem Schicksal übergeben.“
    „Sie haben völlig recht, das war unverzeihlich von mir. Allerdings würde ich Miss Goodwin nicht unbedingt als hilflos …“ Bei Boscastles eisiger Miene unterbrach er sich. „Bei Gott, ich nehme alle Schuld auf mich. Ich … ich bin ein elender Schuft. Töten Sie mich … aber machen Sie es kurz und schmerzlos“, stammelte er.
    Drake schüttelte angewidert den Kopf. „Ja, ich sollte Sie töten.“
    Horace hatte das Gefühl, die Sinne würden ihm schwinden. Er hatte eigentlich nie begriffen, wieso Boscastle Umgang mit ihm pflegte, wahrscheinlich nur wegen seiner Freundschaft mit seinem verstorbenen Bruder. Er wusste genau, wie töricht er sich verhalten und wie sehr sein Ansehen in den Augen der gehobenen Gesellschaft gelitten hatte.
    Er blickte Drake flehentlich an. „Sie waren immer gut zu mir, Boscastle, und haben sich mir gegenüber stets fair verhalten, was ich gar nicht verdiente. Aber glauben Sie mir, ich habe mich gebessert und ein neues Leben …“
    Drakes Augen funkelten gefährlich. Mittlerweile hatte er die Krawatte um Thorntons Hals wie eine Henkerschlinge zugezogen. „Es ist mir völlig egal, ob Gott persönlich Ihnen ein neues Leben

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