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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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sich bei einem Glas Brandy unterhielten. Der hochgewachsene junge Mann auf dem Sofa war sein Bruder Devon. Der stämmige ältere Mann am Kamin war Evan Walton, der Detektiv, den Drake damit beauftragt hatte, Erkundigungen über den Strolch einzuziehen, der Eloise bedroht hatte.
    „Guten Abend, die Herren“, grüßte Drake beim Betreten des Raumes und warf Mantel und Handschuhe über eine Stuhllehne. „Ich nehme an, es gibt Neuigkeiten.“
    Der Detektiv kam umgehend zur Sache. Ein tüchtiger Mann, den die Boscastles sehr schätzten und der das Honorar gut gebrauchen konnte als Zubrot zu seinen mageren Einkünften als Polizeibeamter. „Wir haben ihn gefunden, Mylord. Er hat sich in einer Pension in der Dover Street eingenistet, die er sich nicht leisten konnte. Wäre er mit der Miete nicht im Rückstand gewesen, was die Wirtin ihm ziemlich übel nahm, hätten wir seinen Aufenthaltsort möglicherweise nicht herausgefunden.“
    Drake spürte, wie der Zorn in ihm aufstieg. Eigentlich hatte er sich erhofft, Ralph Hawkins unter vier Augen zu sprechen, bevor die Polizei ihn in Gewahrsam nehmen würde. „Ist er auf der Polizeiwache?“
    „Bedauerlicherweise nein. Er verließ London mit der Postkutsche nach Bath. Ich dachte, Sie werden froh sein zu erfahren, dass er aus der Stadt verschwunden ist.“
    „Sind Sie sicher, dass er abgereist ist?“, fragte Drake stirnrunzelnd.
    „Er geriet mit einem Postgehilfen in Streit und wäre beinahe aus der Kutsche geworfen worden. Aber dann beruhigte er sich wieder. Das ist das Letzte, was wir von ihm gehört haben.“
    „Verstehe.“ Er konnte dem Detektiv keinen Vorwurf machen, schlechte Arbeit geleistet zu haben, hätte sich aber wesentlich wohler gefühlt, wenn er Gelegenheit gehabt hätte, Ralph Hawkins persönlich zur Rechenschaft zu ziehen.
    „Wir behalten den Kerl im Auge, falls er auf die Idee kommen sollte, sich in London noch mal blicken zu lassen“, sagte der Detektiv. „Tut mir leid, Sie so spät abends noch zu stören, aber ich dachte, die Nachricht interessiert Sie.“
    „Das war völlig richtig, Walton“, erwiderte Drake. „Sie haben Ihre Sache gut gemacht. Vielen Dank.“
    Nachdem der Polizist sich verabschiedet hatte, trat ein längeres Schweigen ein. Devon hatte seine Krawatte gelockert und vertiefte sich in die Zeitung, ohne auf Drakes fragende Blicke zu achten. „Neuigkeiten aus Wien?“, fragte er schließlich und lehnte sich gegen den Schreibtisch.
    „Nein.“ Devon schaute zerstreut auf. „Aber einiges über dich. Wusstest du, dass Maribella St. Ives bereits in Verhandlung mit dem Earl of Chesleigh steht?“
    „Hör mal, Devon, du besuchst mich doch nicht zu so später Stunde, um mir aus den Skandalblättern vorzulesen, ehe ich mich zu Bett begebe. Was machst du eigentlich mitten in der Nacht auf meinem Sofa?“
    „Keine Ahnung … Ich spielte mit Gabriel im Club Karten und dachte, ich übernachte bei dir, wenn du nichts dagegen hast.“
    „Wieso schläfst du nicht in deinem eigenen Bett? Und sag mir bloß nicht, dass ein gehörnter Ehemann hinter dir her ist.“
    Devon legte die Zeitung beiseite, stand auf und streckte seine langen Gliedmaßen. „Es ist wegen Emma, wenn du es unbedingt wissen willst. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich mit dieser Frau und ihrem dämlichen Mädchenpensionat noch unter einem Dach leben kann. Sie hat mir ein Dutzend gackernder junger Hühner ins Haus gesetzt in der Absicht, probeweise eine Soiree abzuhalten, um ihnen feine Manieren und gesellschaftlichen Schliff beizubringen.“
    „Du hast das Haus voller junger Damen?“ Drake bedachte ihn mit einem spöttischen Lächeln. „Und was bitte ist das Problem?“
    „Das Problem ist, dass mir verboten wurde, die Küken anzusehen, mit ihnen zu reden und sie zu necken“, knurrte Devon mürrisch und ließ sich wieder aufs Sofa fallen. „Die Situation ist die reine Folter, sage ich dir, und bringt all meine schlechten Eigenschaften zum Vorschein.“
    Achselzuckend begab Drake sich zur Tür. „Dann bleib hier. Ich jedenfalls gehe zu Bett.“
    Devons Stimme hielt ihn zurück. „Es kursiert übrigens noch ein Gerücht über dich in der Stadt“, sagte er ernsthaft.
    Drake drehte sich halb um. „Ach ja?“
    „Na ja, eigentlich redet man nur im Club über dich“, erklärte Devon, sichtlich unangenehm berührt. „Man schließt bereits Wetten ab, wie lange deine neue Affäre dauern wird.“
    „Das ist doch nichts Neues.“
    „Das nicht. Aber andere - nicht ich,

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