Ein Ballnachtstraum
wohlbemerkt - versteigen sich sogar dazu, darauf zu wetten, dass sie die Frau ist, die dich vor den Traualtar zerrt.“
„Ach was, lass ihnen ihren Spaß“, antwortete Drake gleichmütig im Gehen und schloss die Tür hinter sich.
Devon starrte in mildem Schock auf die geschlossene Tür. Dies war weiß Gott nicht der entrüstete Widerspruch, den er erwartet hatte. Ein kalter Schauer rieselte ihm über den Rücken. Hätte er vor wenigen Wochen eine ähnliche Bemerkung gemacht, hätte Drake ihn schallend ausgelacht. Aber diesmal … Er zog fröstelnd die Schultern hoch. Was war nur in letzter Zeit in Devons Brüder gefahren? Fast alle waren mittlerweile im Hafen der Ehe gelandet und schienen auch noch zufrieden damit zu sein. Es blieb nur zu hoffen, dass diese Krankheit nicht wie eine Seuche um sich griff und Drake sich nicht damit angesteckt hatte.
Die nächsten Tage verbrachte Eloise mit den Vorbereitungen der Eheschließung Thalias. Sir Thomas hatte vernünftigerweise auf eine Vorverlegung seiner Hochzeit bestanden, und das bedeutete, dass seine Verlobte kaum noch Gelegenheit hatte, in letzter Sekunde ihre flatterhafte Meinung zu ändern. Dadurch blieb allerdings keine Zeit, Einladungen drucken zu lassen oder einen großen Hochzeitsempfang zu organisieren. Auch für die prachtvolle Kirche St. George‘s am Hanover Square, in der alle jungen Damen aus vornehmen Familien getraut werden wollten, war es nun zu spät.
Wie nicht anders zu erwarten, erwies Lord Thornton sich auch diesmal als völliger Versager, von ihm war keinerlei Hilfe zu erwarten. Allerdings mied er Eloise wie die Pest in seiner Angst, Boscastle würde ihn teeren und federn, wenn er ihr zu nahe käme. Und Drake unterzog Eloise strenger Verhöre während der seltenen Stunden, die sie zusammen hatten.
„Hat er dich in ein Gespräch verwickelt?“, wollte er bei einem gemeinsamen Besuch in einer Buchhandlung in der Bond Street wissen.
„Seit der Soiree hat er keine zwei Worte zu mir gesprochen“, antwortete Eloise. „Du scheinst ihm einen tödlichen Schrecken eingejagt zu haben.“
„Hat er dich in irgendeiner Weise angefasst?“
„Nein, ganz sicher nicht.“ Sie lachte und wich einer Bibliotheksleiter aus.
„Wollte er dich anfassen?“
Eloise blieb stehen. „Woher soll ich das wissen? Er verfällt in Schweigen, sobald ich das Zimmer betrete.“
Drake empfing sie auf der anderen Seite der Leiter. „Ließ sein Blick vermuten, dass er den Wunsch hat, dich zu berühren?“
Eloise umrundete ein Bücherregal. „Wenn ich mich recht entsinne, hielt er den Blick auf seine Schuhe gerichtet, als ich ihn das letzte Mal ansah.“
„Und wohin hast du deinen Blick gerichtet?“
„In sein Gesicht.“ Sie schüttelte den Kopf und drückte sich deutlicher aus. „Ich meine, ich blickte ihn an, wie er auf seine Füße starrte.“
Seltsamerweise schaute Drake nun an ihr vorbei, wie Eloise ein wenig befremdet feststellte.
Er hatte im Hintergrund fünf Bekannte entdeckt, die das Paar halb verborgen hinter einem anderen Regal beobachteten. Als sie bemerkten, dass sie dabei ertappt wurden, griffen die Herren sich Bücher aus dem Regal und begannen, sich eifrig darin zu vertiefen.
„Man hat uns entdeckt“, knurrte Drake gereizt.
„Oh, tatsächlich?“, sagte Eloise verwirrt, ohne eine Ahnung zu haben, worauf er anspielte.
„So etwas musste ja passieren.“ Er nahm sie beim Ellbogen und zog sie hinter das nächste Regal. „Besser gesagt, du wurdest entdeckt.“
Ihre braunen Augen unter der Hutkrempe weiteten sich. „Wobei denn?“
Wortlos drehte er sie in Richtung Ausgang. Fünf aufgeschlagene Bücher wurden gleichzeitig angehoben, um neugierige Gesichter zu verbergen. Eloise begutachtete amüsiert ihr Publikum, bis Drakes kalter Blick bewirkte, dass sich das Quintett in alle Richtungen verteilte.
„Was hatte das zu bedeuten?“, flüsterte sie. „Kennst du die Herren?“
„Bedauerlicherweise ja. Sie sind uns offenbar gefolgt, aber sicher nicht wegen der guten Bücher. Ich wette, die fünf Lackaffen können miteinander keine drei Wörter lesen.“ Damit führte er sie aus dem Geschäft.
„Starren die Leute dich immer so an?“, fragte sie und versuchte über die Schulter zu spähen, ob die Herren hinter ihnen her kämen.
„Die Dandys interessieren sich nicht für mich“, entgegnete er gereizt. „Sie wollen sich nur die Frau genauer ansehen, die es geschafft hat, Maribella St. Ives auszustechen.“
„Die Frau, die …“
„Sie
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