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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Strafpredigten stets in gemessenem Ton ab, wodurch sie allerdings nicht weniger verheerend ausfielen.
    Eloise erbleichte und versteckte hastig ihr Korsett unter dem Kopfkissen. „Hast du nicht gesagt, du empfängst nur selten Besuch?“
    Sie meint natürlich Damenbesuch, dachte er und strich sich fahrig mit der Hand durchs schwarze Haar. „Ja, richtig. Ich empfange selten Besuch“, sagte er mit dunkel grollender Stimme, während er ihr half, das Kleid zuzuknöpfen.
    Die Stimmen wurden lauter und schriller. Die Frau fluchte wie ein Bierkutscher. „Das“, bemerkte Eloise spitz und entzog sich ihm, „klingt mir nicht nach einer deiner Schwestern.“
    Er warf einen grimmigen Blick zur Tür, mittlerweile hatte er die Stimme erkannt und hätte sich ohrfeigen können, nicht damit gerechnet zu haben, dass so etwas passieren könnte. Wie konnte er nur so dumm sein, anzunehmen, dass eine Frau wie Maribella St. Ives sich mit einer großzügigen Entschädigung und einer schriftlichen Entschuldigung abfinden würde, ohne auf Vergeltung zu sinnen?
    Die Furie im Treppenhaus machte jedenfalls nicht den Eindruck einer zufriedenen Frau. Sie kreischte wie eine erzürnte Rachegöttin, die damit drohte, die ganze Welt zu vernichten.
    Besorgt schaute er Eloise an. Wenn Maribella erfuhr, warum er ihre kaum begonnene Beziehung so abrupt abgebrochen hatte, würde sie nur noch wütender werden. „Glaube mir, das konnte ich nicht vorhersehen.“
    Eloise steckte sich das zerzauste Haar hoch. „Was konntest du nicht vorhersehen?“, wollte sie wissen und klang plötzlich sehr energisch.
    „Dass sie das Ende unserer Affäre nicht akzeptiert.“
    „Ich dachte, du hattest keine Affäre mit ihr.“
    „Hatte ich auch nicht.“ Er band sich das seidene Halstuch um. „Nur auf dem Papier. Bitte bleib hier im Zimmer. Ich kümmere mich um sie.“
    Sie lächelte. „Du würdest staunen, mit welchen Menschen ich schon während meiner Karriere als Gouvernante fertig geworden bin.“
    Er holte tief Luft. „Lass mich zuerst mit ihr sprechen.“
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Gut“, willigte sie schließlich ein.
    „Du gehörst nicht zu der Sorte Frauen, die sich mit einer Kurtisane anlegen“, sagte er bereits an der Tür.
    „Ich bin eine Kurtisane, Drake“, entgegnete sie trocken, praktisch wie immer. „Vielleicht kann sie mir ja ein paar Ratschläge …“
    „Du bist keine Kurtisane“, fiel er ihr ins Wort. „Du bist … meine Frau.“ Damit schloss er die Tür.

24. KAPITEL
    Eloise öffnete die Tür einen Spalt und lauschte in den Flur. Es dauerte nicht besonders lange, bis Drake die erzürnte Frau beruhigt hatte, dachte sie mit leisem Groll. Was hatte er gesagt, um sie zum Schweigen zu bringen? Und wie sah die Person eigentlich aus? Schuld daran, dass Eloise ihre Neugier nicht bezähmen konnte, trug vermutlich uraltes weibliches Konkurrenzdenken. Sie musste einfach wissen, was für eine Frau das war, der die reichen und mächtigen Männer in ganz Europa zu Füßen lagen.
    War Maribella St. Ives tatsächlich so hinreißend schön, wie es allgemein hieß? Oder reizte sie mit anderen Vorzügen, strahlte sie eine so unwiderstehliche sinnliche Anziehungskraft aus, dass sie damit alle Männer um den Verstand brachte?
    Eloise brannte darauf, ihre Neugier zu stillen. Schließlich hatte sie als seine Mätresse ein gewisses Recht, sich Gewissheit zu verschaffen. Im Übrigen fand sie es plötzlich verdächtig ruhig dort unten. Sie ertrug die Spannung nicht länger und huschte den Flur entlang.
    Sie wollte nur einen Blick auf diese geheimnisumwitterte Kurtisane werfen. Nur einen kurzen Blick, damit wollte sie sich zufrieden geben.
    Drake hatte es geschafft, Maribella einigermaßen zu beschwichtigen, wenn auch nur vorübergehend. Sie wollte allerdings nichts von seinen Versprechungen hören, eine finanzielle Wiedergutmachung zu leisten, und forderte, ihre Rivalin zu sehen.
    „Darauf bestehe ich“, beharrte sie und funkelte ihn kalt an wie eine Eiskönigin in ihrem hellblauen Seidenkleid, an Ausschnitt und Saum mit Silberfuchs verbrämt.
    Er nahm sie beim Ellbogen, führte sie in den Salon und drückte sie sanft auf das Sofa. Woher sie wusste, dass er Eloise in sein Haus gebracht hatte, woher sie überhaupt von ihrer Existenz wusste, war ihm schleierhaft. Andererseits hatte er nie versucht, sein Interesse an Eloise zu verbergen, eine weitere Abweichung seiner bisherigen Gepflogenheit im Umgang mit Frauen. Er hatte nie einen Hehl

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