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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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daraus gemacht, dass er ein Auge auf eine einfache Gouvernante geworfen hatte. Dennoch fragte er sich, wie Maribella es herausgefunden haben mochte.
    Diese Frage wurde wenige Minuten später beantwortet.
    Als er dem Butler mit einem Wink zu verstehen gab, die Haustür zu schließen, bemerkte er einen hochgewachsenen schlanken Mann, der draußen auf dem Kiesweg auf und ab wanderte.
    Einer von Maribellas Leibwächtern. Der gleiche athletisch gebaute Hüne, den er durch halb London gejagt hatte, nachdem er Eloise und ihn in Thorntons Garten belauscht hatte. Nun begriff Drake, warum er ihm irgendwie bekannt vorgekommen war. Er war einer der Bewacher, die sich am Abend seines ersten Treffens mit Maribella im schwach beleuchteten Flur in Audrey Watsons Haus aufgehalten hatten.
    Sie hatte ihn also durch ihren Leibwächter bespitzeln lassen. Wahrscheinlich hätte er über ihre Dreistigkeit gelacht, hätte er Eloise nicht in seinem Zimmer versteckt. Die peinliche Situation erforderte höchstes diplomatisches Geschick, sonst würde sie in einer Katastrophe enden.
    Es galt zu verhindern, dass die beiden Frauen einander begegneten, da Maribella ihr vermutlich die Augen auskratzen würde.
    Die Frauen würden einander abgrundtief hassen. Er hatte sich noch nie genötigt gesehen, Ausflüchte zu erfinden, um ein Geheimnis zu bewahren. Er hatte Eloise zu sehr begehrt, um irgendwelche fatalen Konsequenzen in Betracht zu ziehen. Natürlich konnte er nicht ahnen, dass Maribella eine so dramatische Situation heraufbeschwören würde.
    Im Grunde hätte er es allerdings wissen müssen. Allzu oft hatten die Klatschspalten der Zeitungen über ihre Tobsuchtsanfälle berichtet. Sie bestand darauf, dass ihre Liebhaber sie wie eine Königin verehrten, und duldete keine andere Frau neben sich. Und er hatte es gewagt, die Königin zu hintergehen, und deshalb forderte sie sein blutendes Haupt auf einem Silbertablett.
    Er persönlich hatte keine Bedenken, mit ihrem Temperament fertig zu werden. Seine Sorge galt Eloise. Bei all ihrer praktischen Erfahrung im Umgang mit schwierigen Dienstherrn, zweifelte er daran, dass sie je einer Furie wie Maribella St. Ives begegnet war.
    „Wie konnten Sie mir das antun?“, zeterte Maribella wieder.
    Ihre schrille Stimme holte ihn aus seinen Grübeleien. In erneut aufwallendem Zorn war sie vom Sofa aufgesprungen.
    Wie werde ich diese Wahnsinnige bloß los, fragte er sich verzweifelt. „Maribella, glauben Sie mir, ich hatte nie die Absicht, Sie zu verletzen.“
    „Mich verletzen?“ Sie schüttelte ihre geballte Faust vor seinem Gesicht. „Sie haben mich nicht verletzt, Sie aufgeblasener Wichtigtuer. Sie haben mich gedemütigt und bloßgestellt. Noch nie hat ein Liebhaber es gewagt, mich zurückzuweisen.“
    „Aber wir hatten doch lediglich eine Abmachung“, warf er zu seiner Verteidigung ein und hoffte, ihre Stimme würde nicht bis in den ersten Stock dringen. Eloise wäre keine normal veranlagte Frau, würde sie das Gespräch nicht heimlich belauschen.
    Maribellas makellos helles Gesicht rötete sich vor Zorn. „Das macht die Sache nur noch schlimmer. Haben Sie an meine Reputation gedacht?“
    „Ihre Reputation?“, wiederholte er verblüfft. Die Frau war eine Kurtisane. Wie zum Teufel sollte der Widerruf seines Angebotes ihren Ruf schädigen?
    Sie näherte sich ihm mit blitzenden Augen. „Hier geht es nicht um Gefühlsduseleien“, erklärte sie. „Glauben Sie nur nicht, dass ich auch nur eine Sekunde etwas für Sie übrig hatte.“
    „Nun ja, das macht die Sache doch einfacher.“
    „Es geht hier“, fuhr sie fort, ohne auf seinen Einwand zu achten, „ausschließlich um meinen Marktwert. Sie haben mich abgewertet, indem sie eine andere Frau mir vorgezogen haben, noch dazu eine nichtssagende, einfache Person, während Sie mich zappeln ließen.“
    Er räusperte sich. „Immerhin hat Ihnen das eine stattliche Entschädigung gebracht.“
    Sie umrundete den Schreibtisch, und Drake fürchtete, sie suche nach einer geeigneten Waffe. „Sie sollten wenigstens die Höflichkeit besitzen, mir die Person vorzustellen, die meinen Platz eingenommen hat. Oder ist sie zu schüchtern, mich zu treffen? Ich weiß genau, dass sie sich in Ihrem Schlafgemach versteckt.“
    „Ich bin keineswegs zu schüchtern, Sie zu treffen“, ertönte Eloises feste Stimme von der Tür her. „Im Gegenteil, ich bin ebenso daran interessiert, Ihre Bekanntschaft zu machen, da Sie … da Sie …“
    Die Worte blieben ihr im Hals

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