Ein bisschen schwanger
Anna zu Rabea. Natürlich war ich auch gekommen, um ihr bei den Vorbereitungen zu ihrer Geburtstagsfeier zu helfen, vor allem aber musste ich endlich mit jemandem sprechen, die Angst saß mir mittlerweile im Nacken.
»Wie hast du eigentlich gemerkt, dass du schwanger warst? Ich meine, hast du dir immer schon ein Kind gewünscht?«
Das war ziemlich plump gefragt, ich dachte, ein Blinder mit Krückstock müsse merken, worauf meine Frage zielte. Aber vielleicht war Rabea schon von vielen Leuten so neugierig ausgequetscht worden und antwortete daher ganz locker und völlig ohne Argwohn: »Na ja, Björn und ich haben uns sozusagen selbst ausgetrickst. Erst haben wir nur ungenügend verhütet, Gummis, Nachrechnen und so. Da haben wir zigmal gezittert, wenn meine Periode überfällig war. Dann habe ich irgendwann sicherheitshalber die Pille genommen, und wir haben gedacht, jetzt sei alles geritzt und in Butter.« Sie grinste. »Nur leider war meine Pille für mich zu niedrig dosiert und ich bin trotzdem schwanger geworden. Ich hab’s nicht mal gemerkt, habe meine Tage ja regelmäßig weiterbekommen. Ich fiel aus allen Wolken, als der Frauenarzt mir bei einer Routineuntersuchung das Ultraschallbild zeigte.«
»Du hast nichts gemerkt?«
»Nein, ich habe den Gedanken ja gar nicht zugelassen. Außerdem hatten wir vorher in der Zeit ohne Pille bestimmt zehnmal Fehlalarm. Da haben wir alle beide Blut und Wasser geschwitzt, ich sag dir, das war Horror. Aber irgendwie auch immer wieder schön, wenn es sich dann doch als falscher Alarm herausstellte. Das haben wir jedes Mal groß gefeiert!« Sie lachte und ich lachte mit. Ich würde auch feiern, und wie!
»Wie gefällt’s dir eigentlich bei mir? Ziemlich eng und unaufgeräumt, was?«
»Nein, ich find’s toll!«
»Wirklich? Na, ich frag dich noch mal, wenn du häufiger hier warst! Diesen Legostein zum Beispiel hab ich gestern in der Suppe gefunden. Ich hätte ihn beinahe mitgegessen!« »Vielleicht schmeckt Lego ja gut?«
Sie hielt mir den Spielstein unter die Nase. »Sieht der etwa lecker aus?«
Ich nahm ihn, tat so, als koste ich ihn. »Och ja, nicht schlecht, der kleine gelbe hier, aber ich hab gehört, die roten sollen noch würziger sein!«
»Und erst die blauen!«
»Köstlich!«
Wir lachten und begannen dann mit den Vorbereitungen für die Party. Es wurden lustige, aber auch anstrengende Stunden, denn während wir arbeiteten, lief Anna ständig zwischen uns hin und her, wollte im Teig rühren und wissen, was auf der Milchpackung stand, wollte auf meinen Schoß oder noch eine Tasse Kakao.
Mich lenkte das so ab, dass ich beinahe Zucker statt Salz in den Teig für die Käsequiche rührte, und Rabea kam mit ihrem Bauernsalat auch nicht weiter, weil Anna ihr immer wieder die klein geschnittenen Schafskäse-Stückchen vom Brettchen mopste.
»Schluss jetzt, Anna! Du kannst doch nicht den ganzen Käse aufessen! Was soll ich denn unseren Gästen anbieten?«
Anna lachte und schob das Schafskäsestückchen, das sie noch in der Hand hielt, ihrer Mutter in den Mund.
»Danke«, sagte die, »aber jetzt hörst du auf! «
»Ja!«, sagte Anna begeistert, kam zu mir herüber, beugte sich über meine Teigschüssel, bewunderte einen Moment das Drehen des Mixers, fragte: »Lecker?«, und hatte ihren Zeigefinger so schnell in der Schüssel, dass ich aufschrie. Blitzschnell schubste ich Anna weg, schaltete den Mixer aus, schimpfte: »Bist du verrückt?«
»Aua!« Anna fing an zu weinen.
»Hat sie was abbekommen?« Rabea beugte sich rasch zu ihr, dabei kam sie mit dem Arm an die Salatschüssel, sie fiel von der Anrichte und der Salat verteilte sich auf dem Boden.
»Oh Mist!«, rief sie. »Was machen wir denn jetzt! Anna, hast du dir wehgetan?«
»Ja!«, brummte die.
»Zeig mal deine Finger!«
»Nein!«
»Zeig mal! « Rabea griff nach den Händen ihrer Tochter. Anna begann zu weinen. »Glück gehabt, alles noch dran! Nicht mal ein Kratzer! Warum weinst du dann?«
»Ihr wollt gar nicht, dass ich euch helfe!«
Rabea seufzte auf, ich drehte die Augen zur Decke.
»Doch, das wollen wir ja, aber jetzt sind wir in Eile, jetzt wäre es besser, du würdest ein bisschen in dein Zimmer gehen und spielen, ja?«
»Nein!«, rief Anna.
»Doch!«, rief Rabea so laut, dass Anna wieder zu weinen anfing und gekränkt in ihr Zimmer rannte.
»Ist das nicht manchmal etwas viel für dich alleine?«, fragte ich Rabea vorsichtig.
Meine Freundin stöhnte auf, fuhr sich durch die Haare und ließ
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