Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Dunker
Vom Netzwerk:
»meine Große« sagte und froh war, dass ich an diesem Abend endlich mal nicht so bedrückt aussah wie in den ganzen letzten Tagen.
    Sie winkten mir zu, als ich ins Haus ging, um meine Jacke zu holen und zu Rabea zu gehen. Ich winkte zurück, sprang die Stufen hinauf, nahm meine Sachen, schrieb meiner Mutter noch einmal Rabeas Adresse auf und verließ pfeifend die Wohnung.
    Patrick stand vor dem Haus.
    Melanie war nicht dabei, Tim und Till hielten sich abseits. Sie schossen sich ihren vergammelten Tennisball zu und schienen von dem, was um sie herum passierte, keine Notiz zu nehmen.
    »Linda, sieht man dich auch mal?« Patrick lehnte an seinem Wagen, Türen geöffnet, Stereoanlage aufgedreht, Schlüsselbund in der Hand, so, als warte er auf jemanden.
    »Wie geht’s denn so?« Er kam auf mich zu.
    »Keine Zeit«, murmelte ich und wollte an ihm vorbei.
    Er breitete einfach die Arme aus. »Jetzt warte doch mal.« Seine Hand erwischte den Ärmel meiner Jeansjacke, ich riss mich los, er war schnell, umrundete mich, kam von vorn und versperrte mir den Weg. »Geburtstagsfeier oder neuer Lover?« Er zeigte auf das Geschenk, das ich für Rabea gekauft hatte, griff danach, ich konnte es gerade noch rechtzeitig unter meiner Jacke verstecken. »Sei ehrlich, hast du ’n Neuen? Und hast mich schon vergessen, ja? So schnell? Das fass ich nicht!«
    Ich hätte einfach wieder ins Haus gehen können. Ich hätte auch schreien, schimpfen, um Hilfe rufen können. Aber ich sah Tim und Till grinsen und sah seinen bettelnden Blick.
    »Hör auf mit dem Theater, Patrick! Es ist Schluss und dabei bleibt es auch.«
    »Weil du ’nen andern Kerl hast?« Seine Augen füllten sich mit Tränen und Wut, ein höchst explosives Gemisch.
    »Weil ich nicht mehr will.« Ich musste hier weg. Er würde mich nicht loslassen, und nie würde er dulden, dass ich einen neuen Freund hatte. Ich musste meine Eltern holen, zurück ins Haus.
    »Warum denn nicht?« Leidende, lauernde, gefährliche Frage.
    Frau Przybylla kam mit ihrem Hund die Straße entlang, blieb bei uns stehen, guckte streng. »Sie immer mit Ihrer lauten Musik! «, sagte sie zu Patrick und dafür hätte ich die alte Schachtel küssen mögen, ich wandte mich um, ließ sie mit ihm stehen und begann zu rennen.
    »Linda!«, rief Patrick.
    Aber er lief mir nicht nach. Nicht, wenn unsere Nachbarin ihm dabei zusah. Er wartete artig, bis sie im Hausflur verschwunden war. Dann stieg er in sein Auto, Tim und Till mit ihm.
    Dass sie mich verfolgten, merkte ich erst, als ich an der Bushaltestelle wartete. Natürlich, es war kein Kunststück gewesen, zu erraten, dass ich zur Haltestelle gehen würde, jetzt kam der Bus, ich stieg ein, sie fuhren hinterher. Ich setzte mich nicht wie sonst nach ganz hinten, sondern hielt mich eher in der Mitte. Trotzdem konnte ich sie gut sehen: Als der Bus vor einer Ampel bremste und hielt, rollten sie auf der linken Fahrspur langsam an uns vorbei. Tim und Till lachten und alberten herum. Ein klasse Spaß für diese zurückgebliebenen Blödmänner! Patrick gab sich alle Mühe, es auch wie ein Spiel aussehen zu lassen, aber ich kannte ihn, bei ihm wurde aus Spiel schnell Ernst.
    Ich überlegte fieberhaft, was ich tun könnte. Sie kannten die Fahrtroute des Busses, ein Abhängen war also unmöglich. Zwar hielt der Bus ziemlich direkt vor dem Haus, in dem Rabea wohnte, und ich würde wohl schneller drinnen sein als sie hinter mir, doch dann würde Patrick wissen, wo ich hingegangen war. Ich würde mich aber viel sicherer fühlen, wenn er so wenig wie möglich über meine neuen Freunde wusste.
    Es herrschte Feierabendverkehr. Der Bus tuckerte von Haltestelle zu Haltestelle. Noch drei Stationen, dann müsste ich aussteigen.
    Ich wagte einen Blick auf meine Verfolger. Tim hatte die Scheibe der Beifahrertür heruntergekurbelt, den Arm herausgehängt und Patricks Sonnenbrille aufgesetzt. Wahrscheinlich kam er sich wie ein megacooler Cop vor. Till lungerte auf dem Rücksitz herum, blätterte in einer Computerzeitschrift, hob aber einmal den Kopf, sah mich und deutete ein Achselzucken an. Vielleicht war er doch nicht ganz so blöd, wie er sich gab, vielleicht war ihnen beiden nur langweilig, und sie machten bei dem Spektakel mit, um nachher etwas zum Lachen und Lästern zu haben. Wie auch immer.
    Für mich standen die Fronten jetzt fest. Sie gehörten zu ihm. Freundschaft abgehakt.
    Patrick achtete angespannt auf den Verkehr. Er sah nur selten zum Bus herüber, seine Hände hatten das

Weitere Kostenlose Bücher