Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
zu, aber sie war schon wieder in ein Telefongespräch vertieft.
„Hör nicht auf sie.“ Michelle machte eine abwertende Handbewegung in Doreens Richtung, bevor sie mich mit ihren dunkelbraunen Augen fixierte. „Lass mich dir eine Frage stellen, Angie. Wie lange seid ihr zusammen?“
„Ein Jahr und acht Monate.“
„So lange, ja? Hm …“ Michelles perfekt gemalte Augenbrauen verzogen sich nachdenklich, ihre glänzenden Lippen kräuselten sich.
„Den Typ solltest du nicht heiraten. Am besten ist es, überhaupt nicht zu heiraten, glaub mir“, mischte sich Doreen wieder ein. Ich schaute noch einmal zu Roberta, aber sie war noch immer mit ihrem Gespräch beschäftigt, und so genervt, wie sie auf der Tastatur rumhämmerte, würde sie das vermutlich auch noch eine Weile lang sein. „Ein Mann wie er kann dir nicht geben, was du brauchst“, erklärte Doreen.
„Nun, das hängt ganz davon ab, was Angie eigentlich will.“ Michelle sah mich erwartungsvoll an. „Was willst du von ihm, Angie?“
Aus irgendeinem Grund verwirrte mich diese Frage. Was wollte ich
wirklich
von Kirk? Dann erinnerte ich mich an das Hochzeitskleid – und meinen unglaublichen Orgasmus. Ganz offensichtlich sehnte ich mich nach einer Hochzeit. Und warum auch nicht? Mir gefiel die Vorstellung, jeden Abend zu jemandem nach Hause zu kommen, zu jemandem, der auch in schwierigen Zeiten zu einem hielt. Ich wollte mein Leben mit einem Mann teilen, und nicht immer diese zwei- bis vierjährigen Beziehungen führen, über die wir dann später lachten, wie ich es manchmal mit Josh tat oder sogar mit Randy.
Und als mein Blick auf Michelles gepflegten Haarschnitt und ihre teure Jeans fiel, wurde mir klar, dass ich noch etwas wollte: ein doppeltes Einkommen. Kann man mir das vorwerfen? In New York City zu leben war bei dem lumpigen Geld, das ich mit dem Teilzeitjob und meiner Rolle bei
Rise and Shine
verdiente, nun wahrlich kein Honigschlecken. Damit will ich nicht sagen, dass ich Kirk nicht liebte. Das tat ich. Ein Grund mehr, unser Einkommen, unsere Telefonrechnungen, und, besonders wichtig, unsere Mietkosten zu teilen, dachte ich mit besonderem Hinblick auf meine mit Sofas voll gestellte Wohnung.
„Ich will ihn natürlich heiraten.“
Für Michelle, die bereits mit achtzehn Pläne ausgeheckt hatte, um Frankie Delgrosso, Miteigentümer (neben seinem Dad, versteht sich) von
Kings County Cadillac
in Brooklyn zu ehelichen, war das nicht nur selbstverständlich, sondern auch ein Grund zum Feiern. „Angela heiratet!“ schrie sie praktisch, bevor sie übergangslos zu einem: „Danke, dass Sie
Lee and Laurie Catalog
anrufen, wo lässige Mode zu Hause ist …“ wechselte.
„Du heiratest?“ fragte Roberta, die jetzt ihr Gespräch beendet hatte. „Kirk?“
„Natürlich Kirk!“ antwortete ich lachend. „Wen denn sonst?“
Piep
. „Danke, dass Sie
Lee and Laurie Catalog
anrufen, wo lässige Mode zu Hause ist. Hier spricht Angela. Womit kann ich Ihnen heute helfen?“
Ich wandte mich von Robertas verwirrtem Gesicht ab und tat so, als ob ich mich auf die Frage der Kundin konzentrierte, die etwas über die Größen der schmal geschnittenen Hosen unserer Herbstkollektion erfahren wollte. Doch während ich versuchte, der armen Frau Hosen zu verkaufen, die besser zu ihrer Figur passten, fragte ich mich, warum es Roberta so merkwürdig fand, dass Kirk und ich heiraten wollten. Nachdem ich gute vier Minuten lang den Katalog durchgeblättert und die Kundin jeden meiner Vorschläge abgelehnt hatte, bellte ich frustriert: „Haben Sie schon einmal über einen verstellbaren Hosenbund nachgedacht?“ Die Frau gab mir eine entsprechend irritierte Antwort und legte beleidigt auf. Ich betete kurz, dass niemand von der Kundenservice-Qualitätskontrolle ausgerechnet
diesen
Anruf aufgezeichnet hatte, und wandte mich wieder an Roberta.
„Was stimmt nicht mit Kirk?“ Ich starrte sie an. Sie hatte Kirk während seines kurzen Auftritts
bei Lee and Laurie
auch kennen gelernt. Sie war Zeugin unseres Flirts geworden und hatte erlebt, wie aus uns langsam ein richtiges Paar wurde. Wenn sie einen Einwand hatte, wollte ich ihn hören.
„Mit Kirk ist alles in Ordnung“, sagte sie. „Ich mag Kirk sogar sehr gerne.“
„Was ist es dann?“
„Ich bin nur überrascht, das ist alles. Ich hatte nicht den Eindruck, dass ihr in diese Richtung geht.“
„Das ist genau das Problem“, gestand ich. „Kirk geht nämlich gar nicht in diese Richtung.“
„Manche Männer
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