Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
machen.“ Sie nahm die Auberginen aus der Pfanne und legte sie auf einen Teller.
„Wer macht sich Sorgen um Angela?“ Nonnie kam durch die Küchentür.
„Hallo Nonnie.“ Ich sprang auf, um sie in die Arme zu nehmen. Ich atmete ihren Blumenduft ein und lehnte mich dann zurück, um ihr sanftes, lächelndes Gesicht zu betrachten. Mit der fröhlichen hellroten Bluse und der Caprihose aus Polyester – wie die meisten alten Leute über achtzig konnte sie synthetischen Stoffen einfach nicht widerstehen – wirkte meine Großmutter wie eine frische Brise verglichen mit meiner Mutter.
„Willst du darin kochen?“ Meine Mutter wandte sich kurz von der Soße ab, die sie gerade anrührte, um das festliche Outfit und sorgfältig geschminkte Gesicht meiner Großmutter zu betrachten.
„Natürlich“, entgegnete Nonnie und schnappte sich trotzig die Schüssel mit gehacktem Fleisch von der Küchentheke. Nachdem sie den Knoblauch, den ich geschnitten hatte, Brösel und unzählige andere Ingredienzien hinzugefügt hatte, die so geheim waren, dass sie sie mit ins Grab nehmen wollte, begann sie alles mit ihren Händen – trotz der Ringe – zu zermanschen.
„Also, worüber macht sich deine Mutter diesmal Sorgen?“ Nonnie sprach mit mir, als ob meine Mutter nicht gerade mal zwei Schritte hinter ihr stehen würde.
„Ach, du weißt schon. Das Übliche. Kirk und ich.“
„Stimmt ja“, sagte meine Großmutter, als würde ihr eben erst auffallen, dass ich ohne meine bessere Hälfte gekommen war. „Wo ist denn der
Skinny Guinea
?“ Das war ihr Spitzname für Kirk. Was bedeutete, dass sie Kirk als meinen dauerhaften Partner akzeptierte, obwohl er nicht einen einzigen Verwandten hatte, der aus Italien kam. Doch die Tatsache, wie viel er immer bei uns aß, machte ihn in ihren Augen zu einem ehrbaren Italiener, wenn auch einem dünnen. „Ich habe keine Ahnung, wo er das hinsteckt!“ pflegte sie zu sagen, wenn er mal wieder Berge von Pasta und rotem Fleisch verschlungen hatte.
„Er ist nach Hause gefahren“, gestand ich und beobachtete aufmerksam ihr Gesicht. Sie begann, ein kleines Fleischbällchen zu formen.
„Ach ja?“ Sie ließ das Fleischbällchen in eine Pfanne plumpsen, die meine Mutter auf den Tisch gestellt hatte, und tauchte die Hände wieder in die Schüssel. „Schade. Er liebt die Auberginen deiner Mutter. Da entgeht ihm was.“ Sie zwinkerte mir zu und formte ein weiteres Fleischbällchen.
Ich lächelte. Nonna war gut darin, die Dinge einfach rumzudrehen. Es so hinzustellen, als ob Kirk etwas verpasste. Ich griff ebenfalls in die Schüssel und begann, ihr zu helfen.
„Findest du nicht, dass das nicht in Ordnung ist?“ mischte sich meine Mutter ins Gespräch, rührte die Soße ein letztes Mal um und kam dann zu uns an den Tisch. „Ich weiß nicht, wie oft er schon bei uns zu Besuch gewesen ist, und dann lädt er Angela nicht ein einziges Mal zu sich nach Hause ein? Um seine Eltern kennen zu lernen?“
Nonnie zuckte mit den Schultern, nahm sich mehr Fleisch und formte es. „Leben seine Eltern nicht in – wo war das noch mal – Massachusetts?“ fragte sie. So, wie sie Massachusetts betonte, war das kein Ort, den man freiwillig aufsuchte. Im Gegensatz zu Brooklyn. In Nonnies Welt gab es außer Brooklyn nicht viel. Ihre Mutter hatte sie als Teenager von Neapel hierher verfrachtet, sie war direkt auf der Delancey Street aufgewachsen, am Fuße der Brooklyn Bridge. In all den Jahren hatte sie es selten für nötig erachtet, irgendwo anders hinzugehen. In Brooklyn gab es alles, was sie brauchte:
Al’s Butcher
hatte die beste italienische Wurst, und nirgendwo in New York gab es bessere Bagels als bei
Brooklyn Bagelry
.
Kings Plaza
war zu Fuß schnell erreichbar und bis unters Dach voll gepackt mit Läden, in denen es Polyester-Klamotten und dick besohlte Schuhe gab, was mehr konnte eine Frau sich wünschen?
„Er meint es nicht ernst, und das gefällt mir nicht.“ Meine Mutter stellte Wasser für die Pasta auf.
„Ernst. Wer braucht das schon? Das hat doch noch Zeit.“ Nonnie winkte ab.
Sie hat Recht, dachte ich. Warum hatte ich es so eilig? Kirk und ich waren ja noch nicht einmal zwei Jahre zusammen. Mich wegen einer Hochzeit so aufzuregen war ein wenig … unreif. Oder?
Meine Mutter kam zurück an den Tisch, nahm einen Fleischklumpen und starrte mich und Nonnie kopfschüttelnd an. „Hast du die Wurst aus deinem Kühlschrank mitgebracht?“ fragte sie meine Großmutter.
„Nein, ich hatte keine
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