Ein Blick genuegt
verschwunden war. Einen Moment hatte sie überlegt, ihm in sein Büro zu folgen und ihm eine Szene zu machen, doch den Plan hatte sie schnell wieder verworfen.
Und sich für eine Verführung entschieden.
Die Nachricht, die er auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, besagte, er würde gegen sechs Uhr zu Hause sein. Um fünf Minuten nach sechs begann sie zu befürchten, dass er nicht auftauchen würde. Jetzt war es halb sieben, und sie bekam panische Angst.
Unruhig lief sie in der Küche auf und ab, so gut es auf den hohen Absätzen ging, und knabberte an einem Fingernagel.
Als sie schließlich die Haustür hörte, machte ihr Herz einen Satz und ihr Puls fing zu rasen an.
Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Sie holte tief Luft, nahm das Weinglas, das sie bereits für ihn eingeschenkt hatte, und schlenderte langsam aus der Küche.
Juliannas Anblick traf Lucas völlig unvorbereitet, als er von dem romantisch gedeckten Tisch aufsah, der als erstes seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
Lässig, mit einem Glas Wein in der Hand und einem kühlen Lächeln auf den roten Lippen, kam sie auf ihn zu. Mit den Augen folgte er den hohen Absätzen und ihren unendlich langen Beinen, die in tiefblauem Samt steckten. Fassungslos erkannte er, dass sie nichts darunter trug. Ihr ganzer Körper verhieß puren Sex.
„Julianna?” Seine Stimme war nur ein raues Flüstern.
„Willkommen zu Hause, Lucas.” Sie reichte ihm den Wein und küsste ihn sanft auf die Lippen. Als er einen Schritt näher kam, um den Kuss zu vertiefen, wich sie ihm aus und arrangierte die Rosen in der Vase.
„Das Essen ist fertig.” Sie zog einen Stuhl heraus und strich mit den Fingern über das glatte Holz. „Warum setzt du dich nicht? Ich komme gleich wieder.”
Er tat, wie gesagt. Er hätte sich auch auf den Kopf gestellt und gebellt, wenn sie es ihm befohlen hätte
Er hätte aufgestöhnt, wenn er noch etwas hätte herausbringen können. Wie sollte er das durchziehen, was er geplant hatte, wenn sie ihm solch einen verlockenden Anblick bot? Er war schließlich auch nur ein Mensch. Ein normaler Sterblicher. Und sie ist… eine Göttin, dachte er und sah, wie sich das Kerzenlicht in ihren Augen widerspiegelte. Ihre Augen bekamen einen feurigen Glanz, um ihre Lippen lag ein betörendes Lächeln.
Er war verloren. Total und hoffnungslos verloren.
Vielleicht sollte er die Sache, die er vorgehabt hatte, auf morgen verschieben. Morgen könnte er vielleicht wieder vernünftig denken. Aber jetzt sollte sie ihm gehören, und wenn es das letzte Mal wäre, selbst wenn es nur im Bett wäre. Sie musste ihm gehören.
Er vernahm zwar, dass sie redete, dass sie über das Wetter und den Garten sprach, aber er verstand die Bedeutung der Worte nicht. Ohne zu überlegen, begann er aufzustehen. Eins jedoch war ihm klar, wenn er Julianna erst einmal berührt hatte, würden sie es nicht mehr bis nach oben schaffen. Also würde er sie genau hier lieben. Genauso wie er es sich in den letzten drei Wochen vorge stellt hatte. Schnell und heftig. Besinnungslos vor Leidenschaft.
Er setzte sich wieder. Verflixt, das konnte er ihr nicht antun. Er konnte nicht mit ihr schlafen und ihr dann quasi ihre Entlassungs papiere überreichen. Sex war bisher immer so einfach gewesen. Beide Seiten gaben und nahmen und waren damit zufrieden. Doch mit Julianna wurde das Ganze auf einmal kompliziert. Weil es eben nicht mehr nur um Sex ging.
Es hatte alles eine viel tiefere Bedeutung.
„Soll ich dir etwas holen?”, fragte sie, nachdem er wieder auf seinen Stuhl gesackt war.
„Nein”, erwiderte er mühsam. „Alles in Ordnung.”
Julianna war sich bewusst, dass sie unbedeutendes Zeug vor sich hinredete. Ihr Essen schob sie auf dem Teller nur hin und her, aber irgendwie schaffte sie es dennoch, nach außen hin ruhig zu wirken, während sie am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre.
Zumindest hatte sie befriedigt festgestellt, dass Lucas der Mund offen stand, als sie aus der Küche kam und auf ihn zuging. Und sie hatte auch seinen Blick erkannt: unverhohlenes Verlangen. Es war ein schwacher Triumph, aber sie klammerte sich an den kleinsten Hoffnungsschimmer.
Doch selbst der schien jetzt zu zerrinnen. Lucas hatte kaum zwei Worte gesagt, und er blickte angestrengt an ihr vorbei. Das war das Schlimmste für sie. Dass er ihr nicht einmal in die Augen schauen konnte.
Aber sie würde nicht weinen, verflixt noch mal! Auf keinen Fall.
„Ich habe im hinteren Schlafraum die Tapeten abgekratzt”,
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