Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte
wieder kennenzulernen. Nach seiner Rückkehr nach Italien vor zehn Jahren hatte er sie lange nicht vergessen können. Sie waren sowohl ein Liebespaar als auch Freunde gewesen, deshalb war seine Neugier auf sie wohl völlig normal.
Selbstverständlich würden bei einer möglichen Beziehung mit ihr alle Emotionen außen vor bleiben. Seit das Feuer vor fünfzehn Jahren ihm jeden Menschen genommen hatte, den er liebte, war sein Inneres wie abgestorben. Sein Herz saß wie ein eisiger Klumpen in seiner Brust, und er glaubte nicht daran, dass es jemals wieder auftauen würde.
4. KAPITEL
„Wie hieß noch dieser kleine Country Pub in New Forest?“, fragte Lanzo. „Erinnerst du dich, wir sind öfter dort hingegangen.“
Natürlich erinnerte Gina sich – sie erinnerte sich an jeden Ort, an dem sie vor zehn Jahren zusammen mit Lanzo gewesen war. „‚The Hare and Hounds‘, bekannt für seine Steaks und Ale Pies. Du hast mich immer an meinen freien Tagen dorthin zum Lunch eingeladen.“
„Richtig. Und hinterher sind wir im Wald spazieren gegangen.“
Ja, sie waren Hand in Hand unter den schattigen Bäumen geschlendert und hatten sich auf einer sonnigen Lichtung geliebt … Gina musste sich räuspern. „Wir haben so manche schöne Wanderung in dem Wald gemacht.“
„Und haben uns unter dem grünen Dach der Bäume geliebt.“ Lanzo streckte die langen Beine vor sich aus. Sein Mund verzog sich zu einem sinnlichen Lächeln. „Erinnerst du dich, cara? “
„Vage.“ Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Das ist lange her.“
Sie saßen in Lanzos Privatjet, und Gina sah zum Seitenfenster hinaus in den blauen Himmel. Sie durfte sich das intensive Bewusstsein für Lanzos Nähe nicht anmerken lassen und versuchte bemüht, es zu ignorieren. Nur, wie sollte ihr das gelingen, wenn er direkt neben ihr saß und sie mit diesem hinreißenden Lächeln anschaute?
Drei Stunden war sie jetzt in seiner Gesellschaft, seit er sie heute Morgen abgeholt hatte, und schon war sie auf dem besten Wege, den Kampf mit ihrem Vorsatz, ihm gegenüber immun zu bleiben, zu verlieren. Als er sich neben sie gesetzt hatte, war sie davon ausgegangen, dass er seinen Laptop hervorholen und arbeiten würde. Stattdessen plauderte er schon den ganzen Flug über die Vergangenheit und schwelgte geradezu in Erinnerungen.
Es erstaunte sie, wie viele Dinge er behalten hatte. Sie waren nur für wenige Wochen ein Paar gewesen, dennoch erinnerte er sich an die Plätze, die sie gemeinsam besucht hatten, und an die Gelegenheiten, zu denen sie sich leidenschaftlich geliebt hatten. Dass sie jede Szene noch genau vor sich sah, konnte sie nachvollziehen, doch sie hätte erwartet, dass er alles längst vergessen hatte.
„Wann landen wir?“, fragte sie abrupt. Sobald sie in der Zentrale von Di Cosimo Holdings ankamen, konnte sie sich hoffentlich in die Rolle der tüchtigen Assistentin flüchten und ihr Herz würde endlich mit diesen albernen Hüpfern aufhören, jedes Mal, wenn er sie anlächelte!
„Nicht mehr lange … ah, da kommt das Zeichen, dass wir uns für die Landung anschnallen sollen.“ Seine Augen funkelten amüsiert auf, als er ihren erleichterten Stoßseufzer hörte.
Ende Juni war es drückend heiß in Rom. Gina war froh, in die klimatisierte Limousine einsteigen zu können, die am Aeroporto Fiumicino auf sie beide wartete.
„Wir fahren direkt zum Büro“, informierte Lanzo sie, während der Wagen sich durch den dichten Verkehr Richtung Zentrum bewegte. „Luisa ist schon da, um die Übergabe mit dir zu arrangieren. Am Nachmittag findet ein Vorstandsmeeting statt. Du wirst Protokoll führen.“
Sein Handy meldete sich. Während er die eingehenden Nachrichten scrollte, fragte er gleichzeitig seine Emails ab. Der geschwindigkeitsvernarrte Playboy hatte sich in den einflussreichen, milliardenschweren Geschäftsmann verwandelt. In dem dunkelgrauen Maßanzug, mit Seidenhemd und – krawatte sah er einfach atemberaubend sexy aus. Gina seufzte lautlos und riss den Blick von ihm los.
Gestern Nacht hatten die Zweifel, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, sie nicht schlafen lassen. Dass sie die Anforderungen der Assistentinnenstelle erfüllen konnte, dessen war sie sicher, aber sie machte sich ernsthafte Sorgen um ihre Fähigkeit, mit der Wirkung fertig zu werden, die Lanzo auf sie ausübte.
„Ich fürchte nur, mein Italienisch ist ein wenig eingerostet“, merkte sie an. „Zwar habe ich sechs Monate in Mailand gearbeitet, aber
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