Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte
bewusst, warum. Er wollte einfach nicht, dass es stimmte. Nur sagte ihm der gesunde Menschenverstand, dass Gina keinen Grund hatte, so eine Ankündigung zu erfinden. Und das Schicksal kümmerte es wenig, was er wollte.
Sie schien darauf zu warten, dass er etwas sagte. Was denn? Herzlichen Glückwunsch, wie toll? Dio, ihm kam es vor, als wäre sein Leben zu Ende. Und in gewisser Hinsicht war es das auch, denn so wie bisher würde es nicht mehr sein. Wenn Gina wirklich mit seinem Kind schwanger war, dann trug er die Verantwortung für sie und das Baby.
Er war vor vollendete Tatsachen gestellt worden, und er fühlte sich gefangen. Panik machte sich in ihm breit. Vor fünfzehn Jahren hatte er es nicht geschafft, seine Verlobte und sein Baby zu schützen. Natürlich hätte er das Feuer nicht verhindern können, aber wäre er damals zu Hause gewesen, hätte er vielleicht alle retten können. Er hätte die Frau geheiratet, die er geliebt hatte, und seine Eltern zu glücklichen Großeltern gemacht.
Das altbekannte Schuldgefühl schlug über ihm zusammen. Der Schmerz über den Verlust hatte ihn fast zerstört. Er hatte sich nie wieder erlaubt, Gefühle für einen anderen Menschen zu entwickeln, und er war sicher, dass er auch nichts für das Kind empfinden würde, das Gina in sich trug.
„Wie konnte das passieren?“, fragte er harsch. Er hatte nur in jener ersten Nacht keinen Schutz benutzt, und sie hatte ihm versichert, dass kein Risiko für eine Schwangerschaft bestand. „Du hast gesagt, du nimmst die Pille.“
„Ich …“ Gina runzelte die Stirn. „Das habe ich nie behauptet.“
„Du hast gesagt, es besteht kein Risiko“, meinte er geradezu sanft.
Sie hatte sich für sein Aufbrausen gewappnet, doch seine kalte Ruhe schien ihr viel gefährlicher. „Davon war ich auch überzeugt. Nachdem die Ehe mit Simon kinderlos blieb, obwohl wir Kinder haben wollten, musste ich mich mehreren Untersuchungen unterziehen. Man diagnostizierte eine Endometriose bei mir, ein häufiger Grund für Unfruchtbarkeit bei Frauen. Man sagte mir, die einzige Chance für mich, ein Kind zu bekommen, sei eine künstliche Befruchtung.“
Mit bebenden Fingern strich sie sich das Haar zurück, bat Lanzo mit den Augen um Verständnis. „Dieses Baby …“ Nur mit größter Mühe konnte sie ihre Tränen zurückhalten. „Dass ich schwanger geworden bin, ist ein kleines Wunder. Ich weiß, die Umstände sind alles andere als ideal, dennoch bin ich überglücklich. Ich habe immer davon geträumt, ein eigenes Kind zu haben, und nun wird dieser Traum endlich wahr.“
Sein Blick war starr und kalt. „Es mag dein Traum sein, meiner ist es nicht. Ich will kein Kind, und ich habe immer alles unternommen, um die Möglichkeit, Vater zu werden, auszuschließen.“
Ein Kind brauchte Liebe, nur trug er keine Liebe in sich. Nicht mehr. Das Feuer damals hatte auch seine Gefühle zu Asche verbrannt. Da war es besser, wenn das Kind, das in Gina heranwuchs, ohne ihn groß wurde, statt sich ständig nach einer Liebe zu sehnen, die der Vater nicht geben konnte.
Gina erbebte. Sie wusste nicht wirklich, was sie von Lanzo erwartet hatte. Seine Schockreaktion war wohl normal, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass er das Baby nicht haben wollte. Sie hatte darauf gehofft, sie würden ausdiskutieren, wie das Baby aufwachsen sollte – vorzugsweise mit beiden Elternteilen.
Ein mächtiger Mutterinstinkt flammte in Gina auf. Sie würde das wertvolle neue Leben in sich unter allen Umständen beschützen, würde ihr Kind lieben und für es sorgen, Lanzo brauchte nicht unbedingt mit zum Bild zu gehören. Es war nur fair, wenn sie ihm das klarmachte.
„Es ist schade, dass du so denkst“, hob sie ruhig an. „Ich will dieses Kind, und ich werde es bekommen. Ich werde die Schwangerschaft nicht abbrechen.“
Lanzo zuckte zurück, als hätte sie ihn geohrfeigt. „ Dio, davon habe ich auch nichts gesagt.“ Die Vorstellung eines Schwangerschaftsabbruchs war ihm zutiefst zuwider. Hieß das nun, er wollte, dass sie das Baby bekam? Er konnte nicht mehr klar denken. Er brauchte dringend Abstand.
Abrupt stand er auf. „Wir reden, wenn ich zurück bin.“
„Zurück woher?“
„Ich muss noch mal mit dem Motorrad weg.“ Er griff nach seinem Helm. „Da ich ebenso verantwortlich bin, werden wir ein finanzielles Arrangement für das Kind treffen.“ Damit marschierte er zur Tür, ohne Gina anzusehen.
Die ursprüngliche Angst um Lanzo wandelte sich in schwelende Wut,
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