Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte
weitere Erklärung.
„Hast du den Garten allein angelegt?“ Sie konnte ihr Erstaunen, dass er diese wunderbare Anlage entworfen haben sollte, nicht verbergen.
Er lachte auf. „Wohl kaum. Das Grundstück ist über achttausend Quadratmeter groß. Ich beschäftige ein ganzes Team von Gärtnern. Doch am Anfang habe ich oft selbst zum Spaten gegriffen.“ Die Erde umzugraben, auf der einst das Haus seiner Eltern gestanden hatte, war für ihn mit einer seltsam läuternden Wirkung verbunden gewesen, auch wenn die harte körperliche Arbeit die Albträume nicht hatte vertreiben können.
Ihm fiel auf, dass Gina ihn stumm anstarrte. „Wieso siehst du mich so ungläubig an?“
„Ich verstehe dich nicht“, gab sie offen zu. „Für mich passen der tollkühne Playboy, der Extremsport liebt, und der Mann, der Gartenarbeit als Hobby betreibt, nicht zusammen.“
Er zuckte mit den Schultern. „Es ist auch nicht nötig, dass du mich verstehst.“
Sie wusste, er hatte sie nicht absichtlich verletzen wollen, aber das machte es nur noch schlimmer – ihm lag nicht einmal genug an ihr, um sie bewusst zu verletzen. Natürlich hatte sie von Anfang an gewusst, dass er nur eine Affäre mit ihr eingehen wollte. Nur weil sie sich ihm im Nachhall des Liebesspiels näher fühlte, als sie sich je einem Menschen gefühlt hatte, hieß das nicht, dass es für ihn genauso war.
Lanzo gab nie etwas von seinen Emotionen preis. Offensichtlich jedoch war er einmal verliebt gewesen, sonst hinge das Porträt nicht in der Eingangshalle seiner Villa, wo er es sofort sah, wenn er das Haus betrat.
Sie wünschte, sie hätte den Mut, ihn einfach nach seiner Vergangenheit zu fragen. Doch warum sollte er ihr auch nur das Geringste erzählen, wenn sie nicht mehr für ihn war als eine unter vielen? Und wieso sollte sie das kümmern? Es war ja nicht so, als würde er ihr übermäßig viel bedeuten. In wenigen Monaten würde Luisa wieder die Position als seine Assistentin übernehmen, und sie würde nach England zurückkehren und ihr altes Leben weiterführen.
Nur … warum tat es so weh? Und warum wurde ihr schon wieder schwindlig …?
„Gina!“
Lanzos Stimme drang wie aus weiter Ferne zu ihr, bevor alles um sie herum im Nichts versank.
„Ich brauche keinen Arzt. Warum hast du den armen Mann herbemüht, obwohl der Grund für meine Ohnmacht doch nun wirklich offensichtlich ist – ich habe seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen.“
Gina funkelte Lanzo böse an, doch der drückte sie nur schwach lächelnd auf das Sofa zurück. „Sei einfach still und bleib liegen. Schon seit Tagen fühlst du dich nicht wohl. Es ist besser, wenn der Arzt dich untersucht.“ Aus der Halle waren Stimmen zu hören. „Hörst du, er ist schon da.“
Es ärgerte Gina, dass Lanzo das Zimmer nicht verließ, während der Doktor sie abhörte und ihren Blutdruck maß.
„So weit kann ich nichts feststellen“, versicherte der Arzt ihr dann. „Und bisher sind Sie noch nie in Ohnmacht gefallen?“
„Nein, nie.“
„Aber Signorina Bailey hat in letzter Zeit öfter Schwindelanfälle gehabt“, meinte Lanzo hinzufügen zu müssen.
„Dafür kann es mehrere Gründe geben“, überlegte der Doktor. „Könnte eine Schwangerschaft …“
„Nein“, unterbrach Gina ihn sofort, „mit Sicherheit nicht.“ Die Worte ihres Gynäkologen würde sie nie vergessen: Wenn Sie Kinder haben wollen, ist eine In-Vitro-Fertilisation Ihre einzige Hoffnung .
Dottore Casatelli musterte sie genauer. „Nun, wie gesagt, es kann mehrere Gründe geben. Sie sollten zur Blutabnahme in meine Praxis kommen, dann wissen wir Genaueres.“
Gina nickte, auch wenn sie nur mit halbem Ohr zuhörte. In Gedanken rechnete sie nach. Ihre Periode war schon eine Woche überfällig, erstaunlich, dass es ihr nicht eher aufgefallen war. Während ihrer Ehe hatte sie immer genau die Tage gezählt, und wenn ihr Zyklus sich auch nur einen Tag verspätet hatte, war sie sofort in die Apotheke gerannt, um sich einen Schwangerschaftstest zu besorgen – nur um ihre Hoffnungen dann zerstört zu bekommen.
Lanzo entschuldigte sich, um einen Anruf anzunehmen, und der ältere Doktor packte seine Tasche zusammen. Allerdings weiteten Ginas Augen sich verblüfft, als der Arzt ihr eine kleine Schachtel reichte.
„Ich brauche keinen Schwangerschaftstest, dottore “, beharrte sie. „Ich leide an einer Erkrankung, die eine Schwangerschaft so gut wie unmöglich macht.“
„Und doch geschieht manchmal das Unmögliche“,
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