Ein Bodyguard zum Heiraten? (German Edition)
direkt. Auf jeden Fall haben sie mich für reifer und vernünftiger gehalten. Vielleicht wie eine Tante oder so. Und daraus wurde dann die Mutterfigur, nachdem unsere Eltern gestorben waren.“
Sie haben sie in eine Außenseiterposition gedrängt, dachte er mitfühlend, obwohl ihr Vater Téa doch später sogar adoptiert hat. Seine Gedanken schweiften zu dem Sommer vor all den Jahren im Strandhaus der Dantes zurück. Damals hatte sich Téa immer von den anderen ferngehalten. Sie war ja tatsächlich ganz anders als die anderen. Vom Aussehen – wegen ihrer roten Haare. Vom Temperament – ein scheues Rehkitz inmitten einer Horde junger Raubtiere. Und vom ganzen Verhalten – der ruhige Pol inmitten jugendlichen Ungestüms.
„Ich weiß übrigens noch genau, wo ich dich zum ersten Mal gesehen habe“, merkte er an.
„Du meinst auf dem Zebrastreifen?“
„Nein, viele, viele Jahre vorher. Am See – als wir noch Kinder waren. Erinnerst du dich nicht mehr?“
Nervös blätterte sie in einem Aktenordner. „Doch“, antwortete sie schließlich.
„Schon damals habe ich diese elektrische Spannung gespürt“, rutschte es ihm heraus.
Diese Bemerkung machte sie noch nervöser. „Die elektrische Spannung?“
Auf keinen Fall wollte er sich eingestehen, dass es ein frühes Anzeichen des Infernos hätte sein können. Aber irgendetwas an ihr hatte ihn damals fasziniert. „Du hast mich irgendwie … verwirrt.“
„Du warst damals ein Rüpel“, warf sie ihm vor. „Genau wie die anderen.“
„Kann gut sein“, gab er zu. „Wir waren eben eine Rasselbande und haben zusammengehalten. Und du … du hast irgendwie nicht dazugepasst.“
„Stimmt.“
Er beugte sich zu ihr hinüber und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Finger verharrten an ihrem Ohr. „Du wolltest auch gar nicht dazugehören.“
„Nein, damals noch nicht“, gestand sie und schmiegte sich an seine Hand. „So viel Trubel, so viel Krach war ich einfach nicht gewohnt. Bevor wir de Lucas wurden, gab es ja nur meine Mom und mich. Wir haben ein ziemlich ruhiges Leben geführt – außer wenn meine Billings-Großeltern Streit hatten. Dann konnte es etwas turbulenter werden.“
„Wieso das denn?“, hakte er interessiert nach.
„Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber nach den Erzählungen meiner Mutter konnte Großvater Billings ganz schön besitzergreifend sein. Allerdings ist er sicher selbst dann ausgesprochen höflich geblieben – nicht wie die de Lucas, die bei Auseinandersetzungen gerne lautstark werden.“
Luc musste lächeln. „Das kenne ich von den Dantes. Obwohl Nonna uns zur Ordnung ruft, wenn der Streit zu lange dauert.“
„Genau wie Madam. Sie haut mit der Hand auf den Tisch, und wenn dann nicht sofort Ruhe ist …“ Téa erschauerte.
„Sie kann ganz schön Furcht einflößend sein.“
„In den ersten Jahren hatte ich richtig Angst vor ihr“, gab Téa zu.
„Wie hat Großvater Billings die Nachricht aufgenommen, dass deine Mutter wieder heiraten wollte?“
„Gar nicht gut. Er war strikt dagegen. Und als sie es dann doch tat, hat er sich von uns abgewandt und uns den Geldhahn abgedreht.“ Verschwörerisch beugte sie sich zu ihm hinüber und senkte die Stimme, vielleicht, weil sie sich auf Billings-Territorium befanden. Sein Geist schwebte noch über allem – und das sollte er bestimmt nicht hören. „Deswegen war ich auch so überrascht, dass er mich in seinem Testament zu seiner Erbin und Nachfolgerin bestimmt hat. Eigentlich hatte ich meinen Abschluss in Jura machen wollen.“
Sicher war nicht nur Téa überrascht gewesen, sondern vor allem auch ihr Cousin Conway Billings. Aber das sprach Luc lieber nicht aus. „Du sagst Dad, wenn du über deinen Stiefvater sprichst. Und du trägst seinen Nachnamen. Ich gehe davon aus, dass er dich adoptiert hat?“
„Ja, als ich sechzehn wurde. Und ein halbes Jahr später …“ Sie konnte nicht weitersprechen, und ihre Augen schimmerten feucht.
Mitfühlend ergriff er ihre Hand. Wieder verspürte er die elektrische Spannung, aber es war ein angenehmes Gefühl, irgendwie beruhigend, als ob zusammenkam, was zusammengehörte. „Tut mir leid für dich. Es muss furchtbar gewesen sein, die Eltern auf diese Weise zu verlieren.“
„Hätte Madam uns nicht aufgenommen, wäre es noch viel schlimmer gewesen.“
„Und jetzt dankst du ihr ihre Großherzigkeit.“
„Das gehört sich ja wohl so, oder?“
„Sicher. Solange man es nicht übertreibt und dabei die
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