Ein Bodyguard zum Heiraten? (German Edition)
Abendessen zog sich über Stunden hin, eine lautstarke Familienfeier voller Herzlichkeit und Humor.
Auf der Geburtstagstorte stand tatsächlich, wie von Luc vorhergesagt, „Happy Birthday, Rafe“. Nachdem sie verspeist, die Geschenke ausgepackt und die Teller abgespült waren, schleppten die Frauen Téa einfach mit, um Kaffee zu trinken und über Babys zu sprechen. Sie warf Luc einen Hilfe suchenden Blick zu, aber zu ihrer Verärgerung lächelte er nur. Aus dem Augenwinkel sah sie noch, wie sein Lächeln plötzlich verlosch und einer finsteren Miene wich. Im ersten Moment begriff sie nicht, aber dann ging es ihr auf. Er hatte auf seine Hände geblickt und mit dem Daumen der linken Hand die Handfläche der rechten gerieben. Dort, wo die elektrische Spannung prickelte. Das untrügliche Zeichen, dass das Inferno ein neues Opfer gefunden hatte.
„Also hat es endlich zugeschlagen“, meinte Primo, nachdem die Frauen gegangen waren.
Luc sah ihn verwirrt an, während sein Bruder, der schöne Rafe, amüsiert lächelte. „Wie bitte?“
„Das Inferno.“ Der Großvater zeigte auf Lucs Hände. „Versuch gar nicht erst, es zu leugnen, Luciano. Die Zeichen sind überdeutlich.“
„Ach, das.“ Er kratzte sich noch mal die Handfläche und brachte ein gequältes Lachen hervor. „Blödsinn, das war nur ein leichtes Jucken.“
„Ein Jucken, das dir fünfzig Jahre lang erhalten bleiben wird, mein Junge“, korrigierte Primo. „Oder mehr, wenn dir ein besonders langes Leben beschert ist.“
„Das mit Téa de Luca ist ein Auftrag, nichts weiter.“
Entnervt verdrehte Primo die Augen. „Warum wehren sich die Jungen immer nur so dagegen? Warum wollen sie es nicht glauben, selbst wenn es mit der Macht eines Blitzes zuschlägt?“
Gemächlich ging er zu einem Schrank und holte eine Blechdose heraus, auf der „Getrockneter Ginseng“ stand. Er öffnete sie und entnahm ihr nicht etwa die Heilpflanze, sondern eine dicke Zigarre. Luc unterdrückte ein Lachen. Typisch Primo.
„Wenn Nonna dich mit dem Ding erwischt, kriegst du aber mächtig Ärger“, ermahnte Rafe ihn amüsiert.
„Dann darf sie mich eben nicht erwischen.“ Primo zündete die Zigarre an. „Luciano, du hast das Inferno doch immer wieder miterlebt. Mit meiner geliebten Nonna. Mit deinen Eltern. Und dann, nach und nach, mit jedem deiner Cousins.“ Er hob seine schlohweiße Augenbraue. „Glaubst du etwa, du bist immun dagegen?“
„Allerdings. Bin ich.“
Seelenruhig blies Primo eine Rauchwolke in die Luft. „Da täuschst du dich.“
„Ich habe aber kein Interesse an einer festen Beziehung“, protestierte Luc. „Und erst recht nicht an Heirat und Kindern.“
„Wegen der Sache, die damals passiert ist?“, fragte sein Großvater.
Leugnen hatte keinen Sinn. „Ja.“
Luc war nicht bereit, sich den Erinnerungen zu stellen; er wusste, sie würden ihn sonst überwältigen. Eins hatte er daraus gelernt: Niemals wollte er sich einer Frau so öffnen und ausliefern, dass er ohne sie nicht leben konnte. Allein Rafes Schicksal nach dem katastrophalen Ende seiner Ehe war ihm eine Warnung. Aber vor allem natürlich der Unfall, der sein Knie so geschädigt hatte.
Mit der qualmenden Zigarre deutete Primo in seine Richtung. „Das Inferno ist nichts, was man so einfach abschalten könnte. Es ist dir widerfahren, und du wirst damit umgehen müssen. Natürlich kannst es so machen wie dein Onkel – Gott sei seiner Seele gnädig.“ Bekümmert bekreuzigte er sich. „Du kannst dich wie Dominic davon abwenden und dein Leben zerstören. Oder du folgst dem Beispiel deiner Eltern, die es richtig gemacht haben. Du kannst es annehmen und eine Glückseligkeit jenseits aller Vorstellungskraft erleben.“
„Und wenn es verfliegt?“, fragte Luc. „Wenn es vorbei ist?“
Verständnislos musterte Primo ihn. „Wer sagt denn, dass es je vorbeigeht?“
„Alles hat einmal ein Ende“, beharrte Luc mit fester Stimme. „Liebe ist wie ein Glücksspiel, das gefährlichste überhaupt. Wenn es schiefläuft, verlierst du nicht einfach nur. Es kann dich am Boden zerstören, dich auslöschen. Ich habe so etwas bei anderen schon gesehen. Kein schöner Anblick. Deshalb lasse ich mich darauf nicht ein. Ich spiele nur, wenn ich weiß, dass ich auch gewinne.“
Sein Großvater nickte voller Verständnis und Mitgefühl. „Du meinst den Unfall, nicht wahr? Diese arme Familie?“ Statt auf eine Antwort zu warten, sprach er weiter. „Der Tod ist ein Teil des Lebens, Luciano, genau
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