Ein Boss zum Träumen
die Vermittlungsgebühren sparen und mir mehr zahlen können. Wir hätten beide etwas davon gehabt.“
„Du hättest abgelehnt“, sagte er lächelnd.
„Nur, weil wir uns nicht besonders grün sind? Wohl kaum.“
Er lehnte sich zurück und betrachtete sie aufmerksam. „Offenbar hat Julia dir nicht alles erzählt.“
„Ich weiß nur, dass es in Chance City und für länger ist.“
„Also nicht, dass es eine Arbeitsstelle mit Unterkunft ist?“
Verblüfft starrte sie ihn an. „Nein. Außerdem habe ich eine Wohnung, vielen Dank.“ Warum erwähnte sie das? Ihm gehörte das Haus, in dem sie ein Apartment im ersten Stock gemietet hatte.
„Nicht mehr. Das heißt, bald nicht mehr. Ich brauche nämlich eine Wohnung für Dylan. Dein Apartment wäre genau das Richtige für ihn.“
Mit einem Satz war Shana auf den Füßen. „Du setzt mich vor die Tür? Ich habe eine Tochter, die siebzehn Monate alt ist. Wo sollen Emma und ich denn hin?“
„Zu mir.“
Sie traute ihren Ohren nicht. Das konnte doch nicht wahr sein! Was sollten die Leute von ihr denken, wenn sie in das Haus eines alleinstehenden Mannes zog? Gerade fing man wieder an, sie ernst zu nehmen und zu respektieren, nachdem sie vor ein paar Jahren einfach von zu Hause abgehauen war. Glücklicherweise war der Ärger darüber inzwischen verraucht.
Wenn sie mit Kincaid unter einem Dach lebte, ging das Getuschel sofort wieder von vorn los. Sie wollte gehen. „Das war reine Zeitverschwendung. Für beide von uns.“
Er schaffte es, vor ihr an der Tür zu sein und legte die Hand auf die Klinke, um sie am Hinausgehen zu hindern.
Ihr Herz machte einen Sprung, als sein Oberkörper ihre Schulter streifte. Sie war verletzt, aufgebracht und … noch etwas, über das sie lieber nicht nachdenken wollte. „Sei nicht kindisch, Kincaid.“
„Bitte hör mich an.“
Shana kämpfte gegen die Tränen der Enttäuschung und Wut an. Auf keinen Fall wollte sie vor ihm Schwäche zeigen.
„Bitte, Shana.“
„Na gut“, murmelte sie nach einer Weile. „Aber nur wegen Julia. Ich möchte ihr nicht erzählen, dass ich den Job abgelehnt habe, ohne zu wissen, um was es geht.“
Kincaid trat zur Seite, ohne Shana aus den Augen zu lassen. Befürchtete er vielleicht, dass sie doch noch weglief?
Mit hocherhobenem Kopf ging sie zu ihrem Stuhl zurück, setzte sich und verschränkte die Arme. Herausfordernd sah sie ihn mit ihren grünen Augen an.
Kincaid verkniff sich ein Grinsen. Ihr Zorn passte nicht so recht zu ihrem geschäftsmäßigen Äußeren – Rock, Jacke und hohe Absätze. Normalerweise trug sie Stiefel, Jeans und T-Shirts, die die Rundungen ihrer schlanken Figur betonten. Und der Pferdeschwanz, zu dem sie ihr blondes Haar gebunden hatte, war auch neu.
Am liebsten hätte er sich neben sie gesetzt. Doch etwas Distanz war ihr vermutlich lieber. Deshalb nahm er auf der anderen Seite des Tisches Platz. „Ich sage dir am besten gleich, was ich will. Zurzeit brummt mein Laden. Ich kann mich kaum noch persönlich um all meine Kunden kümmern.“
„Deswegen hast du doch Dylan eingestellt.“
„Vor allem, weil er das Gefühl haben sollte, seinen Platz gefunden zu haben. Er ist gerade mal achtzehn. Ich muss ihm noch eine Menge beibringen. Das kostet Zeit. In der Zwischenzeit kann ich mich um nichts anderes kümmern. Und jetzt kommst du ins Spiel.“
„Inwiefern?“
„Sarah McCoy ist im September aufs College gegangen. Zwei Jahre lang hat sie sich um meinen Haushalt gekümmert. Ich habe noch immer keinen vollwertigen Ersatz für sie gefunden.“
„Um dein Haus zu putzen, muss ich doch nicht bei dir wohnen.“
„Es geht um mehr als bloß Putzen. Es geht auch ums Aufräumen. Ich hasse Unordnung. Die Wäsche stapelt sich. Und zum Kochen habe ich auch keine Zeit …“
„Das sind doch ganz normale Hausarbeiten. Dafür brauche ich höchstens einen Tag pro Woche. Wenn das eine Art Gefälligkeitsjob für mich sein soll …“
„Ich brauche Hilfe“, unterbrach Kincaid sie. Natürlich war sie auf den Job angewiesen, auch wenn sie es niemals zugeben würde.
Ihre Schwester Dixie, mit der er recht gut befreundet war, hatte es ihm erzählt. Dixie lebte zwar derzeit auf der anderen Seite der Erdkugel, aber Aggie McCoy hielt sie auf dem Laufenden, was ihre Schwester anging. Sie hatte ihr berichtet, wie knapp Shana bei Kasse war, dass sie jeden Cent zweimal umdrehen musste und trotzdem auf keinen grünen Zweig kam.
Deshalb hatte Dixie ihn umgehend angerufen und gefragt, ob
Weitere Kostenlose Bücher