Ein Boss zum Träumen
nicht morgen. Sie würde ihre Arbeit erledigen und dankbar dafür sein. Dank Kincaid war sie auf niemanden mehr angewiesen.
2. KAPITEL
Shana parkte vor Aggie McCoys Haus, schaltete den Motor aus und atmete tief durch. Seit ihrer Rückkehr in die Stadt vor einem Jahr war Aggie der Fels in ihrem stürmischen Leben geworden. Außerdem war sie der Schlüssel zu Shanas Erfolg. Wenn sie Aggie davon überzeugen konnte, dass ihre neue Tätigkeit eine rein geschäftliche Angelegenheit war, würde sich das in Windeseile in der ganzen Stadt verbreiten und jeglichen Tratsch und Klatsch von vornherein verhindern.
Aggie war neunundsechzig, seit mehr als zwölf Jahren Witwe, hatte acht Kinder großgezogen und inzwischen jede Menge Enkel. Sie kümmerte sich um jeden, der ihr über den Weg lief, egal, ob es sich um Verwandtschaft oder entfernte Bekannte handelte. Außerdem schloss sie Shana jedes Mal, wenn sie sich sahen, so liebevoll in die Arme, wie es ihre eigene Mutter niemals getan hatte.
Shana klopfte zweimal, bevor sie die Haustür öffnete. Der Duft von Äpfeln und Zimt stieg ihr in die Nase. „Jemand zu Hause?“, rief sie.
„Mommy! Mommy!“ Emma kam aus der Küche gelaufen.
Shana nahm sie auf den Arm und wirbelte sie durch die Luft. Emmas blonde Locken flogen ihr um die Stirn. Das T-Shirt passte perfekt zu ihren grünen Augen, wie sie alle Callahans hatten. „Da ist ja mein Schatz. Hier riecht es aber sehr gut.“
„Äpfel. Mhm.“
„Du bist früh dran.“ Aggie kam in den Flur und wischte sich die Hände an der Schürze ab. „Wie ist es denn gelaufen?“
Shana knuddelte Emma, die mit ihrem Anhänger spielte. „Ich habe den Job. Eine Vollzeitstelle. Mitten in der Stadt.“
„Und wer ist der Boss?“
„Kincaid.“
Aggie zog die schwarzen Augenbrauen hoch. „Was sollst du denn für ihn tun?“
„Ich bin so eine Art Mädchen für alles. Haushälterin, Putzfrau, Bürohilfe, Innenausstatterin …“
„Klingt nach mehr als einer Vierzigstundenwoche.“ Aggie ging in die Küche. „Ich muss den Kuchen aus dem Ofen nehmen.“
Shana folgte ihr. „Mit den vierzig Stunden bin ich mir nicht so sicher. Aber die Arbeit ist ziemlich abwechslungsreich. Außerdem wohne ich bei ihm.“
Aggie drehte sich um, sagte aber nichts. Das war ziemlich ungewöhnlich für sie.
„Es ist für alle eine Win-win-Situation, Aggie. Er will mein Apartment für Dylan, und er braucht eine Haushälterin. Deshalb ziehen Emma und ich bei ihm ein. Mein kleiner Schatz hat zum ersten Mal ein eigenes Zimmer – und einen Garten.“ Sie rieb ihre Nase gegen Emmas, die ihre Händchen auf Shanas Wangen legte und ihr einen nassen Kuss gab. „Er hat übrigens eine Freundin.“
„Wirklich?“ Aggie zog den Apfelkuchen aus dem Ofen und stellte das Blech auf einen metallenen Untersetzer.
Shana kam näher. „Die Leute sollen wissen, dass das alles rein geschäftlich ist. Kannst du das ein bisschen herumerzählen?“
„Unterstellst du mir etwa, Gerüchte zu verbreiten?“
„Ich betrachte das mehr als Schadensbegrenzung. Ich habe hart daran gearbeitet, in dieser Stadt wieder akzeptiert zu werden. Über Kincaid hat es noch nie Gerede gegeben. Das ist für mich eine große Chance. Jetzt kann ich es mir sogar leisten, dich und die anderen Babysitter zu bezahlen.“
„Darüber reden wir ein anderes Mal. Ich freue mich für dich, Liebes. Klingt wie die Lösung all deiner Probleme. Typisch Kincaid. Er muss hellseherische Fähigkeiten haben. Genau im richtigen Moment hat er sein Angebot auf den Tisch gelegt – als du es am dringendsten gebraucht hast.“
Sie musterte Shana mit einem seltsamen Blick, als ob sie etwas wüsste, von dem Shana keine Ahnung hatte. „Die Dinge geschehen nun mal, wenn es so weit ist. Hast du das nicht immer selbst gesagt?“
„Genau – und dass es auf die Sekunde ankommt.“
„Bitte, Aggie! Erzähl allen Leuten, dass es wirklich rein geschäftlich ist!“
„Ich versuche es, aber du weißt, dass sie sich trotzdem das Maul zerreißen, wenn sie Lust darauf haben. Würde mich nicht wundern, wenn sie sogar Wetten auf euch abschließen. Du weißt doch, wie die Leute sind.“
„Wenn sie erst mal Kincaids Freundin sehen, werden sie still sein.“
„Interessant, dass er sich noch nie mit einer Frau gezeigt hat. Wie kommst du darauf, dass er ein Verhältnis hat?“
„Runter“, quengelte Emma auf Shanas Arm.
Shana nutzte den Moment der Ablenkung, um sich eine Antwort zu überlegen. „Er will mit ihr am
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