Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
Vom Netzwerk:
getroffen hatte und sich mit ihm noch verabredet hatte. Monika Lindberg lächelte verständnisvoll und selbstverständlich würde sie dem jungen Glück nicht im Wege stehen.
    „Geh nur, Kind“, sagte sie sofort zustimmend, „es ist ein so herrlicher Abend, wie gemacht um sich mit einem jungen Mann zu treffen und in schönen Erinnerungen zu schwelgen.“
    Yuna war erleichtert und freute sich darüber, wie jung und glücklich ihre Mutter wirkte. Das Meer schien auf sie eine wunderbare Wirkung auszuüben. Und so schwor Yuna sich, auch wenn das Haus ihres Großvaters jetzt ihr gehörte, dass ihre Mutter dort immer genauso zu Hause sein sollte wie sie selbst.
    In An Triskell angekommen legten sie Yunas geheimnisvolles Fundstück sogleich in Essig, aber schon vorher, als Yuna es mit einer alten Zahnbürste und Spülmittel abbürstete, trat Überraschendes zu Tage. Ein Teil der verkrusteten Ablagerungen brach ab und darunter erschien golden glänzendes Metall.
    „Es scheint ein Schmuckstück zu sein“, vermutete ihre Mutter, was in Yuna sofort ein erwartungsvolles Kribbeln auslöste. Es war ja auch wirklich eine kleine Sensation. Im Sommer gingen immer mal wieder Schatzsucher mit Metalldetektoren am Strand herum, aber die fanden meist nur ein paar verlorene Münzen der Badegäste. Jedenfalls hatte Yuna nie beobachtet, dass einer von denen so einen spektakulären Fund gemacht hatte.
    Und tatsächlich, als sie, kurz vor dem Treffen mit Julian, noch einmal nach dem seltenen Strandgut sah, da hatte sich der Grünspan aufgelöst.
    Sie nahm es aus dem Essigbad und rannte aufgeregt zu ihrer Mutter.
    „Es ist ein Medaillon“, stieß sie atemlos hervor und starrte entzückt auf den mit einem stilisierten Blumenornament versehenen Deckel.
    „Es sieht aus, als ob es aus den zwanziger oder dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts stammen würde“, meinte ihre Mutter und war genauso begeistert wie sie über diesen so außergewöhnlichen Fund. „Damals hat man die sehr beliebten Medaillons gerne mit solchen Motiven verziert. Man hat sie um den Hals getragen und Fotominiaturen oder auch eine Haarlocke des Liebsten darin aufbewahrt.“
    Diese Worte machten Yuna noch neugieriger und sie hätte zu gerne gewusst, ob auch ihr Fund so ein interessantes Innenleben hatte. Aber alle Versuche, das Medaillon zu öffnen, scheiterten. Der Verschluss war leider abgebrochen und die beiden Hälften klebten wie verschweißt aneinander.
    „Wir versuchen es morgen noch mal in Ruhe“, schlug ihre Mutter vor. „Das Schmuckstück läuft dir nicht weg, aber vielleicht dein Freund, wenn du ihn noch länger warten lässt.“
    Erschrocken sah Yuna auf ihre Uhr. Tatsächlich, höchste Zeit! Sie drückte ihrer Mutter einen dankbaren Kuss auf die Wange und trug das hübsche Schmuckstück in ihr Zimmer, wo sie es sorgsam auf ihren kleinen Schreibtisch legte. Es fiel ihr schwer, sich davon zu trennen und in Geduld zu üben, aber das Date mit Julien ging jetzt vor und so würde sie noch ein wenig warten müssen, bis das kleine Schmuckstück ihr sein Geheimnis enthüllen würde.

    Rasch machte sie sich noch etwas frisch, schlang einen warmen Pulli um ihre Schultern und lief wieder nach unten, wo sie an der Haustür in ihre Sportschuhe schlüpfte und dann in gestrecktem Galopp den holperigen Fahrweg zum Ende der Promenade hinunterrannte. Obwohl sie sicher war, dass Julien nicht weglaufen würde, wollte sie doch seine Geduld nicht unnötig lange strapazieren. Außerdem fand sie das Klischee nervig, dass Frauen grundsätzlich zu einem Date zu spät kommen und wollte dem darum ungerne neue Nahrung geben.
    Yuna verließ die Promenade und ging dem Östlichen Orakel entgegen, jener Felsgruppe am Ende der Bucht, die sie so getauft hatte, nachdem sie das Buch Die unendliche Geschichte von Michael Ende gelesen hatte und sich im Alter von zehn Jahren regelmäßig in Atreju , den mutigen Indianerjungen verwandelt hatte. Bis sie Julien traf, diesen ganz und gar süßen Franzosen aus Paris, der zum ersten Mal die Ferien alleine in Le Ro bei seinen Großeltern verbrachte. Von da an wollte sie doch lieber die kindliche Kaiserin sein und überließ ihm großzügig die Helden- und Beschützerrolle.
    Langsam färbte sich der Himmel in ein gelbliches Orange und kündigte den nahen Sonnenuntergang an. Das Meer veränderte seine Farbe ebenfalls und die vorher weiße Gischt glänzte wie Gold auf den dunkler werdenden Wellen.
    Yuna sah Julien auf einem der Felsen stehen. Er

Weitere Kostenlose Bücher