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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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Erinnerung heraus. Julien zuckte die Schultern. „Also ich mag sie inzwischen leidenschaftlich gerne. Hast du nie welche probiert?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Wo denn? Bei uns wachsen die nicht einfach so in den Felsen. Der Gott der Gourmets lebt eben doch eher hier. Nur auf Sylt werden welche gezüchtet, glaube ich, und ehrlich gesagt, da bin ich nur einmal gewesen.“ Mit Michael und dem Motorrad, dachte sie, und der stand mehr auf Kultcurrywurst von der Sansibar.
    „Dann lass dich überraschen“, meinte Julien und schlug vor: „Wie wäre es so gegen Neun bei den rosa Schnecken?“
    Yuna nickte. Das war nicht weit vom Ende der Strandpromenade und nahe beim Gutshaus von Juliens Großeltern. Außerdem konnte man diese Stelle wirklich nicht verfehlen, weil dort der Einstieg zu einem Weg durch die Klippen war, an dessen Fuß sich Unmengen rosafarbener Häuser von Pantoffelschnecken abgelagert hatten. Yuna erinnerte sich noch daran, wie sie die Stelle mit etwas fünf Jahren das erste Mal entdeckt hatte und den ganzen Tag dort inmitten der unzähligen Schneckenhäuser gespielt hatte. Für kleine Mädchen das pinke Paradies.
    Also war es verabredet und als Julien sich mit einem dezenten Wangenkuss von Yuna verabschiedete prickelte in ihr bereits die Vorfreude wie Champagner.

    Rufflés Crêperie war eine von zweien im Dorf. Sehr schlicht, fast schon primitiv eingerichtet, aber der Ort, wo sich auch die Einheimischen an der Bar zu einem Pastis oder einem Bierre a la pression trafen und sowieso das Stammlokal von Grand-père Pierre.
    Monsieur Rufflé, seines Zeichens Patisseur, betrieb noch eine hoch gerühmte Pâtisserie in einem der anderen Küstenorte. Er war ein großer, beleibter Mensch, der aber eine freundliche Gemütlichkeit ausstrahlte und den Kindern häufig hinter dem Rücken seiner Frau eine kleine Süßigkeit oder eine Überraschungstüte zusteckte.
    Frau Rufflé galt als der Generalanzeiger des Ortes und es gab kein Gerücht, das sie nicht kannte und in Windeseile weiter verbreitete. Sie war außerordentlich geschäftstüchtig und zu den Lindbergs stets besonders freundlich, da die Familie während ihrer Ferien regelmäßig bei ihr einkehrte und zudem als ziemlich verfressen galt, und besonders Yannik und Jürgen Lindberg den köstlichen Kuchen und Pralinés, die ihr Ehemann kreierte, nicht widerstehen konnten.
    Yunas Lieblingscrêpe war a la paysanne mit Salat und krossem Schinkenspeck und den bestellte sie sich auch heute. Natürlich mit einem Viertel Cidre dazu, der hier frisch vom Fass kam.
    Yuna und ihre Mutter wurden zwar überrascht, aber dennoch wie eh und je mit einem lauten und freundschaftlichen „Salut“ begrüßt und sogleich gedrängt, erst einmal zu erzählen, warum sie Le Ro in den letzten Jahren untreu geworden waren. Bald kam das Gespräch auf Grand-père Pierre und Yuna spürte mit einem gewissen persönlichen Stolz wie beliebt ihr Großvater im Dorf gewesen war. Das war ihr früher nie so bewusst.
    Monsieur Rufflé kramte – wie es das gerne tat – ein paar Fotos hervor und reichte sie auch an der Bar herum. Sie zeigten ihn Arm in Arm mit Yunas Großvater Pierre bei den Anciens Marines, einem Verein, in dem sich ehemalige Fischer und Seeleute zusammengeschlossen hatten, um ihr bretonisches Brauchtum zu pflegen.
    Vor vielen Jahren hatte man ihn dort als Ehrenmitglied aufgenommen, obwohl er in seinem Leben nie einen Kiel unter den Füßen gehabt hatte.
    „Ein guter Mann“, sagte Monsieur Rufflé als Yuna und ihre Mutter aufbrachen. „Ein guter Kamerad. Fast schon ein Bretone!“
    Gab es ein größeres Lob? Wieder war Yuna beeindruckt von der Hochachtung, die man ihrem Großvater in diesem Ort entgegenbrachte. Und sie fragte sich ganz spontan, ob er sie vielleicht mit einer bestimmten Absicht hierher gelockt hatte? Ob es ihm nicht nur darum ging, ihr sein Haus zu hinterlassen, sondern vielleicht noch mehr aus seinem Leben… zum Beispiel seine Freunde…?
    Hatte er das gemeint, als er in seinem letzten Brief schrieb, dass Liebe über alles Trennende hinweg eine Kraft entfalten kann, die alle Menschen eint, welcher Nation und welcher Geburt sie auch sein mögen?
    Er kannte Juliens Großeltern sehr gut und war mit seinem Großvater sogar eng befreundet gewesen, und er wusste auch, dass Julien und Yuna sich geküsst hatten. Nur ihm hatte Yuna im letzten gemeinsamen Sommer dieses Geheimnis anvertraut. Spielte sein Brief vielleicht darauf an? Glaubte er, dass zwischen Julien und ihr

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