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Ein bretonisches Erbe

Ein bretonisches Erbe

Titel: Ein bretonisches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Menton
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etwas entstehen könnte? Etwas Tragfähiges und Dauerhaftes? Jedenfalls dauerhafter und tragfähiger in seinen Augen als die desaströse Liaison mit Michael, die ihm gar nicht gefallen hatte.
    „Das ist kein Mann für dich“, hatte er sie frühzeitig gewarnt, „er kennt keine Verantwortung, weder sich selbst noch anderen Menschen gegenüber.“
    Wie instinktsicher war er da doch gewesen und wie recht hatte er gehabt. Wieder einmal bedauerte Yuna, dass sie damals nicht auf seinen Rat gehört hatte und nun ganz auf seine Weisheit verzichten musste.

    Die beiden Frauen stiegen die kleine Betontreppe zum Strand hinunter, zogen die Schuhe aus und stellten sie auf die Kaimauer. Dort würden sie hoffentlich auch später noch stehen, wenn sie von ihrem Spaziergang durch das Watt zurückkehrten.
    Jedenfalls war das vor fünfzehn Jahren beruhigende Gewissheit in einer Welt, die noch in Ordnung war, und alle beide vertrauten darauf, dass die Zeit daran bis heute nichts geändert hatte.
    Es war noch keine Saison und darum hielten sich kaum Menschen am Strand auf. Der große Touristenansturm kam ohnehin immer erst im August, wenn auch das Ferienheim für die Schulkinder bezogen wurde und Animateure und Hüpfburgen am Strand Einzug hielten. Dann mied man den Hauptstrand der Bucht ohnehin schon immer und zog sich als quasi Einheimischer an geheime und weiterhin idyllische Orte an der Felsküste zurück. Yuna hatte es mit Julien immer so gemacht. Beide hatten sie den Trubel eher verabscheut und lieber Krebsen und kleinen Fischen im Litoral nachgestellt.
    Als Yunas nackte Füße den warmen Sand berührten, hatte sie das beglückende Gefühl nach einer langen Reise endlich heimgekehrt zu sein.
    Nichts konnte sie nun noch halten. Sie musste einfach loslaufen, dem Meer hinterher, dass sich dem Rhythmus der Gezeiten folgend, nun immer rascher auf und davon machte. Weit mehr als hundert Meter rannte sie durch den feuchter und kälter werdenden Sand, bis sie endlich den Meeressaum erreichte und ihre Füße in die klaren, erstaunlich sanft auslaufenden Wellen tauchen konnte. Brrr, wie eisig und wie gut!
    Monika Lindberg war ihrer Tochter gefolgt, konnte aber mit ihrem Tempo nicht Schritt halten und kam etwas atemlos ein wenig später ebenfalls am Wasser an. Als sie hineinlief, spritzte es auf und ging in fröhlichen Tropfen auf sie nieder. Die beiden Frauen tobten und neckten sich eine Weile ausgelassen wie Kinder und wanderten dann, ihre Blicke Muschel suchend gesenkt, einträchtig nebeneinander am Wassersaum entlang. Was mochte das Meer heute an Schätzen zurücklassen? Eine schöne Pilgermuschel? Glänzendes Perlmutt einer Austernschale? Rosafarbene Gehäuse von Meeresschnecken?
    Ein Glitzern im Sand weckte Yunas Aufmerksamkeit und in Erwartung einer hübschen Perlmuttschale bückte sie sich hinunter. Aber ihr Fund war kein Muschelstück. Kühles Metall, an einer Seite von Grünspan überzogen, lag, als sie es aufhob, in ihrer Hand. Klein, oval und seltsam faszinierend.
    Yuna überkam eine Begeisterung, als hätte sie unverhofft einen Piratenschatz gehoben.
    „Schau mal, Mama, was ich gefunden habe!“, rief sie entzückt und lief zu ihr, um ihr das seltsame Fundstück zu zeigen.
    „Was ist das?“, fragte sie neugierig, als Monika Lindberg es nahm und interessiert betrachtete.
    Ihre Mutter zuckte die Schultern.
    „Irgendetwas aus Metall. Aber es ist so voller Ablagerungen und Grünspan, das man es gar nicht richtig erkennen kann.“
    Sie besah den an einigen Ecken gelblich schimmernden Gegenstand.
    „Meinst du, es ist aus Gold?“, fragte Yuna aufgeregt.
    Ihre Mutter dämpfte lachend ihren Enthusiasmus.
    „Gewiss nicht! Es ist dafür nicht schwer genug und Gold würde nie so anlaufen. Ich tippe auf eine Messinglegierung. Wir könnten deinen Fund reinigen, indem wir ihn in Essig legen.“
    „Dann lass uns zurückgehen“, hatte Yuna es plötzlich eilig ins Haus zu kommen. Sie pfiff nach Emory, der sich mit den Dorfhunden am Strand tummelte und schlug den Weg quer über den Strand zur Betontreppe vor der Crêperie ein, wo ihre Schuhe tatsächlich unberührt auf sie warteten. Aber jemand hatte etwas in Yunas Sportschuhe hineingesteckt. Ein Briefchen und einem hübsch in Klarsichtfolie mit Schleife verpackten Baiser. Wir sehen uns später , schrieb Julien. Sie schmunzelte, als sie es las und glücklich das süße Küsschen in den Mund steckte.
    Es war der richtige Augenblick um ihrer Mutter zu erzählen, dass sie Julien wieder

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