Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser
nichts dagegen haben...«
»Ich habe nichts dagegen«, sagte Father Amion niedergeschlagen. »Und ich hoffe nur, dass auch Gott nichts dagegen hat, Mr. Sheridan.«
Erst am folgenden Donnerstag sah Father Amion sein auf Pferde wettendes Pfarrkind wieder. Es nickte ihm höflich zu, unterbrach jedoch seine wortlosen Meditationen nicht. Am Freitagmorgen saß der Mann wieder in derselben Reihe, und als Morton an ihm vorüberkam, blickte Sheridan einen Augenblick auf und fuhr dann fort, leise seine Gebete zu murmeln. Später berichtete Morton, was er Sheridan hatte sagen hören, und war darüber offensichtlich entsetzt.
»Er hat irgendetwas von Satan gesagt, Father, das habe ich genau gehört! Was ist das nur für ein Mensch!«
»Von Satan? Sind Sie sich dessen ganz sicher, Morton?«
»Ja! Es kann allerdings auch Teufel gewesen sein. Richtig – roter Teufel, reddevill Das hat er ständig wiederholt.«
Father Amion verzog seinen Murid. »Darüber würde ich mir keine Gedanken machen. Zweifellos war es der Name eines Pferdes.«
Am Sonntag erfuhr er, dass er recht gehabt hatte. Nach dem Gottesdienst kam Sheridan bescheiden zu ihm und sagte: »Zwanzig zu fünfzehn hat das Pferd eingebracht, Father. Und als ich meinen Einsatz machte, habe ich mir gesagt, fünf Dollar davon sind für die Kirche, wenn Red Devil gewinnt. Und tatsächlich, Father, das Pferd gewinnt, und die fünf Dollar habe ich schon in die Kollekte getan. Das geht hoffentlich in Ordnung, Father?«
»Ich frage nicht, woher Ihre Spende kommt, Mr. Sheridan«, sagte Father Amion, und es klang beinahe streng. »Ich danke Ihnen dafür, möchte jedoch lieber nicht wissen, aus welcher Quelle es stammt.«
»Sind Sie immer noch wütend auf mich?«
»Wütend, wie Sie es ausdrücken, bin ich auf Sie nie gewesen«, sagte der Pfarrer freundlich. »Aber ich bete für Sie, Mr, Sheridan.«
»Wirklich?« sagte Sheridan strahlend. »Junge, jetzt weiß ich, dass nichts mehr schiefgehen kann, Father!«
»Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bete um den Sieg Ihrer Seele, Mr. Sheridan, und nicht um den Sieg Ihrer Pferde.«
»Ach so.«
»Aber halten Sie mich nicht für undankbar. Offengestanden ist unsere Kirche eine arme Kirche, und wir können jeden Beitrag gebrauchen. Sie waren uns eine große Hilfe, und dafür bin ich dankbar.«
»Das lassen Sie nur, Father; das haben Sie verdient. Und wenn ich mal glaube, wirklich was Besonderes zu haben, und Sie möchten, dass ich für Sie daraufsetze...«
»Aber Mr. Sheridan!«
»Das war keine Beleidigung, Father. Ich dachte nur...«
»Bitte denken Sie nicht derartige Dinge. Ich habe nicht den Wunsch, mich in Ihre Lebensweise einzumischen, möchte jedoch bestimmt nicht hineingezogen werden. Unsere Kirche wird auch ohne Pferderennen bestehen bleiben.«
»Tut mir leid, Father. Ich wollte Ihnen keinen Kummer machen.«
»Das weiß ich«, sagte der Geistliche. »Guten Tag, Mr. Sheridan.« Dann sah er, wie der Wettlustige durch den Mittelgang zur Kirchentür ging. Lauter als je zuvor quietschten die Holzbohlen unter seinem beträchtlichen Gewicht.
Am Dienstagnachmittag kehrte Father Amion gerade vom Besuch eines bettlägerigen Gemeindemitgliedes zur Kirche zurück, als er die Hupe hörte, die ihn aufmerksam machen sollte. Er drehte sich um und sah am Straßenrand das leuchtendblaue Automobil, das Verdeck heruntergeklappt, während der Fahrer gerade auf den Beifahrersitz rutschte, um Father Amion zu begrüßen.
»Tag, Father!« sagte Sheridan vergnügt. »Kann ich Sie ein Stück mitnehmen?«
»Ich habe nur noch eine kurze Wegstrecke vor mir«, sagte der Geistliche. »Und mir bereitet es Spaß, zu Fuß zu gehen.«
»Wie gefällt er Ihnen?« sagte Sheridan und wies mit einer Handbewegung auf die Länge des Wagens. »Nagelneu, Father, und nicht einen einzigen Cent bin ich schuldig geblieben. Von jetzt an fahre ich standesgemäß.«
»Ein sehr hübsches Fahrzeug«, sagte Father Amion feierlich. »Und ich wünsche Ihnen viel Freude daran, Mr. Sheridan.«
»Davon können Sie überzeugt sein. Aber ob Sie es glauben oder nicht – vor wenigen Wochen war ich doch tatsächlich bis auf zwei Dollar völlig abgebrannt.«
»Das ist wirklich bemerkenswert«, gab der Geistliche zu. »Daran besteht kein Zweifel.«
»Um ganz ehrlich zu sein«, sagte Sheridan vertraulich, »der säuft wahnsinnig viel Benzin. Der Motor wird schnell warm, und das Benzin kostet mich ein Vermögen. Aber bei meinem Glück in letzter Zeit kann ich es mir leisten.
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