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Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Titel: Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Hand gestützt, auf und ab. »Wenn Sie ein Neuling wären, wenn Sie ein junger Mann wären – dann könnte ich so etwas vielleicht begreifen. Aber vierzig Jahre sind es jetzt her, Father – vierzig Jahre sind es her, seit Sie das Gelübde ablegten! Und dann so etwas...«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Father Amion gepeinigt. »Ich habe mich gegen alles versündigt, an das ich glaube.«
    »Nicht nur gegen Gott, Father. Sondern auch gegen Ihre Herde, gegen die Kirche, der Sie dienen. Und soweit ich orientiert bin, sogar gegen das Gesetz! Das Geld war Ihnen nur anvertraut; es gehörte der Gemeinde, nicht Ihnen.«
    »Ich hätte den Scheck sperren lassen, wenn es mir möglich gewesen wäre; aber die Banken haben bereits geschlossen.«
    Der Bischof setzte sich wieder, starrte düster vor sich hin und wog seine nächsten Worte sorgfältig ab. Als er dann sprach, geschah es mit feierlichem Ernst.
    »Sie sagen, Sie können den Mann nicht ausfindig machen?«
    »Ja.«
    »Und es gibt keine Möglichkeit, ihn an der Verwendung des Kirchenvermögens zu hindern?«
    »Nein, keine. Das Rennen findet morgen statt.« Sinnend blickte Father Amion aus dem Fenster. »Außerdem bezieht es sich. Die Bahn wird wahrscheinlich aufgeweicht sein.«
    Der Bischof erhob sich und schlug sich mit den Händen auf die Schenkel. »Dann bleibt nur noch eines übrig, Father. Eine einzige Möglichkeit, diese Sünde zu mildern.«
    »Und welche?«
    »Sie müssen beten, Father. Sie müssen beten, wie Sie noch nie gebetet haben, und ich werde Sie mit meinem Gebet dabei unterstützen.« Düster blickte er den Geistlichen an und streckte seine Hand aus. »Sie müssen beten, dass dieses Pferd nicht gewinnt, Father Amion.«
    Dem Pfarrer verschlug es fast die Stimme. »Es soll nicht gewinnen?«
    »Ja. Für Ihren Irrtum darf es nicht auch noch eine Belohnung geben, Father – ungeachtet aller Folgen. Ich sehe keine andere Möglichkeit, den Fehler zu berichtigen, als Gott zu bitten, diesen sündigen Sieg zu verhindern. Und darum müssen Sie mit aller Kraft beten.«
    »Aber das Geld, Bischof Cannon! Wir brauchen es so dringend! Fünfhundert Dollar zu verlieren...«
    »Das Geld ist unwichtig. Jetzt steht mehr auf dem Spiel. Werden Sie tun, was ich sage?«
    Father Amion sackte auf seinem Stuhl in sich zusammen.
    »Ich bin bereit, Bischof Cannon. Ich weiß natürlich, dass Sie recht haben. Das Pferd darf nicht gewinnen.«
    Als er das Haus verließ, war der Bischof bereits in sein Gebet versunken.
    Um fünf kehrte Father Amion zu seiner Kirche zurück, aß eine Kleinigkeit und zog sich dann in die kleine Kapelle neben der Sakristei zurück. Morton befahl er, ihn nicht zu stören, und dann begann er mit seinem Marathongebet. Er betete ununterbrochen bis zehn Uhr abends – bis Morton seiner Anordnung zuwider handelte, seinen Kopf in die Kapelle steckte und irgendetwas von Abendbrot murmelte. Father Amion schickte ihn fort und bat den Herrn wiederum um Vergebung seines Irrtums sowie darum, dass Sally‘s Gal am nächsten Tag daran gehindert würde, das Rennen zu gewinnen. Gegen Mitternacht begann er einzunicken und legte sich auf die schmale Pritsche in der Sakristei. Gegen sechs Uhr morgens erwachte er und nahm seine Gebete wieder auf.
    Als Father Amion gegen Mittag dieses Sonnabends die Kapelle verließ, erwartete der Küster ihn mit besorgten Fragen. Father Amion erwiderte nichts, sondern ging in sein Studierzimmer, um die Predigt für den nächsten Tag vorzubereiten. Es machte ihm keine Schwierigkeit, die Textstelle auszusuchen, mit der er die Predigt beginnen wollte. Sie stammte aus 1. Timotheus VI, 9, und die ersten Worte lauteten: »Denn die da reich werden wollen...«
    Die Stunden verstrichen, ohne dass es ihm bewusst wurde. Um halb sechs, als seine Predigt fertig war, verließ er das Studierzimmer und sah, dass Sheridan, der Wettlustige, in der vordersten Reihe des Kirchengestühls saß.
    Sheridan hatte eine gesunde Hautfarbe; jetzt aber war sein Gesicht so blass wie die hellen Flecken seines Jacketts, und Melancholie malte sich in seinen Zügen. Die Niedergeschlagenheit dieses Mannes rührte Father Amion, und so näherte er sich ihm. Sheridan blickte zu ihm auf, aber als Father Amion ihn ansprach, schien er einer Antwort nicht fähig zu sein.
    »Es ist schon gut, mein Sohn«, sagte Father Amion freundlich. »Ich verstehe.«
    »Was soll das heißen, Father? Was verstehen Sie?«
    »Die Geschichte mit dem heutigen Rennen. Wahrscheinlich kommen Sie gerade von

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