Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser
stürzte kopfüber die mit einem Läufer ausgelegte Treppe hinunter; mit einem hässlichen Krachen blieb er auf dem Treppenabsatz liegen, und Charlie wurde fast übel.
Er starrte den Toten an, jedoch nur eine Sekunde lang. Dana rannte er die Treppen hinunter, sprang über den Toten hinweg und stürzte aus dem Hause.
Draußen, auf der Straße, war es dunkel und still. Er hatte es geschafft.
Eigentlich hätte er sich glücklich fühlen können, wäre nicht der rasende Schmerz in seinem Bein gewesen. Mit der Hand klopfte er auf die Jackentasche, und die Flasche mit den Kapseln, die den Anzugstoff ausbeulte, gab ihm ein beruhigendes Gefühl.
Die Polizisten führten den alten Fletcher in das Treppenhaus des Gebäudes. Der alte Knabe winselte, bevor er die Leiche überhaupt gesehen hatte, aber seine jammervollen Laute erregten bei der Polizei kein Mitleid.
»Da ist er«, sagte einer der Polizisten. »Ist das Ihr Angestellter?«
»Ja«, sagte der Alte. »Ja, das ist Vernon. Wer hat das getan?«
»Wir wissen, wer es getan hat. Ein Kerl namens Charlie Pugh. Ein Kerl, hinter dem wir her sind. Aber was, zum Teufel, hat Ihr Angestellter hier zu suchen gehabt?«
»Das ist meine Schuld«, ächzte Fletcher und wischte sich die Augen mit dem Ärmel ab. »Alles ist meine Schuld. Ich habe ihn losgeschickt – den armen Vernon.«
»Warum? Wozu?«
»Weil ich einen Fehler gemacht hatte. Einen schrecklichen Fehler... bei dem Rezept...«
»Bei welchem Rezept?«
»Ich weiß auch nicht, wie es passiert ist. Ich bin immer sehr sorgfältig. Aber diesmal habe ich dem Mann ein Gift gegeben, ein fürchterliches Gift. Wenn er nur eine Kapsel einnimmt, muss er sterben. Deswegen habe ich Vernon losgeschickt, um ihn zu suchen und ihn zu warnen...«
Die Polizisten sahen sich an.
»Bitte«, sagte der Alte. »Sie müssen das verstehen. Ich bin nicht mehr jung. Manchmal mache ich einen Fehler. Aber so etwas ist mir noch nie passiert. Wenn Sie mich anzeigen...«
»Darüber mach dir keine Gedanken, Alter«, sagte einer der Polizisten. »Ich habe kein Wort gehört. Du vielleicht, Phil?«
»Wer – ich?« Der andere Polizist zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, wovon der Alte überhaupt geredet hat.« Er legte seinen Arm um die Schultern des alten Mannes. »Machen Sie sich bloß keine Gedanken«, sagte er.
Die sterblichen Reste
J eder Leichenbestatter wird bestätigen, dass das schwierigste Problem dieses Berufszweiges darin besteht, tüchtige Mitarbeiter zu bekommen. Arnos Duff, Inhaber und Besitzer der Silver Glen Mortuaries, bildete keine Ausnahme für diese Regel. Sein derzeitiger Gehilfe, ein deprimierend fröhlicher junger Mann namens Bucky, war nicht nur unbeholfen, faul und desinteressiert; er hatte daneben die ärgerliche Angewohnheit, bei der Erfüllung seiner Pflichten durch die Zähne zu pfeifen. Aber Arnos knirschte nur mit den seinen und ertrug es. Das kleine Begräbnisinstitut mit dem immer geringer werdenden Gewinn konnte sich mehr als Buckys allwöchentliches Taschengeld nicht leisten.
Arnos war ein kleiner, flinker Mann mit traurigen Augen, und als er den hinteren Raum seines Büros am Dienstag Vormittag zum Zwecke der Bestandsaufnahme betrat, wirkte er noch kleiner und trauriger. Im Augenblick war nur ein einziger Beweis für seine Tätigkeit aufgebahrt, eine gelblich verfärbte Leiche mit hervorstehendem Bauch und dem Ausdruck schmollenden Unwillens. Für sie war das bestellt, was – in Arnos’ Katalog als Economy Service, als preisgünstiges Begräbnis verzeichnet war. Der Gentleman, der diese Vereinbarung getroffen hatte, war der Geschäftspartner des Verschiedenen, und irgendetwas Besseres als eine fünftklassige Beisetzung hatte er schlankweg abgelehnt.
Von den schrillen Tönen erschreckt, die Bucky ausstieß, fuhr Arnos zusammen und drehte sich um. »Tag, Mr. Duff«, sagte der Junge fröhlich. »Was halten Sie von Mr. Kessler? Ich finde ihn ziemlich beleibt – Sie auch?«
»Etwas mehr Ehrerbietung«, sagte Arnos ernst. »Wie oft muss ich es Ihnen noch sagen?«
»Was ist eigentlich mit dem alten Knaben passiert? Der Kopf ist zwar in Ordnung, aber alles übrige ist ziemlich schlimm zugerichtet.«
»Es war ein Autounfall. Eine sehr traurige Angelegenheit.«
»Junge, Junge, er sieht tatsächlich nicht gut aus«, sagte Btjcky leichthin. »Die vielen gebrochenen Knochen, und dazu das kleine Loch...«
»Welches Loch?«
»Aussehen tut es wie ein Einschuss im Brustkasten, aber, vielleicht irre ich
Weitere Kostenlose Bücher