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Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Titel: Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Angestellte lächelnd.
    »Das ist aber eine verdammt lange Minute.«
    »Mr. Fletcher«, rief der Mann mit dem schütteren Haar. »Ist das Rezept schon fertig?«
    »Gleich, Vernon, gleich.«
    »Haben Sie gehört?« sagte er grinsend. »Es ist gleich fertig.«
    »Fertig, Vernon«, sagte der alte Mann. »Packen Sie es dem Herrn ein.«
    »Jawohl, Mr. Fletcher.«
    Er wickelte es säuberlich in braunes Papier und wollte gerade eine Schnur um die kleine Flasche mit den Kapseln wickeln, als Charlie sie ihm wegriss.
    »Sie brauchen es nicht wie ein Geschenk einzupacken! Ich will nur diese verdammten Pillen. Was kosten sie?«
    »Vier Dollar dreißig«, sagte der Angestellte.
    Charlie bezahlte.
    »Beehren Sie uns wieder«, sagte der Angestellte fröhlich.
    Vom Laden bis zu dem Haus, wo er wohnte, waren es nur gut dreißig Meter, aber Charlie wusste nicht, ob er es schaffen würde. Die Treppe war das schlimmste, aber dann humpelte er hoch, und jeder Schritt war ein Sieg über seine Verletzung.
    Er stieß die Tür seines Zimmers auf, warf den Koffer auf die Kommode und ließ sich auf das Bett fallen. Dort lag er fünf Minuten, von Schmerzen überwältigt, und vergaß fast, wo er verletzt war. Er hatte das Gefühl, sein ganzer Körper sei von der Kugel getroffen worden, und die Erinnerung daran ließ ihn auf den Polizisten wütend werden; er war richtig froh, dass der Hundesohn tot war.
    Tot? War er wirklich tot?
    Er stöhnte, griff nach dem Knopf des kleinen Rundfunkapparates und schaltete ihn ein. Zehn Minuten lang musste er sich Hillbilly-Musik und die Werbung eines Leihhauses anhören, bevor er erfuhr, was er wissen wollte.
    »...erschoss einen Streifenbeamten, Officer Jacob Bender...«
    Erschossen! Turk und sein guter Rat. Das sah verdammt schlecht aus, überlegte Charlie. Aber passiert war passiert – daran ließ sich nichts mehr ändern.
    Trotzdem wusste er, dass Turk recht hatte. Erschieße einen Polizisten, und man wird dich nie vergessen.
    »Meinetwegen!« sagte er laut. »Dann habe ich eben einen Polizisten umgelegt. Und was jetzt, Turk, was jetzt?« Turk mit seinen guten Ratschlägen und seiner Klugheit – Turk war tot. So gescheit war Turk immer gewesen. Aber Charlie wusste, dass er es auch allein schaffen würde.
    Er lächelte bei dem Gedanken an das Geld im Koffer. Zweitausend waren es zwar nur, aber zweitausend waren auch nicht schlecht. Er zwang sich, aufzustehen und zu der Kommode zu humpeln. Er ließ das Schloss des Koffers aufspringen und betrachtete befriedigt die vielen Banknoten. Ein Dollar, fünf Dollar und zehn Dollar – aber dafür eine ganze Menge. Ihm war es so recht; je mehr Scheine, desto besser. Und desto schwerer, ihm auf die Spur zu kommen.
    »Ich verschwinde jetzt lieber«, sagte er laut.
    Er ging zum Kleiderschrank. Viel war nicht darin. Ein Sportjackett, echt Kaschmir. Ein zweites Paar Schuhe. Zwei Krawatten. In der Kommode fand er ein Hemd, ein Paar goldene Manschettenknöpfe und Unterwäsche. Das alles passte mit Leichtigkeit in seinen zweiten Koffer. Das Geld versteckte er darunter; es brauchte nicht viel Platz.
    Zehn Minuten später hatte er gepackt und konnte gehen. Er drehte sich noch einmal um und warf dem schäbigen Zimmer ironisch eine Kusshand zu. Dann öffnete er die Tür und ging hinaus.
    Er zog gerade den Schlüssel aus dem Schloss, als er hinter sich Schritte auf der Treppe hörte. Sofort fuhr er herum, und seine rechte Hand griff nach der Pistole.
    Dann sah er den kahlköpfigen Burschen aus dem Drugstore, der mit offenem Mund die Treppe heraufkam.
    »Du Hundesohn!« schrie er. »Also bist du mir gefolgt...«
    Die Hand auf dem Geländer, blieb der Angestellte stehen, und seine Augen wurden groß. Es war zum Lachen; der Idiot stand mitten auf der Treppe, so dass der eine nicht herauf und der andere nicht hinunter konnte. Sonst hätte Charlie über die Lage, in der er sich befand, vielleicht gelacht; aber jetzt war er zu wütend. Er zog die Pistole und zielte mit ausgestrecktem Arm. Er sah, wie das Gesicht des Angestellten sich verzerrte, als die Mündung sich langsam hob, und drückte ab. Als der Rauch sich verzogen hatte, war das Gesicht verschwunden, aber merkwürdigerweise hielt der Kerl sich immer noch am Geländer fest. Einen verrückten Augenblick lang glaubte Charlie, die gesichtslose Leiche würde die Treppen herauf und hinter ihm her rennen, und beinahe wurde er von Panik überwältigt. Aber dann tat der Tote doch das Vernünftigste. Er sackte in sich zusammen und

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