Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser
irgendwelche Ungelegenheiten heraufzubeschwören.« Arnos blies einen Rauchring in die Luft. »Es handelt sich nur darum – um ganz offen zu sein, Mr. Foley: Meiner Ansicht nach ist es eine Schande, dass ein Mann vom Rang Mr. Kesslers derart unauffällig verscharrt werden soll. Beinahe eine Beleidigung seines Gedächtnisses – finden Sie nicht auch?«
Foley setzte sich und faltete die Hände. »Und was schlagen Sie demnach vor?«
»Ich würde etwas – etwas Angemesseneres vorschlagen.«
»Mr. Kessler war, wie Sie wissen, verwitwet und hatte keine Familie.«
»Allein die Absicht zählt«, sagte Arnos.
»Und was ist Ihre Absicht?«
»Irgendetwas – Großartiges. Eine entsprechende Beisetzung und von allem nur das Beste. In unserem Katalog bezeichnen wir so etwas als Klasse A. Ich bin überzeugt, dass Mr. Kessler es verdient hat. Finden Sie nicht auch?«
»Nein«, sagte Foley schlicht. »Er war ein Wichtigtuer und Bankrotteur, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen. Und was ist der Unterschied zwischen einer Beisetzung der Klasse A und einer gewöhnlichen Beerdigung?«
»Beispielsweise die Aufbahrung der sterblichen Reste...«
»Das meinte ich nicht. Ich meine vielmehr den Preisunterschied.«
»Aha.«
»Die Beisetzungsart, die ich bestellte, belief sich auf dreihundertfünfzig Dollar. Was wird mich dagegen die Klasse A kosten?«
Arnos betrachtete die glimmende Asche seiner Zigarre.
»Die Kosten betragen achtzehnhundert Dollar. Einschließlich jedoch...«
»Was dieser Preis einschließt, interessiert mich nicht.«
Fotey holte ein Scheckheft aus der Schublade. Mit kratzendem Füllfederhalter und verkrampfter Schrift fing er an zu schreiben. »Das hier ist ein Verrechnungsscheck«, sagte er, »über sechshundert Dollar. Mein voriger Verrechnungsscheck lautete auf hundertfünfzig Dollar, so dass die Gesamtsumme siebenhundertfünfzig Dollar beträgt. Der Rest ist zahlbar, sobald Mr. Kessler seine Ruhe gefunden hat und beerdigt ist. Dann allerdings möchte ich von Ihnen nie mehr etwas hören, Mr. Duff.«
»Selbstverständlich«, sagte Arnos eifrig.
Foley riss den Scheck heraus und überreichte ihn.
»Was Sie tun, ist richtig«, sagte Arnos. »Es gibt Dinge, die mit Geld nicht aufzuwiegen sind.«
»Wirklich?« sagte Foley trocken. »Und was, beispielsweise?«
Drei Tage später, nach Erfüllung seines Auftrags, gab Arnos seine Rechnung zur Post; sie lautete über jene noch ausstehenden tausendundfünfzig Dollar. Als bis zum Wochenende kein Scheck eingetroffen war, rief er bei Kessler & Foley an und erfuhr, dass Mr. Foley sich nicht in der Stadt aufhielte. Geduldig wartete er bis zum Donnerstag der folgenden Woche, aber kein Scheck traf ein. Am Freitag rief er wieder im Büro an. Mr. Foley w ar zwar anwesend, befand sich jedoch in einer Besprechung. Ob er Mr. Duff anrufen könne? Ja, erwiderte Mr. Duff. Aber Mr. Foley rief nicht an.
In der folgenden Woche gab es nur wenige neue Kunden, keinen Bucky mehr (er hatte am vergangenen Freitag, nach Empfang seines Gehaltsschecks, gekündigt) und kein Geld von Mr. Foley. Ein erneuter Anruf führte nur zu neuen Ausflüchten, und Mr. Duff begann, sich über die
Aufrichtigkeit von Mr. Foley s Absichten ernste Gedanken zu machen. Am Dienstagvormittag wurde ihm gestattet, mit dem Betreffenden selbst zu sprechen.
»Gott sei Dank«, sagte er mit gekünsteltem Lachen. »Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, Mr. Foley. Wegen der Rechnung, meine ich.«
»Um welche Rechnung handelt es sich?«
»Um die Rechnung, die ich Ihnen geschickt habe. Für die Beisetzung.«
Darauf folgte eine Pause. Dann sagte Foley: »Ich glaube, Sie irren sich. Ich habe Sie für Ihre Dienste in vollem Umfang bezahlt. Wenn Sie es nicht glauben, schlage ich vor, dass Sie Ihren eigenen Katalog zu Rate ziehen.«
»Aber Mr. Foley...«
»Ihre Preisliste ist mir sehr genau bekannt, Mr. Duff. Ich habe sie mir sorgfältig angesehen. Bei Ihnen gibt es nicht eine einzige Bestattung, die mehr als siebenhundertfünfzig Dollar kostet, und über diesen Betrag besitze ich Schecks, die von Ihnen eingelöst wurden.«
»Aber die Umstände waren völlig anders...«
»Ach, wirklich?«
»Hören Sie zu«, sagte Arnos ärgerlich. »Sie wissen verdammt genau, dass sie anders waren. Und Sie wissen auch, was ich tue, wenn ich den Scheck nicht bekomme...«
»Was wollen Sie denn tun? Etwa die Polizei holen?«
»Trauen Sie mir das nicht zu?«
Foley lachte leise. »Natürlich nicht. Vergessen Sie nicht, dass Sie
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