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Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Titel: Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Ehren, über das Wochenende ist etwas geschehen, das ich in diesem Fall für höchst bedeutsam halte. Ich bitte das Gericht um Erlaubnis, einen neuen Beweis vorzulegen.«
    »Einspruch«, sagte Wickers ruhig. »Die Verteidigung hatte genügend Zeit, Beweise vorzulegen. Meiner Ansicht nach handelt es sich hier lediglich um eine Verzögerungstaktik.«
    Vernon machte einen niedergeschlagenen Eindruck, der jedoch nicht echt, sondern nur gespielt war. Judge Dwight forderte ihn auf, weiterzusprechen.
    »Welche Art von Beweis, Mr. Wedge?«
    »Es handelt sich um eine Demonstration, Euer Ehren«, sagte er bedrückt. »Meiner Ansicht nach wird sich dadurch klar herausstellen, ob mein Klient schuldig oder unschuldig ist. Aber wenn das Gericht bestimmt...«
    »Also gut, Mr. Wedge, fangen Sie an.«
    Mit einer schnellen Bewegung ließ Vernon die Schlösser des schwarzen, vor ihm stehenden Kastens aufspringen. Er holte den Becher heraus und entfernte die Folie, mit der die Öffnung verschlossen war. Dann brachte er das Gefäß mit der trüben Flüssigkeit zu dem Tisch, auf dem die Beweisstücke dieses Prozesses lagen.
    »Und was ist das?« sagte Judge Dwight.
    »Dies, Euer Ehren, ist eine chemische Lösung, die besonders dem Nachweis von Blut dient.«
    Im Gerichtssaal wurde es unruhig; die Vertreter der Anklage steckten die Köpfe zu einer schnellen Beratung zusammen.
    Vernon wandte sich an die Geschworenen.
    »Ladies and Gentlemen, Beweisstück A in diesem Prozess ist das Messer, mit dem Kenneth Tarcher angeblich getötet wurde. Es ist das Messer, das sich in der Mordnacht im Besitz von Benjamin Blesker befand. Im Verlauf des Prozesses ist bei den Zeugenaussagen nicht ein einziges Mal ein entscheidender Faktor, nämlich das Vorhandensein von Blut, erwähnt worden.«
    Er griff nach dem Messer und zog die lange funkelnde Klinge aus der Scheide.
    »Dieses Messer«, sagte er und hob es hoch. »Sehen Sie es sich sorgfältig an. Seit der Verhaftung meines Klienten befindet es sich im Besitz des Gerichtes. Trotzdem kann diese fleckenlose, funkelnde Klinge über Schuld oder Unschuld entscheiden. Denn wie jeder Biochemiker weiß, gibt es eine unfehlbare Möglichkeit, um festzustellen, ob ein Gegenstand von derart porösem Metall jemals auch nur mit einem Tropfen Blut in Verbindung gekommen ist.«
    Er hielt das Messer über die Öffnung des Bechers.
    »Ladies and Gentlemen, ich beabsichtige, ein für allemal festzustellen, ob ich einen zu Unrecht beschuldigten Jungen oder aber einen verlogenen Mörder verteidigt habe. Ich beabsichtige, diese Klinge in die Lösung zu tauchen. Wenn die Lösung sich rötlich färbt, müssen Sie ihn wegen erwiesener Schuld verurteilen. Wenn die Lösung jedoch klar bleibt, müssen Sie tun, was die Gerechtigkeit verlangt, und ihn auf freien Fuß setzen.«
    Langsam senkte er das Messer.
    »Euer Ehren!«
    Wickers war aufgesprungen, und Vernon zögerte.
    »Euer Ehren – Einspruch! Ich erhebe Einspruch!«
    »Bitte, Mr. Wickers ?«
    Wickers‘ Augen funkelten wütend. »Der Verteidiger handelt ungehörig. Das Polizeilaboratorium hat mit dieser Waffe bereits den üblichen Benzidin-Versuch vorgenommen und an der Klinge keine Blutspuren festgestellt. Wir geben zu, dass das Messer völlig sauber ist...«
    »Euer Ehren«, sagte Vernon mit lauter Stimme, »die Genauigkeit dieses Versuches geht weit über den mit Benzidin hinaus...«
    »Die Durchführung dieses Versuches ist unwichtig, unbedeutend und völlig unzulässig!« Wickers wandte sich an die Geschworenen. »Zu keinem Zeitpunkt hat die Anklage während dieses Prozesses das Fehlen jeglicher Blutspuren an dem Messer von Benjamin Blesker bestritten. Jeder sogenannte Versuch, der dies bestätigt, ist daher vollkommen grundlos und soll lediglich als theatralische Demonstration dienen, um die Geschworenen zu irritieren und zu beeinflussen. Ich verlange daher, dass diese sinnlose Demonstration verhindert wird!«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille. Hoffnungsvoll blickte Vernon den Richter an und wartete.
    Dwight faltete die Hände. .
    »Mr. Wedge! Leider sind Sie nicht in der Lage, sich als Experte für Gerichtschemie auszuweisen. Und wie Mr. Wickers bereits sagte, ist eine bloße Bestätigung des Berichtes, den das Polizeilaboratorium vorgelegt hat, ein unzulänglicher Beweis, der den Umständen entsprechend nicht zugelassen werden kann. Daher wird dem Einspruch stattgegeben.«
    »Aber Euer Ehren...«
    »Stattgegeben«, sagte Judge Dwight ernst. »Sie dürfen den

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