EIN CHEF ZUM VERLIEBEN?
Montagmorgen, als Max ihr in ihr Apartment folgte.
Es gelang ihm nur schwer, seinen Blick von ihrem wohlgeformten Körper zu lösen. Was ist nur mit mir los?, dachte er. Seit er sie bei sich zu Hause im knappen Schlafdress in der Küche überrascht hatte, als sie sich einen ersten Kaffee kochte, konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, sie bei sich wohnen zu lassen. Er war gerne für sich allein. Aber andererseits schafften sie so mehr als im Büro.
Er sah auf die Uhr. „In zwei Stunden haben wir eine Konferenzschaltung.“
„Mein Aktenkoffer ist sofort gepackt. Komm rein, und setz dich noch einen Augenblick.“
Interessiert blickte er sich in ihrem Apartment um. Er war überrascht, dass die Einrichtung mit den weißen Möbeln eher in ein Strandhäuschen gepasst hätte – alles wirkte gemütlich, strahlte Ruhe und Geborgenheit aus. Es schien so gar nicht zu seiner geschäftsmäßigen, arbeitsamen Assistentin zu passen. „Hast du das Apartment möbliert angemietet?“
„Nein, das habe ich mir alles selbst gekauft. Möchtest du was trinken, während du wartest?“
Es schien ihr nicht recht zu sein, ihn bei sich zu Hause zu haben. Sie hatten für heute eine Fahrgemeinschaft gebildet, weil Max auf dem Weg zu den Hudson-Pictures-Studios ohnehin an ihrem Apartment vorbeikam. Er war nur mit hineingekommen, weil es zum Warten im Auto zu heiß war.
„Nein danke.“
„Dann setz dich wenigstens. Ich bin gleich fertig.“
Sein Blick fiel auf ein großes Bild an der Wand, das eine Strandlandschaft darstellte. Das Meer, die Sonne, der Sand – alles wirkte so realistisch, dass er beinah das Rauschen der Wellen hören konnte. An den anderen Wänden hingen weitere Bilder im gleichen Stil, alle perfekt ausgeführt.
Sämtliche Bilder waren von einer Renee Fallon signiert. Fallon? Eine Verwandte von Dana? Er würde sie nachher danach fragen.
An einer anderen Wand hingen Familienfotos. Eines zeigte Dana als Kind zusammen mit ihrem Bruder und ihren Eltern. Anhand der weiteren Fotos konnte er fast ihren Lebenslauf rekonstruieren. Ihm fiel auf, dass sie als Kind stets gut gelaunt und unbeschwert wirkte, während die Bilder ab ihrer Collegezeit eine viel ernstere Dana zeigten, die sich anscheinend zum Lächeln zwingen musste. Was mochte diese Veränderung hervorgerufen haben?
Ein anderes Foto zeigte einen Mann von Ende zwanzig oder Anfang dreißig, der von Footballspielern umringt war. Der Mann lächelte stolz in die Kamera und hielt einen Pokal in den Händen. Max erkannte die Ähnlichkeit; es handelte sich eindeutig um Danas Bruder. Erst auf den zweiten Blick fiel ihm auf, dass der Mann inmitten der Gruppe von Spielern in einem Rollstuhl saß. War ihr Bruder behindert? Das hatte sie nie erwähnt.
Auf anderen etwas älteren Bildern stand der junge Mann aufrecht; er war also nicht immer behindert gewesen. Was mochte geschehen sein?
Das geht dich überhaupt nichts an, ermahnte er sich. Das Privatleben deiner Angestellten hat dich nicht zu interessieren, außer es hat Einfluss auf ihre Arbeit.
Andererseits hatte Dana ihm erzählt, dass ein Telefonat mit ihrem Bruder sie veranlasst hatte, Hudson Pictures zu verlassen. Also ging es ihn doch etwas an.
Plötzlich musste er gähnen. Er schob es auf den Schlafmangel und die beruhigende, entspannende Wirkung, die Danas Wohnungseinrichtung auf ihn hatte. Man fühlte sich hier wirklich fast wie in den Ferien.
Jetzt kam so richtig die Erschöpfung in ihm durch. Wann hatte er eigentlich zum letzten Mal Urlaub gemacht? Vielleicht würde er sich eine Auszeit gönnen, wenn „Ehre“ fertig war. Nein, wohl eher, wenn seine Großmutter …
Er mochte nicht einmal daran denken, aber Lillians Tage waren gezählt. Solange sie noch unter ihnen weilte, kam Urlaub für ihn nicht infrage.
Ungeduldig sah er auf die Armbanduhr. Zwei Minuten wollte er Dana noch geben, dann würde er ihr Feuer unterm Hintern machen.
Der Besuch in ihrem Apartment hatte ihn wirklich neugierig gemacht. Wer war die echte Dana Fallon? Die ruhige, fleißige Assistentin im geschäftsmäßigen Kostüm oder die leger gekleidete, sexy Dana, die am Sonntag bei ihm eingezogen war?
Plötzlich war es ihm sehr wichtig, das herauszufinden.
Dana verspürte eine enorme Versuchung, Max wachzuküssen. Aber sie traute sich nicht.
„Max“, flüsterte sie eindringlich.
Er rührte sich nicht.
Es war jetzt zwei Stunden her, dass sie mit dem gepackten Aktenkoffer aus
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