EIN CHEF ZUM VERLIEBEN?
darüber, wie der fertige Film wirken würde, welches Tempo er hatte, wo die Schwerpunkte lagen. Die Person, die den Film schnitt, genoss zwar bei Weitem nicht das Ansehen wie die Hauptdarsteller oder der Regisseur, trotzdem war sie von entscheidender Bedeutung.
Plötzlich ging ihr ein Licht auf. „Moment mal. All die Tätigkeiten, die du mir aufträgst, hängen ja mehr mit dem Schnitt zusammen als mit den Aufgaben eines Koproduzenten. Und warum wälzt du alle langweiligen Arbeiten auf mich ab?“
„Weil diese Dinge schließlich auch erledigt werden müssen. Die Hauptaufgabe eines Produzenten ist es, sicherzustellen, dass alle zufrieden sind, dass alles termingerecht erledigt wird und dass die Kostenkalkulation nicht überschritten wird. Auch Routinearbeit will getan sein, und du sollst dein Handwerk von der Pike auf lernen.“
Enttäuscht lehnte sie sich zurück. „Ich habe einen Abschluss in Filmwissenschaften und außerdem mehrere Praktika absolviert.“
„Mag sein, aber bedenk mal, wie lange das her ist. Die Technik und das alles haben sich seitdem total geändert.“
„Ich habe mich immer auf dem Laufenden gehalten.“
„Gut, dann bist du mir wenigstens kein Klotz am Bein. Wir kommen schneller voran, wenn ich dir nicht alle fünf Minuten was erklären muss.“ Max führte die Gabel zum Mund. „Ach ja, außerdem musst du das Material auf Anschlussfehler überprüfen. Besonders Uhren, Kerzen, Zigaretten und so weiter. Das muss alles stimmen, wenn wir die einzelnen Takes zusammenschneiden. Also keine Kerzen, die mal kürzer sind und dann wieder länger.“
„Darauf hätten die Leute während des Drehs achten müssen.“
„Das ist richtig, und das haben sie auch. Doch Fehler passieren auch in teuren Großproduktionen – selbst in solchen, die nicht unter so großem Zeitdruck fertiggestellt werden müssen wie ‚Ehre‘. Aber du kennst mich ja. In meinen Filmen dulde ich solche Patzer nicht.“
Er hatte aufgegessen und erhob sich. „So, und jetzt will ich endlich schwimmen.“
Als er ins Innere des Hauses ging, atmete sie tief durch. Endlich hatte er ihr den Job gegeben, den sie sich gewünscht hatte. Es war offensichtlich, dass er es ihr nicht leicht machen wollte. Aber wenn er wirklich glaubte, dass er sie in ihren alten Job zurückdrängen konnte, würde er eine bittere Enttäuschung erleben.
Denn in dieser Hinsicht war sie wie ihr Bruder – sie gab nicht so schnell auf. Vielleicht hatte sie ihre Ziele eine Zeitlang aus den Augen verloren, aber wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog sie es auch durch.
Gedankenverloren sah Dana aus dem Fenster ihres Arbeitszimmers und beobachtete Max, wie er unten im Pool seine Runden zog. Sein muskulöser Körper war beeindruckend. Wie sollte sie bei einer solchen Ablenkung nur arbeiten?
Sie war fest entschlossen, weder Max noch sich selbst zu enttäuschen, aber als sie auf ihren Schreibtisch sah, auf die Berge von Arbeit, die sich dort türmten, und die lange Liste ihrer Pflichten, verließ sie der Mut. Würde sie das alles schaffen? Sicher, sie hatte ihn um Verantwortung gebeten, aber Max hatte Unmengen auf sie abgewälzt. Und dass er erwähnt hatte, sie sei technisch vielleicht nicht auf dem neuesten Stand, förderte ihr Selbstbewusstsein auch nicht gerade.
Wenn sie einen Experten um Rat fragte, um ihre Arbeit bewältigen zu können, war das kein Schummeln – oder? Entschlossen griff sie nach dem Telefon und wählte eine lange Nummer.
„Hallo?“ Die tiefe Stimme hatte einen starken Südstaatenakzent.
„Hi, Daddy.“
„Wie läuft’s im neuen Job, Kleines?“
Am liebsten hätte sie gelogen und ihm gesagt, alles wäre bombig. „Im Moment fühle ich mich noch ein bisschen überfordert. Ich habe dir eine Liste der Aufgaben rübergemailt, die Max mir anvertraut hat. Könntest du dir das mal kurz angucken?“
„Na klar doch. Bleib mal kurz dran.“ Sie hörte das leise Klappern seiner Computertastatur.
Erstaunt pfiff er Sekunden später durch die Zähne. „Donnerwetter. Deine Gehaltserhöhung hast du dir wirklich verdient.“
„Vieles ist dröge, zeitraubende Routinearbeit, und der Rest hat vor allem mit dem Filmschnitt zu tun.“
„Sehe ich auch so. Aber du wolltest ja andere Aufgaben – und jetzt überschüttet er dich damit.“
„Was meinst du, wie muss ich die Sache angehen, um nicht kläglich zu scheitern?“ Dana war sich bewusst, dass, wenn sie in ihrer neuen Position scheiterte, ihr Vater genauso enttäuscht wäre wie
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