EIN CHEF ZUM VERLIEBEN?
ihrem Schlafzimmer gekommen war und ihn schlafend auf der Couch vorgefunden hatte. So entspannt hatte sie ihn vorher noch nie gesehen. Seine Müdigkeit überraschte sie nicht; wahrscheinlich hatte er in der vergangenen Nacht höchstens zwei Stunden geschlafen. Er verlangte sich einfach zu viel ab – genauso war es gewesen, kurz nachdem seine Frau gestorben war.
Warum dachten Männer nur immer, man könnte Probleme lösen, indem man sich in der Arbeit vergrub? Das war ein Irrtum, denn kein Problem ließ sich auf Dauer verdrängen. Wenn man erschöpft und übermüdet war, konnte man außerdem noch viel schlechter mit Krisen umgehen.
Während sie Max beim Schlafen beobachtet hatte, hätte sie ihn am liebsten zugedeckt und ihm einen Kuss auf die Stirn gegeben. Das waren Gefühle, die sie besser gar nicht zulassen sollte. Dann waren ihr die dunklen Ringe unter seinen Augen aufgefallen, und sie hatte sich entschlossen, ihn nicht zu wecken. Sie wusste, er würde wütend auf sich sein, weil er eingeschlafen war, und noch wütender auf sie, weil sie ihn nicht geweckt hatte. Aber das nahm sie in Kauf. Er brauchte den Schlaf. Nach der dringend benötigten Entspannung würde er den Mitarbeitern gegenüber nicht so gereizt und auch während der Konferenzschaltung leistungsfähiger sein – damit versuchte sie sich zumindest zu beruhigen. Dana hatte die Zeit genutzt, um in der Küche am Laptop weiterzuarbeiten. Aber jetzt musste sie ihn doch wecken.
„Max“, sagte sie noch einmal, diesmal etwas lauter. Er rührte sich nicht. Sie setzte sich neben ihn und überlegte, wie sie ihn am elegantesten wecken konnte. Vorsichtig berührte sie ihn an der Schulter. „Max, aufwachen.“
Auf das, was nun geschah, war sie nicht vorbereitet. Noch im Halbschlaf zog er sie an sich und küsste sie. Ihr blieb fast das Herz stehen, aber sie wehrte sich nicht, als sie seine Lippen auf ihren spürte.
Wen er wohl zu küssen glaubte? Eine seiner Blondinen? Oder seine tote Frau? Entschlossen riss sie sich von ihm los.
Max blinzelte und schien auf einmal hellwach zu sein. „Das … das tut mir leid“, sagte er erschrocken. „Das hätte nicht passieren dürfen.“
Alles in ihr sehnte sich danach, ihn wieder zu küssen, aber sie erwiderte: „Ist schon in Ordnung. Du hast wahrscheinlich nur geträumt.“
„Ja, wahrscheinlich.“
Er sah auf seine Armbanduhr und fluchte leise. „Verflixt, jetzt habe ich den Termin für die Konferenzschaltung verpasst. Du hättest mich nicht schlafen lassen dürfen, du hättest mich wecken müssen.“
Gerade hatte er sie noch geküsst, wenn auch unabsichtlich, und jetzt fuhr er sie so an. Das ärgerte sie.
„Du hast den Schlaf dringend gebraucht. Und mach dir keine Sorgen, ich habe natürlich alle angerufen und die Konferenzschaltung auf den Nachmittag verlegt. Sie waren alle damit einverstanden. Falls es mit dem neuen Termin nicht geklappt hätte, hätte ich dich natürlich geweckt. Deshalb gebe ich dir jetzt Bescheid. Wir müssen nämlich langsam los.“
Er stand auf und streckte sich. Wie sehr sie sich wünschte, er würde sie noch einmal küssen – diesmal in dem vollen Bewusstsein, dass sie es war!
Als ob er ihre Gedanken erraten hatte, betrachtete er ihre vollen Lippen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Dann sah er ihr in die Augen. „Ich entschuldige mich nochmals. So etwas wird nicht wieder vorkommen.“
Enttäuscht nahm sie seine Worte zur Kenntnis. „Ist schon in Ordnung, Max. Es ist ja nichts passiert.“
Sein Blick fiel auf die Fotos an der Wand. „Ist das dein Bruder?“
Wie schnell er das Thema gewechselt hatte! Aber das kannte sie schon von ihm, so etwas machte er ständig. „Ja, das ist mein Bruder James.“
„Was ist passiert?“
„Du meinst, warum er im Rollstuhl sitzt?“
Er nickte.
„Es war ein Badeunfall. James ist an einem Baggersee an der verkehrten Stelle ins Wasser gesprungen. Wir können froh sein, dass er überlebt hat. Eigentlich hatte er nach seinem Collegeabschluss erst Profifootballspieler und anschließend Trainer werden wollen. Mit der Spielerkarriere war es natürlich vorbei, aber seinen Traum, Trainer zu werden, hat er sich trotz seiner schweren Behinderung erfüllt. Er trainiert die Jungs in der Abwehr und will die Karriereleiter noch höher hinaufsteigen.“
„Und die Gemälde? Wer ist Renee Fallon?“
Warum musste er sie all diese persönlichen Dinge fragen, wo sie doch noch wie benommen von seinem Kuss war? „Meine Mutter.“
„Sie ist wirklich
Weitere Kostenlose Bücher