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Ein cooler Typ aus der Hölle

Ein cooler Typ aus der Hölle

Titel: Ein cooler Typ aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zu. Ansonsten, glaube ich, hat er die Wahrheit gesagt.
Und wir haben die Kiste. Das ist doch wie ein Lotterie-Gewinn an einem Abend
wie diesem. Und wir fragen uns: Was hat dieser Wienerfeld mit den Verbrechern
zu tun?“
    „Ich frage mich vor allem“,
sagte Gaby: „Wie finden wir Katja?! Bevor wir zu Wienerfeld schlurfen, gehen
wir erst mal rüber zur Bushaltestelle und lassen Luna schnüffeln. Okay?“
    Sie stiefelten los, fanden eine
Gasse, erreichten die Straße mit der Bushaltestelle und suchten auf der anderen
Seite des unbebauten Grundstücks die Stelle, wo Katjas Spur am Zaun endete, wo
das Mädchen also — in voller Flucht — hinüber gestiegen war.
    Luna setzte sofort ihre
Schnüffelnase ein. Mit allen Zeichen von Freude nahm sie die Fährte auf. Die
führte tatsächlich quer über die Straße zur Haltestelle und — endete dort.
    Der Hund wandte sich in alle
Richtungen, war ratlos und klemmte die fuchsbeinige Rute ein. Dann legte sich
Luna auf den Bauch und es sah aus, als falte sie die Vorderpfoten.
    „Endstation“, meinte Gaby
enttäuscht, „obwohl es nur die Haltestelle Birnbacher Straße ist. Katja hat nun
doch den Bus benutzt.“
    „Sie hat eine Monatskarte“,
erklärte Volker, „wie fast alle am Schulzentrum. Ich habe immer gedacht, ob sie
die mal verliert.“
    „Weshalb?“, fragte Klößchen.
    „Weil sie die Karte immer in
die hintere Jeanstasche steckt. Und bei ihren Lieblingshosen der Marke Fulco
Fulcotoni sind die Potaschen winzig.“
    Tim unterbrach seine angesagte
Tätigkeit, nämlich das Spähen nach zwei Typen, von denen einer Schuhgröße 46
hatte und der andere seine nilpferdschwere Figur herum wuchtet. Zu sehen war
allerdings niemand. Also wandte sich Tim zur Fahrplantafel.
    „Hier schleichen die Busse der
Linie 37 vorbei. Das ist die westliche Stadtrandschleife mit dem Olympia-Bad
und der Pferderennbahn. Ich glaube, da wird auch die Eichbrunner Allee
angefahren. Wenn wir uns beeilen, können wir den Bus abfangen — unweit von
Wienerfelds Josefinen-Villa.“
    Gaby begriff sofort. „Du willst
den Fahrer fragen, ob er sich an Katja erinnert und vielleicht weiß, wo sie
ausgestiegen ist. Immerhin eine klitzekleine Chance, Häuptling.“
    „Im Moment unsere einzige.“ Tim
schob die Kiste auf seinem Sattel zurecht. Der Inhalt schien sich mal hierhin,
mal dorthin zu verlagern.
    „Schade, dass wir da nicht
reingucken dürfen“, meinte Volker. „Es würde uns vielleicht was erzählen über
Dowara.“
    „Die Kiste wird uns was
über ihn erzählen“, grinste Tim. „Denn selbstverständlich machen wir sie auf.“

7. Telefonkarte für eineStreicheleinheit
     
    Katja fröstelte. Ihr Puls
wollte sich nicht beruhigen. Das verängstigte Herz schlug zu schnell.
Entkommen! Ja, entkommen! Aber nicht vor Dowara und dessen Chef, sondern vor
diesen Verbrechern, die Jürgen und Edward hießen und den irischen Gärtner
verstümmeln wollten.
    Wo bin ich da reingeraten?
    Sie saß jetzt im 37er-Bus, in
der vorletzten Reihe links. Das Fahrzeug fuhr seine Route, der Motor brummte,
draußen glitten die Außenbezirke der Stadt vorbei.
    Wieder eine Haltestelle. Katja
duckte sich. Aber das war natürlich unsinnig. Denn weder Dowara noch der Geier
würden je in einen städtischen Bus steigen. Doch wie verhielten sich Jürgen und
Edward?
    Sie hatte keine Ahnung, wie die
aussahen, und glaubte auch nicht, dass die sie gesehen hatten. Aber ihre Tasche
war weg. Verloren. Irgendwo. Noch im Schuppen? Am Fenster beim Rausklettern?
Oder auf einem der Grundstücke? Hatten die beiden ihre Tasche gefunden? Das
wäre nicht auszudenken, überlegte Katja, denn dann wissen sie, wer ich bin. Der
Schülerausweis! Himmel, nur das nicht!
    Der Bus war fast leer. Ein
alter Mann, schäbig gekleidet, lehnte mit dem Kopf an der Seitenscheibe, schien
zu schlafen. Sein Hut war verrutscht, die Krempe wurde eingedrückt. Vorn saßen
zwei Frauen und schwatzten halblaut. Manchmal lachte die eine, immer nur die
eine. Den Bereich des Fahrers trennte ein Vorhang ab. Das war nicht in jedem
Bus so. Aber manche Chauffeure mochten es offenbar nicht, wenn sie von hinten
angestarrt wurden.
    Katja hatte dem Fahrer beim
Einsteigen ihre Monatskarte gezeigt. Zum Glück steckte die nicht in der
Umhängetasche, sondern hinten in der Winterjeans. Der Fahrer hatte genickt. Er
sah müde aus, ein dicklicher Mann um die Fünfzig mit einem Kartoffelbauch, der
das Lenkrad berührte, und spärlichem Haarwuchs.
    Ich muss Martin warnen, dachte
Katja.

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