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Ein cooler Typ aus der Hölle

Ein cooler Typ aus der Hölle

Titel: Ein cooler Typ aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ein
Gespräch.“
    „Schon in Ordnung,
Heideröschen.“
    Er schritt in Richtung Prestel
Straße, bewegte die Arme im Rhythmus der Schritte und schob den Schädel vor.
    Katja trat neben die Telefonzelle
und säuberte ihre Hand im Schnee.
    In der Zelle roch es noch nach
Jürgens säuerlichem Schweiß. Katja hielt die Tür etwas offen, schob die
Telefonkarte ein und erinnerte sich an Martins Telefonnummer. Die stand ja groß
und einprägsam auf seinem Firmenschild neben der Einfahrt: 42 94 93 33.
    Katja wählte. Nichts. Zweiter
Versuch. Nichts. Dann begriff sie, dass auf der Telefonkarte keine Einheiten
mehr waren. Die 12,- DM waren aufgebraucht. Und der miese Kerl hatte das
natürlich gewusst.

8. Erster Hinweis auf Vandalo
     
    An der Formation hatte sich
nichts geändert. Volker, Karl und Klößchen radelten, traten langsam in die
Pedale. Gaby schritt flott aus und führte Luna an der Leine. Tim schob mit
jeder Hand ein Bike und verhielt jetzt, um sich zu schnäuzen.
    „Bist du erkältet?“, rief Gaby.
    „Keine Spur!“, meinte Tim.
„Darauf würde ich mich nur einlassen, wenn ich trotzdem mit dir Schnäbeln
dürfte. Natürlich, ohne dich anzustecken, sozusagen keimfrei busseln.“
    „Dann bleib lieber gesund!“,
erwiderte sie lachend.
    Klößchen hatte ein Stück
Strippe unter einer Schoko-Tafel in seiner Hosentasche entdeckt und damit war
die Kiste auf Tims Sattel festgeschnürt worden. Jetzt äugte der TKKG-Häuptling
nach einem geeigneten Ort, an dem sie sich näher mit der dringlichen Sendung
beschäftigen konnten.
    Auf der linken Straßenseite
gähnte eine geöffnete Garage in den Abend. Es war ein würfelförmiges
Zementgehäuse mit hochgeklapptem Blechtor, der Innenraum dunkel.
    „Dort ist es trocken“, meinte
Tim.
    Alle Bikes wurden
hineingeschoben. Es gab einen Lichtschalter. Die Kfz-Behausung war so leer wie
ein abgeleckter Teller. Lediglich in einer hinteren Ecke lagen zwei Dutzend
Zigarettenkippen, an denen Luna angewidert schnupperte.
    Karl schloss das Tor von innen.
Die Glaskugellampe unter der niedrigen Decke verbreitete ein ungemütliches
Schwachlicht. Es machte alle Gesichter blass und Luna wirkte wie ein
Gespensterhund.
    Klößchen musste Tims Bike
halten, denn das diente auch als Tisch. Tim holte sein wertvolles
Trekkingmesser hervor und klappte es auf. Die Klinge misst acht Zentimeter und
das Heft ist aus Wurzelholz: ein Allround-Werkzeug. Tim konnte Schrauben damit
herausdrehen und sogar Butterbrote herstellen. Jetzt betrachtete er die Kiste
von allen Seiten.
    „Kein Absender und keine
Anschrift. Einfach nur eine zugenagelte Holzkiste.“
    „Wahrscheinlich ist Rauschgift
drin“, mutmaßte Klößchen. „Zehn Kilo Heroin. Oder eine neue Designer-Droge, die
das Gehirn noch schneller auflöst.“
    „Ich tippe auf Falschgeld“,
sagte Volker. „Die ersten großen Euroscheine aus einer privaten Geldpresse.“
    Gaby hob die Schultern. „Da wir
nichts über diesen Wienerfeld wissen, bringt Rumrätseln gar nichts. Nun mach
sie endlich auf!“
    Das galt Tim, der aber schon
damit beschäftigt war, den vernagelten Deckel abzuhebeln. Das Holz war weich,
die Nägel gaben nach — dann blickten alle auf den Inhalt.
    Zunächst mal war die Kiste
ausgestopft mit Lappen und Lumpen — offenbar als Dämpfungsmaterial. Zwei flache
Gegenstände waren besonders umhüllt mit zentimeterdicken stoßdämpfenden Plastikfolien.
Außerdem steckten die tellergroßen Objekte in flachen Kartons.
    Tim zog einen heraus und
befreite den Inhalt von der Verpackung.
    Zum Vorschein kam tatsächlich
ein Teller. Luna hätte ihn vielleicht als Fressschüssel akzeptiert — für ein
Kilo Saftgulasch oder Gemüsebrei mit Fleischeinlage. Aber die Kids hätten keine
Entweihung dieser Art gewagt. Denn der Teller war ein Kunstwerk.
    „Klassizismus“, sagte Karl,
„wahrscheinlich so um 1800 entstanden. Vermutlich russisch, also aus der St.
Petersburger Kaiserlichen Porzellanmanufaktur. Denn das Motiv stellt einen
Kosaken dar. Er schiebt Wache, glotzt in die Taiga, hat Säbel und Gewehr, trägt
Stiefel. Seine Kameraden beziehungsweise Spießgesellen sitzen im Hintergrund am
Lagerfeuer. Klassizistisch ist vor allem die strenge Form der
Tellerrandornamente. Kelch und Blatt, exakt stilisiert. Alles in Gold auf
braunem Grund. Wertvolles Stück, würde ich sagen, falls es echt ist.“

    „Karl, dein Computergedächtnis
ist Gold wert“, lobte Gaby.
    „Er lächelte erfreut.
    „Über den Klassizismus ist mir
nur bekannt“, sagte

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