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Ein cooler Typ aus der Hölle

Ein cooler Typ aus der Hölle

Titel: Ein cooler Typ aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hinterlässt
immer sein Markenzeichen: einen Zettel mit dem Stempelaufdruck Vandalo .“
    „Wurde er gesehen?“, fragte
Volker.
    Tim nickte. „Einige Male wurde
er überrascht. Von Villen-Besitzern, die früher als vorgesehen nach Hause
zurückkamen. Denen ist das schlecht bekommen. Denn der Typ schlägt sofort mit
seiner Baseballkeule zu. Kopfverletzungen und Gehirnerschütterungen sind die
Folge. Keins der Opfer kann ihn beschreiben. Er trägt nämlich Maske und hüllt
sich in einen langen Kapuzenmantel.“
    „50 000 Mark Belohnung“, sagte
Gaby, „sind auf ihn ausgesetzt — jedenfalls für Hinweise, die zu seiner
Ergreifung führen.“
    „Und was hat Vandalo hiermit zu
tun?“ Volker wies auf die beiden kunstvollen Teller.
    „In der Nacht zum Dienstag“,
erklärte Tim, „hat er das Salgmeister-Museum am Schüttenau-Platz heimgesucht.
Hat fachmännisch die Alarmanlage lahm gelegt, mit ‘ner Axt Schaden angerichtet,
der in die Hunderttausende geht, dann Benzin ausgegossen und gezündelt. Das
kleine Museum ist innerlich geradezu ausgeglüht — hatte nämlich zu allem
Unglück keine Sprinkler-Anlage.“
    „Im Salgmeister-Museum werden
doch nur Töpferwaren ausgestellt“, meinte Volker, „deutsche, europäische und
afrikanische Erzeugnisse.“
    Tim nickte. „Aber seit einem
Jahr haben sie eine Abteilung für wertvolles Porzellan aufgebaut. Vor allem
Jugendstil und Klassizismus. Prunkstück und Mittelpunkt war ein 24-teiliges
Porzellanteller-Service von Simeon Chiflar. Davon ist nichts übrig geblieben,
denn Vandalos gezielter Hass galt offenbar der neuen Abteilung. Natürlich haben
Experten die verkohlten und zerschmetterten Scherben untersucht. Seltsamerweise
fand sich nicht eine einzige Scherbe vom besagten Service. Zwar sei die
Untersuchung noch nicht abgeschlossen, steht in den Zeitungen, aber Vandalo
habe die Scherben offenbar woanders entsorgt.“
    „Woanders entsorgt?“, fragte
Volker.
    Tim lächelte wölfisch. „Um die
polizeilichen Ermittlungen nicht zu behindern, haben sich die Journalisten
zurückgehalten und nicht geschrieben, was der Verdacht ist. Nämlich, dass
Vandalo das Service nicht zertrümmert, sondern mitgenommen hat. Als Beute.“
    „Von meinem Papi“, sagte Gaby
eifrig, „weiß ich, dass sämtliche Ermittlungen betreffend Vandalo jetzt mit
neuem Blickwinkel überprüft werden. Bisher hat der nämlich scheinbar nur
ratzeputz zerstört. Der Sinn seiner Taten lag offenbar in seiner Sinnlosigkeit.
Nun wird so gedacht: Es wäre möglich, dass Zertrümmerung und Feuer nur
verdecken sollen, worum es wirklich geht: um Beute. Denn die meisten
Zerstörungen sind dort, wo es was zu holen gab. Wie Tim schon sagte: in Museen,
Galerien, öffentlichen Einrichtungen. Aber auch bei privaten Sammlern. Sammlern
von Antiquitäten und Kunstwerten.“
    „Dieser Armleuchter zerstört
also ein ganzes Museum — nur um 24 Teller abzuschleppen“, stellte Klößchen
fest.
    „Ob der Anlass die Wirkung
rechtfertigt“, sagte Tim, „sieht jeder anders. Denk an die Politiker! Für ein
sechsstelliges Schmiergeld in seiner Tasche bringt so ein Ehrenmann seine ganze Partei in Verruf. Aber statt ihn zu steinigen oder wenigstens
hinter Gitter zu stecken, kriegt er ‘nen hochbezahlten Job als Direktor
irgendeiner Stiftung oder er wird weggelobt ins Europaparlament. So ist das
Leben.“
    „So ist die Politik“, lachte
Karl.
    Draußen fuhr ein Wagen vorbei.
Luna spitzte die Ohren. Plötzlich beugte sich Gaby vor. Mit beiden Händen griff
sie in die Lappen und Lumpen der Kiste.
    „Da... ist ein Kuvert. Ein
Brief.“

    Nur eine Ecke des Umschlags
ragte hervor.
    „Wahnsinn!“
    Jetzt sahen auch die Jungs
Gabys Entdeckung.
    Tims Freundin zog das Kuvert
aus den Stoffresten.
    Weißes Papier, stellte Tim
fest, mit fahlem Grauton, weil umweltfreundlich, nämlich hergestellt aus 100
Prozent Altpapier. Na, also! Wenn sich zeigen sollte, dass Vandalo und dieser
Knuffy Dowara ein und derselbe sind oder wenigstens eng zusammenarbeiten — dann
muss man ihnen doch eins bescheinigen: Umweltbewusstsein. Allerdings ist so ein
Umschlag ein magerer Ausgleich für die bisherigen Millionenschäden durch
Vandalismus.
    „Keine Anschrift“, sagte Gaby,
„keine Adresse. Aber zugeklebt.“
    „Vielleicht ist eine Expertise
drin“, meinte Karl, „ein Echtheits-Gutachten.“
    „Das Kuvert können wir
aufreißen“, griente Klößchen. „Ich habe nämlich ein ähnliches bei mir:
unbeschriftet, fast neu und nur einmal

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