Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Gott – ich klinge schon schlimmer als Kurt Weatherall!
Gerade als ich den Türklopfer betätigen will, öffnet sich die Tür.
»Ich bin John, kommen Sie doch herein«, begrüßt mich ein blonder Mann mit eindeutig australischem Akzent.
»Das Haus und der Garten sind wirklich wunderschön!«, rufe ich begeistert. »Die Bewohner müssen doch denken, hier den Himmel auf Erden vorzufinden!«
John lächelt mich höflich an, bis mir aufgeht, dass die Buddhisten natürlich keinen Himmel kennen.
Kurze Zeit später sitzen wir auf gemütlichen Sofas vor einem Kamin mit einem wunderschönen schmiedeeisernen Gitter. Heather Weatherall ist auch schon da und sieht in ihrer praktischen braunen Nickijogginghose und dem weißen Poloshirt – ähnliche tragen die Mädchen als Schuluniform! – relativ sportlich aus. Sie klopft neben sich auf die Kissen mit Ethnomuster – ein Zeichen für mich, neben ihr Platz zu nehmen. John nimmt unsere Getränkewünsche auf.
»Er ist hier der Chef. Ich habe keine Ahnung, ob er hier als Abt bezeichnet wird – oder gibt es so etwas nur bei den Katholiken?«, flüstert Heather.
»Das weiß ich leider auch nicht. Wie klappt denn die Arbeit an Ihrem Buch?«, erkundige ich mich.
»Damit bin ich fast fertig. Aber es war ein harter Kampf; seit Kurt Frührentner ist, habe ich keine ruhige Minute mehr. Andererseits wüsste ich ohnehin nicht, was ich mit meiner Zeit anstellen sollte, wenn das Buch einmal fertig ist«, lacht sie.
John kehrt mit einem Teebereiter und einer buntgemusterten Teekanne zurück. Während ich mir einen Schokoladenkeks nehme, bekomme ich langsam das Gefühl, bei einem Mutter-und-Kind-Frühstück zu sein (nur eben ohne Kinder), bei dem John die Rolle des Quotenpapis spielt.
Dann gesellen sich die Männer zu uns.
»Das ist Roger Payne«, flüstert Heather und deutet unauffällig auf einen kleinen, strohblonden Mann mittleren Alters. »Hat sein eigenes Unternehmen aufgebaut«, fügt sie bewundernd hinzu.
Roger folgt ein fröhlich lächelndes Pärchen, das neben der Kirche wohnt, ganz in Renés Nähe. Der Mann stellt sich als Steve vor.
»Aber wir alle kennen ihn nur als Weihnachtsmann«, lacht Roger und klopft ihm auf den Rücken.
»Und das ist Laura«, stellt mich John vor.
»Hi!«, grüße ich.
»Wir haben von dem Brand gehört«, versichert mir Roger, anstatt mich zu begrüßen.
»Ja, der Brand war wirklich schlimm«, nickt John. »Aber selbst in den schwersten Stunden gibt es immer einen Funken Hoffnung. Wir müssen einfach nur die Augen aufmachen und danach Ausschau halten.«
Alle nicken und murmeln zustimmend. Für mich ist der Brand allerdings schon so lange her, dass ich nicht weiß, was ich darauf antworten soll.
»Wäre Kurt nicht gewesen, dann hätte die Sache auch anders ausgehen können«, stellt Heather fest. »Er hat das Schlimmste verhindert.« Wieder nicken alle höflich. »Vielleicht kann er euch Jungs hier helfen?«, fragt sie und zwinkert mir zu.
»Ich werde es mir notieren«, erwidert John voller Ernst.
Draußen heult ein Motor auf, dann quietschen Bremsen.
»Tut mir leid, ihr Lieben, dass ich zu spät bin!«, ertönt es einen Moment später.
»’n Abend Charlotte!«, grüßt die Gruppe im Chor.
Im ersten Augenblick erinnert sie mich an den Kröterich aus Der Wind in den Weiden . Vielleicht liegt es an ihrem Hang zu Schnelligkeit und ihrer Aufregung, außerdem wirkt sie trotz ihrer teuren Kleidung eher imposant als hübsch. »Edward fühlt sich nicht so gut. Wie es scheint, brütet er etwas aus«, erklärt sie. »Ich habe ihn ins Bett gesteckt.«
Chris kommt zur Tür herein.
»Du bist herzlich eingeladen, dich uns anzuschließen«, begrüßt ihn John. Ich rutsche auf dem Sofa auf, sodass zwischen Heather und mir Platz ist. Dabei entgeht mir nicht, dass Heather ein wenig errötet. Warum bloß hat sein Aussehen immer diese Auswirkung auf Frauen?
»Gefallen dir die Überwürfe?«, flüstert er mir zu und deutet auf den dünnen gestreiften Baumwollstoff.
»Sie sind hübsch. Woher hast du sie?«
»Sanjay hat sie aus Indien mitgebracht. Diese intensiven Grüntöne und das Safrangelb bekommt man hier einfach nirgendwo. Ah, wenn man vom Teufel spricht …«, sagt Chris und deutet auf die Tür.
Es ist Adis Guru aus dem Pub, stelle ich fest.
»Hi Sanjay«, ruft John dem schmächtigen Mann zu, der den Kopf zur Tür hereinsteckt. »Möchtest du dich uns anschließen?«
»Bin beschäftigt. Aber ich will gern zwei Dinge beisteuern. Ich könnte
Weitere Kostenlose Bücher