Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Außerdem ist es höchst unwahrscheinlich, dass sie den Namen meiner Agentin, Gill, oder gar meinen nennen. Wahrscheinlich wird nur das Unternehmen genannt, an das Gill die Entwürfe verkauft hat. Ich stehe so weit am unteren Ende der Produktionskette, dass nur meine Tochter meine Entwürfe erkennen wird.
Es ist schon dunkel draußen, als Adi endlich vom Schrebergarten heimkommt und die Gartenschere fallen lässt. Dabei hinterlässt er beinahe eine Klippe in meiner neuen Granitarbeitsplatte, mit der ich mich gerade erst so allmählich anfreunde.
»Was erzählt Kurt denn da?«, ruft er.
»Keine Ahnung, was du meinst!«
»Kurt Weatherall spricht von dir, als seist du eine Kriminelle. Er kam zu mir und meinte: ›Tut mir leid, von Lauras Beteiligung an diesen Machenschaften mit all den armen Mädchen in diesen ausbeuterischen Betrieben zu hören. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass sie in so etwas verstrickt sein könnte – immerhin haben Sie selbst zwei kleine Mädchen!‹«
»Woher um Himmels willen weiß er davon? Er muss hier alles verwanzt haben!«, rufe ich und beschließe, das Ganze vielleicht eher von der lustigen Seite zu betrachten.
»Heather reckte den Kopf über die Hecke und ermahnte ihn: ›Kurt, du sollst nicht immer die Gespräche von anderen Leuten belauschen! Du bist nicht mehr bei der Polizei!‹ Sie hatte diesen Ton am Leib, mit dem sie auch die Hunde abrichtet. Kurt wirkte richtig ein wenig verängstigt. Vermutlich wird er niemand anderem davon erzählen«, lacht Adi.
»Dafür ist es jetzt ohnehin zu spät. Es war so schwer, hier Leute kennenzulernen, aber nach dieser Geschichte hier werden wir wahrscheinlich jetzt geächtet«, erwidere ich und breche in Tränen aus. Ich komme mir äußerst feige vor.
»Du musst dich für nichts schämen«, stellt Adi fest und nimmt mich zu meiner großen Überraschung in den Arm. »Immerhin beschäftigt Heather eine polnische Putzfrau. Und die arbeitet garantiert schwarz bei ihr.«
»Na und? Wir hatten auch polnische Handwerker im Haus, wenn du dich erinnerst?«
Doch insgeheim bin ich neidisch und wünschte mir, Mrs Lasky würde auch bei uns putzen kommen. Ich verstehe durchaus, dass sich Heather auf die Arbeit an ihrem Buch konzentrieren muss. Um kreativ tätig zu sein, muss man ein Zimmer für sich allein haben und darf bei der Arbeit nicht gestört werden. Schließlich hat man noch nie etwas davon gehört, dass Picasso ein Gemälde nicht fertig malen konnte, weil er zuvor noch das Badezimmer putzen musste. Aber was ist mit mir? Ich würde mich auch gerne aufs Nähen konzentrieren. Möglicherweise verdient Mrs Lasky in der Tat nur das absolute Minimum, vielleicht auch weniger, und höchstwahrscheinlich arbeitet sie auch schwarz; im Gegenzug bekomme ich jedoch nichts dafür, wenn ich Marsh Cottage putze.
Ich werfe einen Blick ins Wohnzimmer und sehe, dass sich die Mädchen begeistert The Sound of Music – Meine Lieder, meine Träume anschauen.Könnte das Leben doch nur so sein wie im Film!
Das ist meine Chance. Jetzt oder nie. »Adi, du weißt doch, dass ich verschiedene Sachen genäht habe. Mittlerweile habe ich sogar Aufträge bekommen! Ich könnte mit den Krawatten, Ketten und Taschen ein richtiges Geschäft aufbauen.«
»Laura, sei vernünftig, damit kannst du doch höchstens ein kleines Taschengeld verdienen.«
»Toller Wortwitz«, entgegne ich eingeschnappt.
»Komm schon, Laura, ich versuche doch nur, dich aufzuheitern. Früher hast du über meine Witze gelacht«, erwidert Adi gedankenverloren.
Bevor ich ihm eine passende Antwort geben kann, kommt Lilly zu mir gelaufen. »Mummy, Mummy! Da ist Harriets Mutter am Telefon und will mit dir reden.«
»Bitte? Wir kennen keine Harriet!«, entgegne ich.
»Eine Charlotte will mit dir über den Mittsommermarkt sprechen.«
Verärgert gehe ich in den Flur und frage mich, ob Adis und mein Leben künftig wohl nur noch aus unbeendeten Diskussionen zwischen Tür und Angel bestehen wird.
»Hi, hier ist Laura.«
»Ich bin’s!«, dröhnt mir eine laute Stimme aus dem Hörer entgegen. »Wie geht es meiner Schläferin?«
»Entschuldigung, wer ist da bitte? Ich verstehe kein Wort!«, entgegne ich und will schon beinahe den Hörer auflegen, falls es sich um irgendeine Verrückte handelt, die mir etwas verkaufen will.
»Hier ist Charlotte.«
Einen Augenblick lang frage ich mich, ob die Frau vielleicht die falsche Nummer gewählt hat und eigentlich mit Kurt sprechen wollte.
»Erinnern Sie sich noch an
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