Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
auf und merke plötzlich, dass mir eiskalt ist. Außerdem weht der Duft von angebratenem Knoblauch durch das Haus.
Ich brauche meinen Kaffee. Kaffee ist etwas, was Adi und ich zu lieben gelernt haben. Und damit meine ich nicht einen Latte von Starbucks, sondern einen starken Filterkaffee. Damit überwindet man jedes Schlafdefizit. Ich stehe in der Küche und schlürfe meinen Kaffee, während Adi in den Töpfen rührt.
»Das war eine super Party«, stellt er fest. »Ich habe ein gutes Gefühl, was unser Leben hier in Reedby angeht. Hier auf dem Land können die Mädchen schön im Grünen aufwachsen.«
Nickend lächele ich und schweige. Ich flüchte mich in meine gewohnte Lösung, wenn es Probleme gibt, und innerhalb weniger Sekunden brummt es in meinem Schädel vor Formen und Farben von Zitronenbonbons und Lakritze. Allmählich kehrt wieder Leben in meine Hände und Füße zurück, während ich in meinem Designrausch durch das Cottage streife.
Aus dem Studio ertönt Gesang. Ich habe die Tür offen gelassen!
»Twinkle, twinkle little star …«
»Oh mein Gott! Daisy, was machst du da?«, schreie ich. Sie sitzt da und leckt an meinen Blättern mit den Pastellfarben, als sei es Wassereis. Dann streckt sie mir ihre leuchtend orangefarbene Zunge heraus. Tu was! Mach schon! Tu irgendwas! Ich packe Daisy, die sich federleicht anfühlt, und laufe mit ihr in die Küche.
»Nicht schlucken!«, schreie ich sie an und durchsuche den Küchenschrank nach einer sauberen Tasse. »Spül damit nur den Mund aus«, fordere ich sie auf und setze ihr die Tasse an den Mund.
Daisy presst die Lippen fest aufeinander, als wollte ich sie zwingen, Rosenkohl zu essen.
»Daisy, bitte trink das«, flehe ich sie an. »Braves Mädchen. Spuck das Wasser aus. Mach es wie beim Zähneputzen.«
Daisy steht die Panik in ihr kleines herzförmiges Gesicht geschrieben. Tränen steigen ihr in die großen braunen Augen.
»Süße, alles wird gut«, beruhige ich sie und nehme sie in den Arm. »Du hast Glück gehabt, dass Mummy mit Aquarellfarben gemalt hat, denn ein paar der anderen Farben beinhalten einige ziemlich unangenehme Chemikalien.«
»Laura, hör auf damit, du machst ihr nur Angst«, entgegnet Adi, als er die Küche betritt.
»Ich dachte, du würdest dich um die Kinder kümmern?«, brülle ich ihn an.
»Mummy, nicht schreien«, wimmert Daisy.
»Ich mache hier schon Multitasking. Aufräumen und kochen«, erwidert Adi.
»Multitasking heißt, gleichzeitig ein Auge auf die Mädchen zu haben und dabei zu kochen«, entgegne ich wütend, während ich Daisy eine Tasse Wasser einflöße.
»Du brauchst ein anständiges Studio mit einer Tür, die du abschließen kannst«, erklärt Adi und weist damit jede Verantwortung für das, was gerade passiert ist, von sich. »In einem Wintergarten mit Teppichfußboden zu arbeiten ist keine Lösung. Entweder ist das ein Raum für die ganze Familie oder ein Arbeitszimmer. Beides geht einfach nicht«, fährt er fort, als sei ein Architekturentwurf die Lösung eines jeden Problems. Ich halte mich zurück, da ich genau weiß, was als Nächstes folgt.
»Würdest du nicht zwei Gästezimmer mit all diesen alten, stinkigen Klamotten vollstopfen, hättest du schon längst ein eigenes Arbeitszimmer.«
Bevor ich ihm widersprechen kann, dass meine Kleider nicht stinken, sondern nur alt sind – oder sollte ich sie lieber »antik« nennen? – kommt mir eine Idee. »Lollis, Dauerlutscher!«, rufe ich.
So schnell, wie ich den Wintergarten verlassen habe, kehre ich wieder zurück. Daisy hatte die Farben für Lutscher gehalten. Ich habe große, runde Dauerlutscher vor Augen, mit bunten Farbreihen und einem Stiel. Lollis stehen viel eher für Sommer als Süßigkeiten.
Sorgsam schneide ich meine kolorierten Blätter aus. Ich bilde mir immer ein, die Königin der Collagen zu sein. So entsteht ein Look, der aussieht wie handgearbeitet – was ja gerade total in ist. Ich reiße noch ein paar Ränder und Kanten ab, um nicht allzu scharfe Konturen zu erzielen, schneide dann vorsichtig mit meinem Künstlerskalpell die Stiele der Lutscher aus und klebe sie auf eine helle Karte. Fertig. Diese kann jetzt eingescannt werden. Da klopft Adi an die Tür.
»In zwei Minuten gibt’s Mittagessen!«, erklärt er und betrachtet meinen Entwurf. »Warum benutzt du eigentlich kein Lineal oder eine ordentliche Schneideunterlage? Dann würdest du schöne, scharfe Kanten bekommen. Außerdem könntest du die Entwürfe mit Photoshop bearbeiten. Auf
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