Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
individuelle Note verpasst habe, wache ich völlig übernächtigt und mit einem dicken Brummschädel auf. Ich betrachte den tief und fest schlafenden Adi neben mir und bin mir sicher, dass ich ihn immer noch liebe. Oder bin ich einfach nur völlig gefühlsduselig, weil ich so wenig Schlaf bekommen habe? Eher nicht. Ich wünschte nur, Adi würde mich mehr wahrnehmen und mehr auf mich eingehen. Es wäre schön, wenn er mir seine Liebe öfter zeigen könnte und nicht seine ganze Freizeit mit David verbringen würde – wenn es denn das ist, was er in seiner Freizeit tut.
»Mummy! Daddy!«, rufen die Mädchen. Schon springen sie auf unser Bett und holen mich mit einem Schlag auf den Boden der Tatsachen zurück. »Heute ist der Mittsommermarkt!«, rufen sie im Chor.
Lilly läuft und reißt die Vorhänge auf. »Ein weiterer heißer Tag steht uns bevor«, imitiert sie ihre Lieblingsmeteorologin. Lilly hat wirklich ein großes schauspielerisches Talent.
Daisy dagegen ignoriert uns alle und läuft durch das Schlafzimmer.
»Geht nicht an die Nähsachen!«, schreie ich erschrocken, als die beiden schließlich übereinander auf meinen Stapel mit den Sachen für den Mittsommermarkt fallen.
»Laura, du brauchst ein eigenes Atelier«, stellt Adi fest. »Soll ich mal ein paar Entwürfe zeichnen?«, fragt er mich augenzwinkernd – wahrscheinlich, damit ich nicht schimpfe, dass ich wie die Gattin des Klempners bin, die gezwungen ist, jahrelang mit einem tropfenden Wasserhahn zu leben. Ist er in Hannelores Scheune vielleicht damit beschäftigt? Baut er sie für mich zum Studio um?
»Ich muss erst einmal Geld verdienen, bevor wir uns ein Atelier leisten können«, entgegne ich und versuche, meinen Verdacht nicht preiszugeben. »Aber wir stehen im Augenblick gar nicht mal so schlecht da.« Vielleicht wäre das der geeignete Zeitpunkt, um ihm von meinen Plänen hinsichtlich des Nähens zu erzählen: Ich würde nämlich gern mein Geld allein nur mit dem Nähen von Accessoires und Heimtextilien mit wunderschönen Vintagestoffen verdienen. Bevor ich aber auch nur irgendetwas sagen kann, raufen die Mädchen immer wilder miteinander.
»Mummy, das ist doch eines von deinen alten Kleidern«, stellt Daisy fest und betrachtet den lila und orangefarben gemusterten Stoff, den ich nun zu einer Handtasche umgearbeitet habe.
»Und sind das hier Omas Teekannenwärmer?«, fragt Lilly und zieht einen gestreiften Teewärmer aus dem Stapel, an den ich oben einen mit Stoff bedeckten Knopf angenäht habe.
»Die sehen gar nicht nach Pam aus, sondern nach einem echten Design«, stellt Adi fest.
»Soll das jetzt als Kompliment für deine Mutter oder für mich gemeint sein?«, frage ich, um ihn dazu zu drängen, seine Komplimente schon ein wenig konkreter zu äußern. Darin ist er nämlich noch nie gut gewesen!
»Na ja, du hast auch noch nie eine selbstgestrickte, blau-weiß gestreifte Badehose tragen müssen, die jedes Mal schlaff herunterhing, wenn du aus dem Wasser geklettert bist«, beschwert sich Adi. »Jede Wette, dass sie genau diese Badehose hierfür aufgeriffelt hat.«
»Bring mich nicht auf dumme Gedanken!«
»Sieh mal, das hier ist das Kleid, das du zur Hauseinweihungsparty anhattest«, stellt Lilly fest und tut so, als würde sie in die aufgedruckte Frucht hineinbeißen. Wehmütig betrachte ich mein Lieblingskleid, das sich nun in eine schicke Küchenschürze verwandelt hat.
»Alles in Ordnung mit dir, Laura?«, fragt mich Adi.
»Ja ja«, erwidere ich, während ich verzweifelt versuche, meine Tränen zurückzuhalten.
»Sieh es doch einmal so«, schlägt Adi vor, »du hast den Kleidern zu einem neuen Leben verholfen.«
»Ja, wahrscheinlich«, schniefe ich.
»Warum behältst du nicht einfach die Tasche mit den tropischen Früchten? Schließlich solltest du mit deinen eigenen Kreationen auch gesehen werden. Schade, dass ich es nicht rechtzeitig geschafft habe, die Jurte für den Markt abzubauen«, murmelt Adi, ohne dabei jedoch allzu überzeugend zu klingen. Er sollte sich wirklich schämen, dass er sich die Zeit dafür nicht nehmen konnte!
Was soll ich bloß anziehen? Wie schaffe ich es, wie eine Designerin von Modeaccessoires und Heimtextilien auszusehen? Von meiner ehemaligen Sammlung von Kleidern, Röcken und Blusen ist nicht mehr viel übrig, und mein Abendkleid aus den Dreißigerjahren kann ich tagsüber in der Öffentlichkeit nicht tragen. Dann fällt mein Blick auf ein Kleidungsstück, das nicht zu warm ist und mich
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