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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Addison
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natürlich viele von Madame Monets Aussehen geschockt waren, weil sie ihrer Meinung nach in diesem unerhörten, unschicklichen Rot wie eine Kurtisane aussah.«
    Dies ist eine jener Situationen, in denen ich eigentlich etwas Geistreiches antworten sollte. Aber leider fällt mir nichts anderes dazu ein, als dass ich froh bin, mich mit einem echten Kunstkenner zu unterhalten.
    »Wir hätten wirklich früher losgehen sollen«, erzählt Chris bedauernd und wechselt das Thema. »Ein Öltankwagen ist in der Wimpelgirlande über der Straße hängengeblieben. Wie oft fahren schon Öltankwagen The Green hinunter?«, lacht er. »Ein paarmal im Jahr? Na ja, das war dann wohl schlechtes Timing unsererseits.«
    Während wir meine Schubkarre befreien, betrachte ich die Wimpelgirlande. »Ihr habt sie aus zurechtgeschnittenen Tragetaschen gemacht!«, stelle ich erstaunt fest.
    »Sie sehen prima aus, oder? Siehst du, da war also der ganze Kunstunterricht doch nicht vergebens. Charlotte kam nämlich mit einer Tüte voller muffiger, schimmeliger Girlanden an«, erklärt Chris mit gespieltem Entsetzen. »Da habe ich über eine ökologisch sinnvolle Lösung nachgedacht und zack! Schon hatte ich die Idee, gebrauchte Einkaufstüten wiederzuverwerten.«
    »Du solltest dir diese Idee patentieren lassen«, erwidere ich und bin ein wenig verstimmt darüber, dass Charlotte nicht mich gebeten hat, Wimpelgirlanden zu nähen. Das bringt mich aber auf eine Idee, was ich aus übrig gebliebenen Stoffresten nähen kann: einzigartige handgefertigte Girlanden. Das wäre etwas ganz anderes als die hübschen, aber doch immer gleichen Wimpelketten, die man im Kaufhaus bekommen kann. Warum bin ich eigentlich nicht schon früher auf diese Idee gekommen?
    »Ich hatte keine Ahnung, dass es so gut aussehen würde«, gesteht Chris.
    »Es muss eine halbe Ewigkeit gedauert haben, Tragetaschen auseinanderzuschneiden und dann wieder zu einer Wimpelgirlande zusammenzunähen.«
    »Offen gestanden stammt nur die Idee von mir. Wir haben daraus im Buddhistenzentrum einen kleinen Wochenendworkshop gemacht. John jedenfalls.«
    »Mir gefällt ganz gut, wie Worte und Farben zerschnitten und aneinandergefügt sind. Aus der Ferne sieht das richtig festlich aus«, erwidere ich. Chris scheint nach diesem Lob sehr stolz auf sich zu sein.
    »Gestern Nacht am Strand haben wir dann noch letzte Hand angelegt und alles aneinandergeheftet. Beinahe wären wir damit wie mit einem Drachen abgehoben! Ein paar Jungs aus dem Zentrum und ich sind mit dem alten Van rausgefahren – du hättest dabei sein müssen! Zusammen haben wir am Strand gesessen und den Sonnenaufgang beobachtet.« Meint Chris das wirklich ernst? Lädt er mich jetzt etwa rückwirkend ein?
    »Ich wäre wirklich gern gekommen, aber ich habe ebenfalls die Nacht durchgearbeitet«, entgegne ich stolz.
    »Wenn die Jungs herkommen, hängen wir die Wimpelgirlande wieder auf«, fährt Chris fort. »Es sei denn, ein weiterer Öltanklaster kommt vorbei. Die Jurte sieht übrigens klasse aus.«
    »Du hast unsere Jurte gesehen?«, frage ich.
    »Nein, nicht eure. Na ja, es ist schon eure, aber …«
    »Chris, was zum Teufel meinst du? Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst!«
    »Dein Mann und sein blonder Freund waren vorletzte Nacht hier. Ich habe ihnen meine Unterstützung angeboten, aber offensichtlich wollte dein Mann beim Aufbau meine Hilfe nicht«, erklärt Chris und streichelt mir über die Schulter.
    »Ich muss jetzt los«, antworte ich schnell und wünschte mir, wir wären nicht gerade an einem so öffentlichen Platz wie diesem. Wahrscheinlich werden wir gerade von halb Reedby beobachtet.
    Mit meiner Schubkarre biege ich um die Ecke und entdecke Charlottes hochgewachsene Figur. Sie ist eine große Frau, deren Silhouette durch die mit Haarlack versehene, aufgetürmte Frisur noch vergrößert wird. Sie steht Roger Payne gegenüber, der zu ihr aufschauen muss. Ich kann ihren zackigen Tonfall bis hierher hören. Du meine Güte, wäre ich eine ihrer Englischschülerinnen, säße ich starr vor Schreck in ihrem Unterricht. Sie wüsste bestimmt, wie sie mit Curtis umzugehen hätte! Dieser Gedanke amüsiert mich. Aber an einem Tag wie heute will ich ganz sicher nicht über die Arbeit am College nachdenken.
    »Laura, Laura! Was für ein Kunstwerk!«, ruft Charlotte. »Die Schubkarre an sich könnte so schon als Auslage dienen. Sie wäre wie eine Art Schaufenster für die Jurte; auf die Art und Weise könnten wir eine ganze

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