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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Addison
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Zuschauern zu und genießt seine vier Minuten des Ruhms und der Ehre. Als er mir zuwinkt, schreie ich lauthals, »Das ist Jim!«, wobei mir eigentlich klar ist, dass es natürlich Jim ist. Denn wer sonst liebt es so wie ich, sich zu verkleiden?
    Ich bin heilfroh, dass sich die Aufmerksamkeit des Publikums allein auf ihn konzentriert, da ich mit den High Heels auf der Treppe ins Straucheln gerate und zudem Prada mit einem großen Satz in die Freiheit springt. Danke, Jim, denke ich insgeheim. Ich bin so erleichtert, dass niemand meine und Pradas unfreiwillige Showeinlage mitbekommen hat. Nach einem weiteren Blick zu Jim muss ich zugeben, dass er mit seinem Haar – oh, das ist tatsächlich eine Perücke! – und dem professionellen Make-up von der Beauty School wie eine Dragqueen par excellence aussieht. Dann zieht er jedoch die Flügel aus und wirft sie Curtis zu, begleitet vom Geschrei der Zuschauer. Danach springt er von der Bühne herunter.
    Ich atme erleichtert auf, als neben mir eine vertraute Stimme erklingt. »Laura, das war mein Schwanengesang. Nicole hat mir eine Stelle im Museum angeboten«, keucht Jim.
    »Toll, das freut mich!«, erwidere ich, bevor sich meine egoistische Seite zu Wort meldet: Und was ist mit mir?
    Als ob er Gedanken lesen könnte, fährt Jim fort. »Ich werde ein gutes Wort für dich einlegen. Das Museum braucht ganz bestimmt gute Leute, um Kunstworkshops zu veranstalten.«

Kapitel 39
    Gobelinstich – Der Gobelinstich ist ein kleiner, diagonaler Stich, der die horizontalen und vertikalen Kreuzungspunkte der Stoffunterlage (z.B. Aidastoff) überkreuzt und somit einen 45°-Winkel bildet. Um die Spannung zu erhalten, muss der Stich immer von unten nach oben geführt werden.
    Ich eile in den Gemeindesaal. Ich bin – mal wieder – zu spät. Mich scheint jedoch niemand zu bemerken, als ich leise zu dem Tisch schleiche, der nun meiner ist. Dort kann ich ungestört nähen und mich zuhause fühlen. Daheim habe ich leider kein anständiges Arbeitszimmer mehr, weshalb ich zum Nähen immer noch in die Jurte gehe. Denn der Wintergarten ist vollgestellt mit endlosen Paletten mit Jungpflanzen, als plane Adi, das komplette Dorf mit selbstgezogenem Gemüse zu versorgen.
    Die Wahrheit ist jedoch, dass ich mich nicht traue, mich anderswo hinzusetzen, da unsere Plätze im Nähkurs fest vergeben sind. Nach meinem Ausflug in die Welt der Modenschauen habe ich endlich das Gefühl, wieder in die echte Welt zurückgekehrt zu sein. Fast bin ich ein wenig erleichtert darüber, dass Adi von alledem nichts mitbekommen hat. Für meinen Mann wäre dies eindeutig zu viel Showbiz und Glitzerwelt gewesen! Es ist schon schlimm genug, dass die Mädchen ihm alle Ereignisse brühwarm berichtet haben.
    Hannelore verkündet weiter ihre Hinweise darauf, was wo und wann in der Welt des Nähens passiert. Ich habe das Gefühl, in einer Schulversammlung zu sitzen.
    »Leider habe ich nur vier Karten für die Vernissage«, erklärt sie plötzlich und liest von ihren Notizen ab. Ich spitze die Ohren: Für die Einladung zu einer Ausstellungseröffnung würde ich alles tun!
    Mit einem Mal reden alle gleichzeitig und blättern in ihren Kalendern herum. Natürlich habe ich meinen Kalender nicht mit. Ich habe ohnehin immer schon alle Hände voll zu tun, allein meinen Nähkram und mich selbst herzuschaffen, nachdem ich Lunchpakete und Büchertaschen gepackt habe und mit Prada rund ums Dorf Gassi gegangen bin.
    Meine Vorliebe für Vernissagen begann mit dem Abschluss der Chelsea School of Art. Meine große Abschlussschau stand bevor, und meine Freundin Louise, die Geschichte studierte, war damit beschäftigt, ihren Talar und den Absolventenhut zu bestellen, während ich, die Kunststudentin, durch sämtliche Secondhandläden streifte auf der Suche nach dem geeigneten Kleid für eine Vernissage. Dabei ging es für mich nicht nur um die Eröffnungsparty, sondern auch um die Möglichkeit, mich für etwas weitaus Aufregenderes herauszuputzen, als in einem schwarzen Talar mit Hut zu gehen. Selbst heute kann ich mich noch sehr gut an das hautenge Mieder erinnern, das mir tief in die Rippen schnitt, während ich mich mit dem Who’s Who der Kunstszene unterhielt und dabei von Gill Davison, der außergewöhnlichen Textilagentin (na ja, zumindest war sie das damals) entdeckt wurde.
    »Die Vernissage findet an diesem Samstag statt, das ist der 2. Juli. Mir ist klar, dass der Termin recht kurzfristig ist«, erzählt Hannelore. Was mich an ihre letzte

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