Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
nicht übers Herz gebracht, sie wieder zu verkaufen – wo ich doch keine eigenen Kinder habe«, lacht sie laut. »Sie gehört Ihnen, solange Sie sie brauchen.«
»Vielen Dank. Vielen, vielen Dank!« Ich bin beeindruckt von der Großzügigkeit dieser Fremden und merke, wie mir die Tränen kommen.
»Die Sache hat nur einen Haken«, wendet Charlotte ein und ignoriert Kurt, der alle Mühe hat, die Radbremse des Wohnwagenanhängers herunterzukurbeln. »Ich fände es toll, wenn Sie beim Komitee des Mittsommermarktes mitmachen könnten. Wir brauchen dringend jemanden, der sich um Kunstdinge kümmert. Heather hat nämlich erzählt, dass Sie Kunst unterrichten. Der Markt findet dieses Jahr in Padmaloka statt, dem spirituellen Buddhistenzentrum. Das wird ein tolles Ereignis in dem alten georgianischen Kasten, und diese Buddhistenjungs sind wirklich hinreißend. Finden Sie nicht auch?«, fährt sie fort, ohne dabei auch nur ein einziges Mal Luft zu holen.
Ich nicke und muss plötzlich an Chris Taylor in seinem Paisleyhemd denken. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass er heute in meinen Gedanken auftaucht.
»Also abgemacht. Komm schon, Kurt«, ruft sie ihm zu. »Ich werde es Sie wissen lassen, wenn das nächste Vorbereitungstreffen stattfindet. Bringen Sie ruhig all Ihre Ideen mit. Es geht doch nichts über ein wenig harte Arbeit, um sich von allem abzulenken.«
»Heather?«, rufe ich.
»Ja, meine Liebe?«
»Könnte ich noch einmal mitkommen und ein paar Anrufe erledigen?«
»Natürlich!«
Aufgeregt rufe ich bei Adi an, um ihm die Neuigkeiten zu berichten.
»Wir haben einen Wohnwagen! Heathers Schwester hat ihn vorbeigebracht!«
»Ich werde nicht in so einem verdammten Ding schlafen. Ich kann Wohnwagen nicht ausstehen!«, faucht er mich an. »Dir ist dabei wohl nicht in den Sinn gekommen, dass Wohnwagen für jemanden, der deutlich über 1,80 m groß und Architekt ist, nicht gerade geeignet sind?«
»Manche Wohnwagen sind wahre Klassiker«, murmele ich und bin mir bewusst, dass ich mich hier auf unsicheres Terrain vorwage.
»Warum hast du mir nichts davon gesagt? Ich habe mich schon um alles gekümmert. Warte nur bis morgen ab.« Eine halbe Ewigkeit lang hat er nicht mehr so begeistert geklungen. »Ich komme heute Abend spät nachhause. Auf dem Heimweg werde ich ein paar Anziehsachen für die Mädchen kaufen gehen. Meine Garderobe habe ich schon online aufgestockt, ohne dabei auch nur einen Fuß in ein Geschäft setzen zu müssen. Toll, oder?«
»Mensch, hast du ein Glück«, erwidere ich matt.
»Was ist denn mit dir? Brauchst du etwas?«
»Was meinst du?«
»Kleidung vom Supermarkt. Aber ich habe jetzt keine Zeit mehr. Ruf mich zurück, wenn dir noch etwas einfällt«, sagt er und legt auf.
Seit wann kauft Adi Kleidung im Supermarkt? Das ist mir neu. Und obendrein erwartet er von mir , dass auch ich Supermarktklamotten tragen soll! Ich hoffe, das war nur ein schlechter Witz! Schon möglich, dass er seine Garderobe innerhalb weniger Minuten mit einem einzigen Mausklick in irgendeinem Onlineshop wieder aufgestockt hat. Aber ich habe fünfzehn Jahre lang meine Garderobe zusammengesammelt. Jedes Teil war ein Einzelstück – das war es, was ich an meinen Kleidern so geliebt habe. Deswegen kann ich sie jetzt auch nicht einfach so wegwerfen. Ich merke, wie meine Hände zu zittern beginnen. Schnell stehe ich auf, hole ein paarmal tief Luft und merke, wie es mir allmählich wieder ein wenig besser geht.
Die Tür zum Arbeitszimmer steht einen Spalt breit offen, und ich frage mich gerade, ob ich anklopfen soll, als Heather mich hineinruft.
»Alles erledigt?«
»Beinahe. Ach, da fällt mir ein: Haben Sie noch das Gemeindejournal?«
»Bestimmt.« Sie erhebt sich und greift nach einem großen Zeitschriftensammler. »Hierin bewahre ich alles Wichtige auf«, erklärt sie und nimmt die Februarausgabe des »On the Broads« heraus. Ich bin wirklich froh, dass Adi nicht hier ist und Heathers effektive Ordnungsprinzipien erlebt. Er würde nur auf dumme Ideen kommen.
»Darin findet man wirklich alles: Yogastunden, Nähkurse, einen Lehrgang über das Bienenzüchten, einfach alles, was Reedby zu bieten hat.« Schwer zu sagen, ob Heather das sarkastisch meint oder einfach nur ehrlich ist. »Wie geht es Snowball?«
»Wem? Oh, gut. Die Mädchen lieben sie.« So langsam muss ich es ihr mal sagen. »Übrigens, die Mädchen haben ihr einen neuen Namen gegeben, einen Spitznamen«, fahre ich schnell fort, um die Neuigkeit ein wenig
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