Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
wird. Als ich die Sitze hin- und herschiebe, sie erst in ein Bett verwandle und dann in kleine Minisofas, habe ich das Gefühl, in einem Spielhaus zu sitzen. Ich komme mir vor wie Daisy in ihrer heiß geliebten Kuschelecke in der Spielgruppe.
Draußen ertönt ein Wimmern, und ich schaue schnell aus dem Fenster. »Prada! Prada! Mein kleines Mädchen!«, rufe ich. Prada kratzt an der Tür. »Hier gefällt es dir, nicht wahr, meine Kleine?«
»Daisy!«, entfährt es mir plötzlich, als mein Blick auf die altmodische Uhr im Inneren des Wohnwagens fällt. Wenn Charlottes Uhr richtig geht, bin ich spät dran. Verdammt spät.
Ich brause auf den Parkplatz und stelle fest, dass nur ganz wenige Autos vor der Spielgruppe parken – was bedeutet, dass ich entweder unglaublich früh bin oder unglaublich spät. Durch die Glastüren hindurch entdecke ich Daisy – das einzige Kind, das noch in der Spielgruppe ist und einen Feuerwehrwagen in fortwährenden Kreisen durch das Zimmer schiebt.
»Tatütata. Keine Angst, Feuerwehrmann Daisy ist bei dir«, erklärt sie ihrem Teddybär.
»Linda, tut mir leid, dass ich zu spät bin«, entschuldige ich mich bei der Leiterin des Horts. »Aber es ist der reinste Albtraum, in dieser Situation alles geregelt zu bekommen.«
»Kein Problem«, erwidert sie, wobei ihre Miene jedoch das Gegenteil behauptet. Rasch ziehe ich Daisy ihren Mantel an und verlasse den Hort so schnell, wie ich kann.
»Warum kommst du so spät, Mummy?«
»Tut mir leid, Süße. Das war gestern ein ganz schöner Schreck, nicht wahr?«, sage ich und fühle mich beim Anblick ihres kleinen Gesichts im Rückspiegel ganz furchtbar. »Ich habe eine große Überraschung für dich!«
»Ein Geschenk? Bekommen wir neue Kostüme zum Verkleiden? Oder Flügel?«
»Es ist was Größeres.«
Wir setzen dieses Ratespiel während der gesamten Rückfahrt fort. Dabei komme ich mir ein wenig gemein vor, weil sie es niemals erraten wird, doch sie hat richtig Spaß an diesem Spiel.
»Jetzt schließ deine Augen«, sage ich und bringe das Auto zum Stehen.
»Kann ich sie jetzt wieder aufmachen?«
»Ja, klar!«
»Oh, der ist toll!«, ruft sie sofort. »Können wir reingehen?« Nachdem ich die Tür aufgeschlossen habe, klettern wir ins Innere des Wohnwagens.
»Das ist ja wie die Kuschelecke im Kinderhort!«
Ich liebe den Ausdruck in Daisys kleinem Engelsgesicht; es hat immer noch ein wenig Babyspeck und verwandelt sich noch nicht in das eines großen Mädchens wie bei Lilly. Daisy sieht aus, als habe sie gerade ein Weihnachtsgeschenk in Form eines riesigen, gut ausgestatteten Puppenhauses bekommen.
Den ganzen Nachmittag über ist Daisy damit beschäftigt, den Caravan einzurichten. Mittlerweile habe ich aufgehört zu zählen, wie oft sie die Kissen umgeräumt und Essen »gekocht« hat.
Später gehen wir dann zusammen zur Schule, wo Daisy durch die Gitterstäbe des Schulzauns brüllt.
»Lilly! Lilly! Wir haben eine Harriet, in der wir wohnen können!«
»Daisy, du redest Unsinn«, entgegnet Lilly in einem sehr erwachsenen Tonfall. Daisy legt ein derartiges Tempo vor, dass wir beinahe im Laufschritt nachhause rennen. Innerhalb kürzester Zeit schließt sich Lilly Daisy an, und ausnahmsweise spielen die beiden friedlich miteinander, ohne sich zu zanken.
»Mummy, das ist ein echtes Abenteuer«, quietscht Lilly. »Können wir mit Harriet auch ans Meer fahren?«
»Wenn das Wetter besser wird, vielleicht.«
»Daddy ist zuhause«, ruft Daisy, die über Luchsaugen verfügt.
»Warum guckst du so böse?«, fragt Daisy, als Adi den Wohnwagen anstarrt.
»Was ist in den Tüten?«, erkundigt sich Lilly, der anscheinend nichts entgeht.
»Neue Kleider. Die Tüte hier ist für dich, die andere für Daisy«, erklärt Adi, als würden die beiden Mädchen dem Weihnachtsmann einen Besuch in seiner Spielzeugfabrik abstatten. Gemeinsam quetschen sie sich in die entgegengesetzte Ecke des Wohnwagens und probieren die Kleider an, die für Daisy zu klein und für Lilly zu groß sind. Ein Teil von mir reibt sich innerlich die Hände in dem selbstsüchtigen Stolz, dass nur ich als ihre Mutter die genaue Kleidergröße meiner Kinder kenne. Meine hämische Freude findet jedoch ein jähes Ende, als Lilly zu weinen anfängt.
»Ich will meinen rosafarbenen Pullover mit dem Herz darauf!«
»Ich auch, ich will meinen rosafarbenen Pullover mit dem Herz darauf!«, stimmt Daisy wie ein Papagei ein.
»Wir müssen eben damit klarkommen, wie die Lage ist. Das ist nicht
Weitere Kostenlose Bücher