Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
abzumildern. »Snowball heißt jetzt Prada.« Heather verzieht keine Miene. Ich finde ja, Heather hat mit ihrem dicken, zotteligen, grauen Haar etwas von einem Bobtail an sich. Dabei war sie bei unserer Hauseinweihungsfeier gerade erst beim Friseur gewesen. Ich wünschte, mein Haar würde so schnell wie das ihre wachsen!
Heather lacht ein wenig verächtlich. »Ich habe schon schlimmere Namen gehört. Außerdem habe ich es mir zum Prinzip gemacht, Hundenamen nicht zu diskutieren.«
Ich überquere wieder die Straße. Der Gedanke, einen Nähkurs zu besuchen, begeistert mich, jagt mir gleichzeitig aber auch ein wenig Angst ein. Vielleicht kann das College die Kosten dafür übernehmen?Denn immerhin ist dies eine Weiterbildungsmaßnahme, wie Curtis sie doch immer fordert. Außerdem habe ich eine Telefonnummer für einen Yoga- und Meditationskurs herausgeschrieben – der würde Adi sicherlich ganz guttun. Aber keine Ahnung, wie ich ihn dazu bringen kann, auch tatsächlich hinzugehen. Er wird sicherlich sagen, dass Yoga ihm nicht männlich genug ist. Würde es sich um einen Kurs für Kampfsport handeln, dann wäre er sofort dabei. Yoga kann doch nicht so total anders sein, oder? Plötzlich muss ich an Prada denken. Wo ist sie bloß?
»Prada! Prada!«, schreie ich und merke, dass ich wie eine Verrückte klinge, die ihre Handtasche irgendwo verloren hat – oder, noch schlimmer, ihr Kind. Ich suche den Garten ab und laufe dann nach oben. Schnell eile ich ins Kinderzimmer, wo mir wieder der Gestank von geschmolzenem Plastik entgegenschlägt. Hier liegen ein paar Kleidungsstücke, die eher wie Aschenputtels Kleider aussehen als bunt gemusterte Kinderkleidung. Alles, was von einem der Pullover übrig ist, ist die Hälfte eines rosafarbenen Herzaufnähers. Ich habe die Kleider der Mädchen immer geliebt. Am liebsten würde auch ich diese bunten Farben und hübschen Muster tragen, die aber für Erwachsene als nicht schicklich gelten. Wenn es die Kleider doch nur in Erwachsenengrößen gäbe! »Prada! Komm schon, altes Mädchen!«, locke ich sie.
Danach gehe ich in den Hauswirtschaftsraum und entdecke dort Prada, die es sich in einem Wäschekorb gemütlich gemacht hat. »Du bist wirklich Mummys dritte Tochter«, schüttele ich den Kopf. In Wahrheit ist sie ein weiteres Kind, das ich immer wieder vergesse. Prada schläft unbeirrt weiter. Als ich jedoch einen Napf mit ihrem Futter fülle, springt sie sofort aus dem Wäschekorb und macht sich über den Napf her, ohne irgendeine Notiz von mir zu nehmen. In dem Wäschekorb entdecke ich einen riesengroßen Wäschehaufen. Gott sei Dank bin ich nicht eine dieser supereifrigen Hausfrauen, denke ich erleichtert, als mein Blick auf einige Kleidungsstücke von den Mädchen und mir fällt – die alles schadlos überstanden haben. Meine Lotterwirtschaft hat mir den Tag gerettet!
»Sieh mal, meine metallblaue Bluse, die ich als Studentin getragen habe!«, sage ich und streichele Prada über den Kopf. Sie ignoriert mich und hält den Kopf beharrlich über ihrem Napf. Sagt man nicht von Hunden, sie seien liebevolle, anhängliche Ersatzmänner? Aber Prada ignoriert mich ebenso, wie Adi es tut. In letzter Zeit denke ich immer öfter, dass Adis und meine Partnerschaft beinahe nur noch eine rein geschäftliche Beziehung ist; das Haus und die Kinder sind unser Unternehmen. Wir verbringen immer weniger Zeit zusammen; aber wir haben auch weder Zeit noch Geld, um wirklich zusammen auszugehen. Dies ist nicht immer so gewesen. Vor der Geburt der Mädchen sind wir regelmäßig an den Wochenenden losgezogen, doch das scheint schon eine halbe Ewigkeit her zu sein. Aber selbst nach der Geburt der Mädchen waren wir Teil einer Gruppe, die reihum für das Babysitten zuständig war, sodass wir ab und an ausgehen konnten – nur wir beide allein.
Ich gehe hinaus und klettere in den Wohnwagen. Hier riecht es nach Charlottes Parfüm – sehr süß und blumig. Alles ist winzig klein. Ich muss lachen, als ich an meinen Chef (oder den Schuldirektor, wie er genannt werden möchte), Curtis Lampard, denke. Er hätte wahrscheinlich nicht einmal durch die Tür gepasst, geschweige denn auf den schmalen Schaumstoffsitzen Platz nehmen können. Diese sind mit einem orange- und braunfarbenen Stoff mit Blümchenmuster bezogen, das offensichtlich noch aus den Siebzigerjahren stammt. Die einzelnen Polster sind mit Klettverschluss aneinandergeklebt. Ich finde es hier einfach nur toll, aber mir ist klar, dass Adi es hassen
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