Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
das Ende der Welt!«, entgegnet Adi.
»Daddy, können wir mit Harriet ans Meer fahren?«
Adi tut so, als habe er nichts gehört. Aber genauso gut könnte ich für ihn antworten und sagen, dass dies wohl nicht passieren wird. Daddy ist am Meer aufgewachsen, genauer gesagt an der Ostküste, und ist nie in Urlaub gefahren. Jedes Mal, wenn wir Adis Eltern besuchen, erklärt sein Vater Keith: »Warum hätten wir mit den Kindern in Urlaub fahren sollen, wo wir doch direkt am Meer wohnen?« Wenn man Adis Mutter Pam glauben mag, dann will Keith nie irgendwohin fahren. Ich habe noch genau im Ohr, wie sie mir vor vielen Jahren geklagt hat, dass selbst die unternehmungslustigsten Männer wie Keith zu Stubenhockern würden, wenn sie einmal verheiratet seien. Damals habe ich ihrer Klage keine große Beachtung geschenkt, da ich nicht im Traum daran gedacht hätte, dass Adi und ich einmal so werden würden. In letzter Zeit frage ich mich aber immer öfter, ob Pam vielleicht doch Recht gehabt hat.
»An der Uni habe ich mich nur von Fertiggerichten ernährt«, gesteht Adi, als er mit der Gabel über den Boden seines Nudelbechers kratzt.
»Nur die Küche und die Schlafzimmer sind beschädigt«, wende ich ein. »Wenn man einmal von der gesamten Elektrik absieht.«
»Du hast doch wohl nicht versucht, ins Haus zu gehen, oder? Wir müssen erst den Bericht eines Statikers abwarten, bis wir das Haus wieder betreten können.« Aber anstatt ihm auf den Leim zu gehen und zu erwidern, dass ich nicht eine seiner Kundinnen sei, schweige ich lieber und behalte für mich, dass ich Taschen und einen Koffer voller Stoffe aus dem Schlafzimmer gerettet habe, in das ich offenbar gar nicht hätte hineingehen dürfen.
»Das hier ist doch kein Tatort, das ist unser Haus.«
»Das uns ein Vermögen kostet«, seufzt Adi. »Aber lass uns lieber nicht über Geld reden. Ich habe übrigens gar nicht gewusst, dass es diese Nudelbecher immer noch gibt«, stellt er fest. Wie es scheint, hat ihm das Fertiggericht sehr gut geschmeckt.
»Phyllis verkauft so ziemlich alles.«
Adi dreht den Pappbecher um.
»Was um Himmels willen machst du da?«, frage ich ihn verwundert. »Willst du dir dein neues T-Shirt mit Nudeln versauen?«
»Gar nicht mal so schlecht, oder? Hat nur zwei Pfund gekostet«, erklärt Adi lachend und zupft an seinem weißen T-Shirt herum. »Aber bei Phyllis muss man immer aufpassen. Das Brot, das ich bei ihr gekauft habe, war schon einige Tage alt. Vielleicht stammen diese Nudelbecher ja auch noch aus den Achtzigern!«
Am liebsten würde ich Phyllis in Schutz nehmen. Immerhin versorgt sie mich mit allem, wenn ich verbotene Gelüste empfinde. Wenn es ihren Laden nicht gäbe, könnte ich niemals ab und an mal einen Schokoladenriegel kaufen. Na gut, wir reden hier von deutlich mehr als »ab und an« mal einem Riegel – gerade vor meinen Tagen verspüre ich immer diese Gelüste nach zuckerhaltigen Dingen.
»Wenn sie nicht auch noch das Postamt betreuen würde, müsste ich meilenweit zum nächsten Supermarkt fahren. Ich bin auf Phyllis angewiesen!«
»Das war nur ein Witz, Laura! Manchmal habe ich den Eindruck, dass du seit unserem Umzug nach Reedby jeglichen Sinn für Humor verloren hast. Werde mal ein bisschen locker! Dann wird es dir garantiert besser gehen!«, fordert mich Adi auf, als würde er mit einem der Mädchen reden.
Ich tue so, als würden mir die Worte fehlen, und merke sogleich, dass der Wohnwagen einfach zu klein ist, um sich darin zu streiten. Schnell wechsele ich das Thema.
»Im Buddhistenzentrum werden Yogakurse angeboten.«
»Mach das ruhig«, erwidert Adi. »Du könntest ein wenig Bewegung vertragen. Schließlich sind wir alle nicht mehr die Jüngsten. Sieh mich bloß an«, fährt er fort und klopft sich auf den Bauch.
»Ich dachte eher, dass du vielleicht interessiert seist. Das wäre perfekt als Ergänzung zu deinem Radfahren – du würdest fitter werden und könntest dabei gleichzeitig Stress abbauen.«
»Willst du damit etwa sagen, dass ich zu dick bin?«, lacht Adi.
Bevor ich antworten kann, hören die Mädchen auf, an dem Minitischchen zu malen, und stehen sofort vor uns.
»Daddy! Daddy! Kannst du uns was aus Der Wind in den Weiden vorlesen?«, fragen die beiden im Chor.
»Ich werde hier gebraucht, da bleibt mir keine Zeit für einen Yogakurs«, erwidert Adi lachend.
»Ich habe keine Ahnung, an welchem Tag die Kurse angeboten werden. Du müsstest dort mal anrufen.«
Ich höre, wie Adi die verschiedenen
Weitere Kostenlose Bücher