Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Schlangen und Skorpione fernzuhalten. Aber wahrscheinlich gibt es hier ohnehin nur Ringelnattern«, vermutet sie und starrt Adi über den Rasen hinweg an. Das ist genau der Grund, warum ich nicht gern zelte!
»Hallo Laura! Was ist denn hier los? Das sieht aus wie ein Festival«, stellt Liz fest, die über die Hecke schaut.
»Komm doch auch in unseren Garten«, lade ich sie ein.
Liz quetscht sich zwischen den Transportern und Autos vorbei, die draußen vor dem Marsh Cottage parken.
»Das ist Adis Jurte«, erkläre ich und kann es mir nicht verkneifen, das Gesicht zu verziehen.
»Ich wollte schon immer in einem Nomadenzelt wohnen«, erwidert Liz begeistert.
»Du machst wohl Witze?«
»Aber Mark wollte davon nichts wissen.«
Ich zucke mit den Schultern und überlege insgeheim, einen Frauentausch vorzuschlagen. Denn ich muss ehrlicherweise zugeben, dass ich mich nach einer Nacht im Birch House in dieses Haus verliebt habe. »Ähm … Adi ist ganz begeistert dabei, diese Jurte aufzubauen. Ich glaube, so viel Spaß hatte er schon lange nicht mehr«, kichere ich. »Obwohl ich, glaube ich, lieber im Wohnwagen bleiben werde«, flüstere ich ihr zu. »Und für meine alten Vintagekleider habe ich mir auch schon etwas ausgedacht.«
»Was denn? Was hast du dir ausgedacht?«
»Alles zu seiner Zeit.«
Kapitel 12
Kretischer Stich – Dieser Stich ähnelt ein wenig dem Hexenstich und kann als offener Zierstich oder geschlossener Füllstich benutzt werden. Seit Jahrhunderten verzieren die Inselbewohnerinnen von Kreta mit diesem Stich ihre Kleidung.
Ich krame den zerknitterten Ausschnitt aus meiner Handtasche hervor und sehe noch einmal nach. Doch, ich bin zur richtigen Uhrzeit am richtigen Ort. Nur sieht leider das Kirby-St.-Mary-Gemeindehaus nicht gerade wie das Zentrum der Näher- und Stickergilde aus. Auch eine Ähnlichkeit mit einer der Kunst- oder Kunsthandwerksschulen, an denen ich bislang gewesen bin, ist nicht vorhanden. Und über einen Vergleich mit meinem alten College, der Chelsea School of Art (die mittlerweile in einem stolzen Gebäude am Themseufer residiert), brauchen wir gar nicht zu reden. Zu meinen und Chris’ Zeiten bestand die Chelsea Art School noch aus einer wunderlichen Zusammenstellung aus verschiedenen angemieteten Gebäuden quer durch West London verstreut. Warum denke ich eigentlich schon wieder an meine Studienzeit und Chris?Jahrelang habe ich keinen einzigen Gedanken an diese Zeit verschwendet, und ich fühle mich definitiv noch zu jung für eine Midlife-Crisis!
Die Umgebung hier ist jedoch deutlich anregender als die des mobilen Studios im Town and Country College, wo man lediglich auf den betonierten Parkplatz hinunterschaut. Als ich zum Reetdach hinaufsehe, muss ich lächeln. Drei Enten, ebenfalls aus Reet, scheinen hintereinander über das Dach zu laufen. Sie erinnern mich an die drei fliegenden Enten (oder waren es Vögel?), die Mum über dem Kamin hängen hatte. Seit dem Feuer in unserem Haus muss ich nicht nur immer wieder an Chris und meine Studienzeit denken, sondern auch Mum taucht immer wieder in meinen Gedanken auf. Ich sehne mich danach, die Zeit zurückdrehen zu können und sonntagmittags zum Essen nachhause zu Mum zu fahren.
Ich werfe einen Blick durch die Fenster und entdecke eine Gruppe grauhaariger Damen. Ist das wirklich die Gruppe, in der ich nähen lernen möchte? Und außerdem: Werde ich hier Freundschaften schließen können? Eine der älteren Damen sieht auf und winkt mich herein. Da ich entdeckt worden bin, muss ich nun wohl oder übel hineingehen. Schon wieder komme ich mir vor wie das neue Mädchen in der Schulklasse, als ich das eiskalte Gemeindehaus betrete.
Ein vertrauter Geruch liegt hier in der Luft, doch im ersten Augenblick kann ich das schwere, süßliche Aroma nicht einordnen. Doch dann muss ich an die Zeit denken, als ich zehn oder elf Jahre alt war und für Mum und all meine Freundinnen zu Weihnachten Badewürfel mit Lavendelduft gekauft habe. Gibt es so etwas heutzutage eigentlich noch? Aber es riecht hier ganz eindeutig nach Lavendel. Inmitten all der Damen, von denen die meisten alt genug sind, um meine Mutter zu sein, komme ich mir wie eine Zehnjährige vor. Es ist ein völlig anderes Gefühl, als in einem Unterrichtsraum von Teenagern umgeben zu sein, die meine eigenen Kinder sein könnten. Lauter grauhaarige Damen drehen sich zu mir um und lächeln.
»So sieht man sich wieder. Laura, nicht wahr?«, begrüßt mich eine sehr elegant gekleidete
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