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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wie Joe
Hill?«
    »Fay?«
Er sprach sehr leise, sein Grinsen wurde wächsern. »Wer hat Ihnen von Fay
erzählt?«
    »Pattie«,
sagte ich. » Heute nachmittag in dieser schmierigen
Bar. Sie sagte, daß Sie immer zu dritt gearbeitet hätten, mit Joe Hill als
Anführer, bis er Ihnen überflüssig erschien.«
    »Das
stimmt nicht!« Patties Stimme klang eine Oktave zu
hoch. »Ich habe ihm nichts gesagt! Er lügt, Willie! Er versucht — «
    » Halt’s Maul!« befahl Willie. »Weiter, Boyd.«
    »Pattie
sagte, wenn ich auch nur einen Funken Verstand hätte, sollte ich aus Santo
Bahia verschwinden, solange ich noch am Leben war. Joe Hill wäre Ihnen zuviel
geworden, deshalb hätten Sie ihn umgebracht und es so eingerichtet, daß es wie
ein Unfall aussah. Sie sagte, am liebsten würde sie selbst auch fliehen, sie
hätte aber zuviel Angst, eines Tages von Ihnen aufgespürt zu werden.«
    »Du
hast ihm von Fay erzählt?« sagte Willie mit derselben leisen Stimme.
    »Ich
habe ihm nichts von Fay erzählt, ich schwöre es!« sagte sie verzweifelt. »Ich
habe nur getan, was du gesagt hast.«
    »Sie
meinen wohl, was Joe Hill gesagt hat?« fragte ich dazwischen.
    »Ich
habe dir schon oft gesagt, daß du ein großes Maul hast«, fauchte Willie. »Ich
habe nur nicht gewußt, wie groß es wirklich ist, Herzchen. Du mußt lernen, dich
zusammenzunehmen!«
    Er
schlug mit der freien Hand nach ihr, erwischte sie mit dem Handrücken, und es
gab ein häßliches, klatschendes Geräusch. Wenn Willie erst einmal in Bewegung
war, stieß er zu wie eine Kobra. Ehe Pattie Zeit zum Umfallen hatte, knallte
seine Handfläche auf ihre andere Wange. Ich dachte, jetzt oder nie, denn Willie
schien sich nur auf Pattie zu konzentrieren. Ich mußte mit der linken Hand
arbeiten und schneller sein als er.
    Ich
sprang aus dem Stand los, packte die Flasche auf dem Tisch, holte ein wenig aus
und schlug ihm die Waffe aus der Hand. Den nächsten Schlag führte ich, so rasch
ich konnte, unterstützt von einem massiven Adrenalinstoß, und traf ihn an der
Schläfe. Die Wucht des Schlages ließ ihn zwei Schritte zurücktaumeln, sein
Ausdruck war mehr verwirrt als verletzt oder gar betäubt.
    Darauf
sprang ich mit beiden Füßen gegen seine Knöchel, hob dann die Flasche über den
Kopf und ließ sie mit aller Wucht auf seine Stirn niedersausen. Er fiel mit
einem gewaltigen Krach, der die Fundamente des Holzhauses erschütterte. Aber
jetzt war keine Zeit für Skrupel, und so versetzte ich ihm einen raschen
Fußtritt an die Schläfe. Er rollte auf den Bauch und blieb bewegungslos hegen.
Einen Moment lang fragte ich mich, ob er tot war, dachte aber dann, daß es mir
eigentlich ganz egal sein konnte. Ich hob die Waffe vom Boden auf und sah, daß
Pattie mich mit großen, ungläubigen Augen anstarrte. Ich packte sie am Arm und
schleppte sie zur Tür.
    Als
wir zum Wagen kamen, fanden wir den Zündschlüssel im Schloß, und so war es mir
ein Leichtes, Pattie im Beifahrersitz zu verstauen, neben ihr einzusteigen und
den Motor anzulassen. Ein paar Minuten lang fuhren wir schweigend, dann stieß
sie einen leisen Jammerschrei aus.
    »Mach’
nur so weiter, dann halte ich an und lasse dich bis Santo Bahia zu Fuß gehen«,
grollte ich.
    »Jetzt
glauben sie mir bestimmt nicht mehr« jammerte sie, »nachdem, was mit Willie
passiert ist. Jetzt bringen sie mich um, und daran sind nur Sie schuld!«
    »Darauf
würde ich mich nicht verlassen«, sagte ich. »Wenn Sie so weiterzetern, werden
Sie schon von mir umgebracht, und zwar in den nächsten fünf Minuten.«
    Sie
hörte auf zu jammern und begann zu schnüffeln. Das war ein zweifelhafter
Fortschritt.
    »Ich weiß zwar nicht, wie er
dazu kommt, aber Bailey will Sie zurückhaben«, sagte ich. »Sie sind immer noch
seine Frau.«
    Aus irgendeinem Grund brachte
sie das zu neuem Geheule. Ganz langsam begann ich Mitleid mit Willie zu
empfinden. Mit Pattie konnte man wahrscheinlich nur einig werden, wenn man sie
mit Ohrfeigen zur Vernunft brachte.
    »An diesem ganzen Salat sind
nur Sie schuld«, sagte ich. »Wären Sie damals in Las Vegas nicht auf Willie
hereingefallen, wäre das alles nicht passiert.«
    »So dumm können doch selbst Sie
nicht sein!« stöhnte sie. »Sie glauben doch nicht, daß ich das in Las Vegas
freiwillig gemacht habe?«
    »Weshalb dann?«
    »Sie wußten alles, jede
verdammte Einzelheit seit meiner Geburt!« sagte sie bitter. »Die Vorstrafen
wegen Prostitution, die Pomofilme , die Fotos, Drogen
und alles andere. Sie hatten

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