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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Stehen vögeln.«
    »Und
gleichzeitig die Stromschnellen hinunterfahren.« Pattie kicherte, verschluckte
sich und machte sich dann mit dem Eis zu schaffen.
    »Wieso,
Boyd?« fragte er.
    »Zum
Beispiel, als Joe Hill seine Verabredung nicht einhielt«, sagte ich. »Wenn Sie
an Patties Stelle selbst gekommen wären, hätten Sie
mir sagen können, daß Joe nach Nevada gefahren war und sich später mit mir
treffen würde, und damit wäre ich zufrieden gewesen. Aber nein, Sie mußten
Pattie schicken und dann diese sogenannte Party bei Louise Clarke inszenieren.
Dann der ganze Akt mit Ihrem Sklaven Walt, und jetzt das. Willie, Sie sind
hoffnungslos umständlich.«
    »Nun,
Sie wissen ja, wie das ist«, sagte er. »An manchen Tagen will einfach nichts
klappen.«
    »Und
jetzt wollen Sie mich hier festhalten, bis Joe Hill wieder zurück ist?«
    »Ich
bin wirklich froh, daß Sie gefragt haben.« Er strahlte mich an. »Auf dem Weg
hierher habe ich über Sie und die ganze Sache nachgedacht. Und als ich mir
alles gut überlegt hatte, Boyd, wissen Sie, was mir da aufgegangen ist? Sie
sind durchaus entbehrlich!«
    »Das
wird Tyler Morgan nicht mögen«, sagte ich und überlegte mir dabei, wer, zum
Kuckuck, dieser Tyler Morgan eigentlich war. »Ich meine, er hat mich ja
schließlich angeheuert, um festzustellen, ob Joe Hill noch lebt oder nicht;
wenn man mich irgendwo als Leiche findet, ehe ich ihm eine Antwort gegeben
habe, wird das sein Mißtrauen noch verstärken.«
    »Er
will nur eines von Ihnen, Boyd«, sagte er, »und das ist die richtige Antwort.
Morgan ist unersättlich, und jetzt meint er, so dicht am großen Geld zu sein,
daß er es beinahe schon rascheln hört. Also wird er schon zufrieden sein, wenn
er die richtige Antwort bekommt, auch wenn es nur ein Brief ist.«
    »Ich
soll ihm einen Brief schreiben?«
    »Sie
sind wirklich schnell«, sagte er bewundernd. »Ein bißchen schwach auf der
Brust, aber ein schnelles Köpfchen. Sie werden ihm einen Brief schreiben, in
dem steht, daß Sie uns genau überprüft haben und daß Joe Hill
selbstverständlich am Leben ist und die Geschäfte fest in der Hand hat. Morgan
wird sich so freuen, daß er Ihnen einen Bonus schickt, da bin ich ganz sicher.«
    »Und
dann bin ich entbehrlich?«
    »Man
kann nicht immer gewinnen, Boyd.«
    »Solange
ich mich weigere, den Brief zu schreiben, bleibe ich am Leben«, sagte ich.
»Aber an diese Möglichkeit haben Sie auch schon gedacht, nehme ich an.«
    »Das
hängt von den Umständen ab«, sagte er. »Jeder hat seine ganz persönliche
Schmerzschwelle. Wenn Ihre hoch liegt, Boyd, wird es ein wenig länger dauern,
das ist alles.«
    Da
stand er, hatte wieder den Revolver in der Hand, das mächtige freundliche
Grinsen im Gesicht und Lachfältchen um die Augen. Pattie warf ihm einen scheuen
Blick zu und entschied, daß sie es jetzt wagen konnte, ihr Glas zu nehmen.
Willie lebte in seiner ganz persönlichen Phantasiewelt, wo Gewalt normal war
und alles andere Kinderei. Aber billiges Philosophieren würde mich nicht
weiterbringen. Abgesehen davon, die ganze Sache wurde langsam monoton. Erst
hatte Virginia den Revolvergriff auf meinen Hinterkopf fallen lassen, dann
hatte Walt Carson Ähnliches mit einer Flasche getan.
    Ich
mußte hier raus. Nur wie, das war die große Frage. Der Trick, den ich bei dem
übergewichtigen Barmann angewandt hatte, würde bei Willie nicht funktionieren.
Er war der Typ, der grinsend drei Kugeln in die Taschenvenus jagte, wenn sie
noch in der Luft hing. Und ein Baseballschläger stand auch nicht zur Verfügung.
Ich brauchte etwas Ablenkendes, aber Willie war nicht so einfach abzulenken. Zu
diesem Zweck stand nur die Rothaarige zur Verfügung, also brauchte ich einen
hübschen kleinen Knopf, auf dem »Ablenkung« stand. Wenn ich den drückte...
Falls ich weiter auf diese Weise dachte, ging mir auf, dann war ich tot, ehe
der Morgen angebrochen war.
    »Ich
würde gern was trinken«, sagte ich.
    »Bedienen
Sie sich«, sagte Willie großzügig, »wir haben es nicht so eilig.«
    Ich
nahm mir das nächstbeste Glas vom Holztisch und trank etwas. Die einzig
verfügbare Ablenkung hatte ihr Glas ausgetrunken und schielte bereits
hoffnungsvoll zu der fast vollen Flasche auf dem Tisch.
    »Schade,
daß ich sie nicht kennengelernt habe«, sagte ich betrübt.
    »Wen?«
fragte Willie neugierig.
    »Das
fehlende Mitglied des Trios«, antwortete ich. »Fay. Das Mädchen mit den kurzen
braunen Haaren, den grünen Augen und der guten Figur. Ist sie so tot

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