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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich mir meine
Rippen von innen betrachtete. Die Wirklichkeit war schlimmer als ein Alptraum.
Louise Clarke stieß mit einem Ausdruck reinster Ekstase auf mich herab. Sie
hatte eine knallrote enge Bluse an, die ersten vier Knöpfe standen offen, aber
es war nicht der Ausschnitt, der mir einen Schlag versetzte, sondern die nicht
zu übersehende Tatsache, daß sie unter der Bluse nichts anhatte. Diese Bluse,
zusammen mit Hotpants aus schwarzem Leder, die an ihren üppigen Hüften klebten,
konnten selbst einen fischblütigen Mann um den
Verstand bringen. Und die Wirkung, die Louises Garderobe auf die anwesenden
Damen mittleren Alters hatte, war noch vernichtender. Ich konnte mißbilligendes
Tuscheln hören, wütendes Zischeln, und wartete nervös auf den Augenblick, in
dem sie sich auf die provozierende Brünette stürzen und sie in Fetzen reißen
würden.
    »Danny, Liebling!« sagte Louise
so laut, daß man es bis Los Angeles hören konnte. »Wie unwahrscheinlich irre,
dich hier zu treffen! Ich wußte nicht, daß Tee und alte englische Brötchen eine
versteckte Leidenschaft von dir sind. Ich dachte bisher immer, du hättest dich
auf kleine Rothaarige mit großen Titten spezialisiert!«
    Ich brachte ein schwaches
Stöhnen heraus, als sie sich an meinen Tisch setzte. »Mußt du denn so laut
sein?« murmelte ich bittend. »Ehe du dich versiehst, reißen sie sich ihre
Korsetts vom Leib und braten uns über den rotglühenden Eisenstangen!«
    »Aber Danny!« Sie gluckste
fröhlich. »Das klingt ja, als wärest du nervös!«
    »Es ist eher Todesangst als
Nervosität«, sagte ich. »Immerhin habe ich die Ausrede, hier mit jemandem
verabredet zu sein. Und was ist deine?«
    »Die Welt ist klein, nicht
wahr?« sagte sie leichthin.
    »Möchte Madam ihre Bestellung
aufgeben?« fragte die Kellnerin hochnäsig.
    »Madam hätte gern Kaffee«, sagte
Louise. »Madam würde auch Wert darauf legen, ihn sofort serviert zu bekommen,
und zwar innerhalb der nächsten sechzig Sekunden. Madam ist sehr erregbar, und
wenn sie nicht zufrieden ist, wird Madam zu kreischen und zu toben anfangen und
Ihnen die Haare an den Wurzeln ausreißen. Ich nehme an, daß Madam sich klar
genug ausgedrückt hat?«
    Die Kellnerin zog sich
geschwind zurück, als hätte sie den Fehler begangen, sich zu nahe an den
Tigerkäfig zu wagen — und vielleicht war das auch der Fall gewesen. In mir
begann sich tiefer Respekt für Louise Clarke zu regen.
    »Bist du hier auch verabredet?«
fragte ich albern. »Du hast doch gesagt, die Welt sei klein, nicht wahr?«
    »Ich wußte nicht, daß ich dich gestern abend treffen würde«, sagte sie. »Das hat Walt Carson
organisiert. Wenn ich es vorher gewußt hätte, wäre der Anruf in deinem Hotel
überflüssig gewesen. Aber irgendwie sind wir gestern nicht dazu gekommen, uns
näher kennenzulernen.«
    »Das warst du am Telefon?« Ich
starrte sie verblüfft an. »Diese leise, schüchterne Stimme?«
    »Das ist die Kehrseite meiner
Persönlichkeit«, sagte sie. »Unter der eindrucksvollen, raubtierhaften
Oberfläche lauert manchmal ein ängstliches kleines Mädchen. Nicht oft, aber
manchmal.«
    Die Kellnerin brachte den
Kaffee und zog sich diesmal noch schneller zurück.
    »Es war Willies Idee, zu
gehen«, sagte ich. »Willie ist ein Mensch, dem man nicht mit Nein antworten
kann.«
    »Ich habe mich schon gefragt,
was eigentlich vorging, als Walt unbedingt mit mir am Strand spazierengehen wollte«, sagte sie. »Ich wußte schon, daß
nichts Aufregendes dabei herauskommen würde, weil er nämlich impotent ist. Oder
er kann sich vorzüglich verstellen.«
    »Was willst du von mir?«
    »Zuerst mal Informationen.« Sie
nippte an ihrem Kaffee und zog ein Gesicht. »Ich frage mich oft, was die
eigentlich mit ihrem Kaffee anstellen, daß er so ekelhaft schmeckt. Vielleicht
waschen sie erst ihre Unterwäsche darin aus?«
    Ich stellte meine Tasse sehr
rasch ab. »Was für Informationen?«
    »Du hast gesagt, du wolltest
die Freunde von Joe Hill finden, weil sie einem deiner Freunde Geld schulden.
Sie haben ihn um das Geld betrogen, hast du gesagt.«
    »Eigentlich ist es eher eine
Klientin«, sagte ich. »Ich bin Privatdetektiv.« Ich zog meine New Yorker Lizenz
aus der Tasche und hielt sie ihr hin. Sie zeigte keine Reaktion.
    »Ich habe einen Freund«, sagte
sie. »Und das ungute Gefühl, daß sie mit ihm Ähnliches vorhaben.«
    »Tyler Morgan?« sagte ich.
    »Das weißt du schon?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich
habe den Namen gehört, das ist

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