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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Zeit. Vielleicht kann ich um fünf bei dir
vorbeikommen?«
    »Gerne«, sagte sie. »Ich wohne
am Marino Drive, Nummer zweiunddreißig.«
    »Fein«, sagte ich. »Wie lange
kennst du Virginia Bailey?«
    »Viele Jahre«, sagte sie
prompt. »Wieso?«
    »Hast du gehört, daß ihr Vater
sich wieder verheiratet hat?«
    »Ja, das weiß ich. Ich habe es
einmal bei Virginia erwähnt, aber sie wollte offenbar nicht darüber reden.«
    »Bist du seiner neuen Frau
schon begegnet?«
    »Nein.« Sie schüttelte den
Kopf. »Ich habe Edwin Bailey seit Monaten nicht mehr gesehen.«
    »Auch nicht im Klub?«
    »Seit er verheiratet ist, hat
er sich im Klub nicht mehr sehen lassen. Anfangs haben die Mitglieder deshalb
Witze gerissen. Sie sagten, er müßte ja wilde Sachen mit seiner neuen Frau
treiben. Vorher war er fast jeden Abend dort.«
    Wir waren offenbar lausige
Gäste; das konnte man am Gesicht der Kellnerin sehen, die sich mit der Rechnung
in der Hand in der Nähe des Tisches herum drückte. Louise entdeckte sie
plötzlich, und das Glitzern kam wieder in ihre Augen.
    »Ich habe ja nichts dagegen,
daß sie ihre Unterwäsche im Kaffee waschen«, sagte sie laut genug, um den Raum
in lähmendes Schweigen zu versetzen. »Aber sie sollten doch wenigstens ein
anderes Waschmittel benutzen, das nicht so abscheulich schäumt!«
     
     
     

8
     
    Kurz vor eins erschien Virginia
lachend in meinem Hotelzimmer. Sie trug ein besticktes Seidenhemd und enge
Jeans mit einem breiten Ledergürtel. Ihr Haar sah immer noch zerzaust aus, und
sie kam ins Zimmer wie ein Miniaturtornado. Ich hatte in weiser Voraussicht
bereits zwei Rumcocktails bestellt, und sie steuerte zielstrebig auf die Drinks
los, schnappte sich eine nachgemachte Kokosschale und wirbelte dann zu mir
herum.
    »Also schön, Boyd!« sagte sie
atemlos. »Schonen Sie mich nicht! Ich will wissen, was gestern auf dieser Party
passiert ist, bis zur kleinsten widerlichen Einzelheit. Hat die
unaussprechliche Louise Sie verführt, und wenn ja, wie oft?«
    »Es war eigentlich gar keine
Party«, sagte ich. »Sie war schon vorbei, ehe sie überhaupt anfing.«
    »Und Walt?« sagte sie rasch.
»War es der Walt?«
    »Und der Willie«, sagte ich. »Weil Sie nicht kamen, fehlte ein
Mädchen. Aber wie ich schon sagte, das machte nichts aus, weil das Fest ohnehin
nicht in Schwung kam.«
    »Ein Mädchen hat gefehlt, weil
ich nicht gekommen bin?« Sie rechnete angestrengt nach. »Soll das heißen, daß
außer Louise noch eine Frau da war?«
    »Eine Rothaarige«, sagte ich.
»Nicht sehr groß, aber sehr gut gebaut, eine Art Venus im Taschenformat.«
    »Pattie!« Sie sah aus, als
wollte ihr gleich der Schaum vor den Mund treten. »Dieses Miststück hat den
Nerv, immer noch Santo Bahia zu verpesten?«
    »Sie kam mit Willie«, sagte
ich. »Und ich glaube nicht, daß sie sich wirklich amüsiert hat.«
    »Wenn ich sie jemals zu fassen
kriege, werde ich ihr Gesicht so zurichten, daß kein Mensch sie mehr ansehen
will!« fauchte sie.
    »Wir sind in die Berge
gefahren«, sagte ich. »Nur wir drei. Willie, Pattie und ich. Er hat da oben
eine kleine Holzhütte. Besonders gemütlich ist es da nicht. Walt ließen sie
zurück, damit er sich um Louise kümmerte.«
    Einen Moment lang sah sie mich
leer an. »Was ist passiert?«
    »Willie wollte, daß ich meinem
Klienten einen Brief schrieb und bestätigte, daß Joe Hill am Leben und bei
bester Gesundheit ist. Wenn ich den Brief geschrieben hatte, meinte er, sei ich
entbehrlich.«
    »Ich höre die Worte, Boyd, aber
die Bedeutung entgeht mir«, sagte sie. »Erklären Sie mir das mal!«
    »Willie wollte mich umbringen,
nachdem ich den Brief geschrieben hatte«, sagte ich. »Sie wissen ja, Willie ist
sehr gewalttätig.«
    »Das weiß ich ganz gut«, sagte
sie kleinlaut. »Was geschah dann?«
    »Ich habe ihn verhauen«, sagte
ich bescheiden. »Vorwiegend mit einer Flasche. Und dann habe ich ihm einen
Fußtritt an den Kopf versetzt.«
    Ihr blieb der Mund offen
stehen, und zwar ziemlich lange Zeit. »Und dann?« brachte sie heraus.
    »Ich setzte Pattie ins Auto und
fuhr sie zurück nach Santo Bahia. Ich war ihr einen kleinen Gefallen schuldig,
weil ich einige Informationen hatte und sie Willie so verkaufte, daß er meinte,
Pattie hätte geplaudert.«
    »Was ist aus Pattie geworden?«
    Ich zuckte die Schultern. »Ich
habe sie in Santo Bahia abgesetzt, und sie ist irgendwohin verschwunden.«
    Sie starrte mich eine Weile an
und befeuchtete sich mit der Zungenspitze die Oberlippe.

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