Ein Cowboy aus Manhattan
können. Dazu braucht man harte, gerissene Leute,
und selbst die müssen eine Menge Glück haben. Aber die Pläne sind gut. Das
Motel müßte sich rentieren. Ich überlege nur immer wieder, wenn es so gut ist,
weshalb geben sie sich dann wegen lumpiger Hunderttausend mit Tyler und mir
ab?«
»Etwas möchte ich gern wissen«,
sagte ich. » Wieviel ist der gute alte Tyler
eigentlich wert? Ich meine, wenn man ihn kräftig ausquetscht? Nicht ganz, aber
so, daß nur noch ein paar Tropfen übrigbleiben?«
»Tyler ist ein kleiner Geschäftemacher«,
sagte sie langsam. »Er hat einen Teil seines Geldes in kleinere Projekte
investiert, die ihm fünfzehntausend im Jahr bringen. Das müßten dann die
Tropfen sein, die man ihm besser läßt.«
»Und wieviel könnte man herausquetschen?«
»Fünfundsiebzigtausend?« Sie
schürzte die Lippen und dachte kurz nach. »Wenn er diese Hunderttausend selbst
hätte aufbringen können, warum mußte er mich dann fragen? Und wenn ich erst mal
drin war, verminderte das sein Risiko.« Sie nickte langsam. »So um die
fünfundsiebzigtausend, würde ich sagen.«
»Und du?«
»Herrje! Danny Boyd, Spezialist
für indiskrete Fragen.« Ihre dunklen Augen studierten eingehend mein Gesicht.
»Danny, ich habe jung geheiratet. Einen wundervollen, verrückten Burschen, der
fast noch lieber flog als vögelte. Eines Tages, als er über einem Canyon
Figuren flog, um irgendwelchen Leuten zu imponieren, geriet er in einen Abwind
oder so. Ich stand da und sah zu, wie sein blödes Flugzeug auf einer Tragfläche
landete und Feuer fing. Greg war mittelreich, jedenfalls reicher, als ich
gedacht hatte. Er hat mir alles hinterlassen. Ein Teil davon ist in Papieren
festgelegt, die mir zwanzigtausend im Jahr bringen, den Rest bekam ich bar. Mit
Tylers Hilfe bei meinen Investitionen habe ich in den vergangenen drei oder vier
Jahren ziemlich guten Erfolg gehabt. Ich habe ihm viel zu verdanken, und
deshalb möchte ich ihn jetzt nicht im Stich lassen. Tja, wenn man mich
ausquetscht, kämen so um die achtzigtausend heraus.«
»Irgendwelche Skelette im
Schrank?«
Sie bekam große Augen. »Was,
zum Kuckuck, soll das heißen?«
»Irgendwelche Geheimnisse in
deinem Leben? Etwas aus deiner Vergangenheit, das keiner erfahren sollte?«
»Nein«, sagte sie entschieden.
»Mein größtes Laster ist, daß ich gem mit Männern
schlafe. Wenn die Leute das erfahren, ist es mir gleich. Ich nehme an, meine
Freunde in Santo Bahia wissen es sowieso.«
»Was ist mit Tyler?«
»Tyler ist ein netter kleiner
Mann, Anfang Fünfzig, kahl und kurzsichtig, und er hat eine scheußliche Frau,
die all ihr Geld ausgibt, um in gesellschaftlichen Kreisen voranzukommen. Tyler
raucht nicht, trinkt nicht viel, ich glaube, sein größtes Vergnügen ist ein
Doris-Day-Film im Farbfernseher.«
»Hat er es mal bei dir
versucht?«
»Jetzt, da du es erwähnst,
fällt es mir wieder ein«, sagte sie und lächelte wehmütig. »Ich habe ihn mit
einem Spruch abgespeist, daß es seiner Frau gegenüber nicht fair wäre, wenn wir
unsere geschäftlichen Beziehungen auf diese Weise ausnutzen würden.«
»Wie hat er reagiert?«
»Er hat sich damit abgefunden.«
»Waren sie oft da, seit dieses
Grundstücksgeschäft aufgekommen ist?« fragte ich. »Nicht Joe Hill, aber seine
Partner?«
»Fast zu oft«, meinte sie.
»Sie sind doch vorzüglich dazu
geeignet, sich um ganz private Bedürfnisse zu kümmern, nicht wahr? Walt Carson
für dich, Pattie für Tyler Morgan.«
Ihr Gesicht erstarrte. »So habe
ich es bisher noch nicht gesehen.«
»Nun hör mal zu«, sagte ich.
»Inzwischen wissen sie fast mehr über euch als ihr selbst. Sie haben euer Leben
zurückverfolgt bis zu der Zeit, als ihr noch in den Windeln lagt. Und wenn sie
noch keine Schwäche entdeckt haben, werden sie sich die größte Mühe geben, eine
zu fabrizieren.«
»Meinst du, ich soll mich aus
dem Geschäft zurückziehen?«
»Nein«, sagte ich. »Du hast ja
schon Angst vor ihnen. Du mußtest mich zweimal im Hotel anrufen, ehe du es
fertiggebracht hast, dich hier mit mir zu treffen.«
»Glaubst du, daß sie
gewalttätig werden, wenn ich aussteige?«
»Noch gewalttätiger«, sagte
ich. »Gewalttätig sind sie schon.«
Sie holte tief Luft. »Was soll
ich dann machen, Danny?«
»Hat Kutter Joe Hill und seinen
Partnern eine Option auf das Land gegeben?«
»Das weiß ich nicht.«
»Sprich mit Tyler Morgan und
frage ihn danach. Ich bin zum Mittagessen verabredet, aber heute
nachmittag habe ich
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