Ein Cowboy aus Manhattan
alles. Und was machst du bei der Geschichte?«
»Tyler ist ein sehr guter
Freund von mir«, sagte sie. »Er berät mich außerdem bei meinen Investitionen.
Im Augenblick hat er ein Projekt, an dem ihm sehr viel zu liegen scheint, und
er will, daß ich mitmache. Mehr noch, er braucht mich. Es müssen mindestens
Hunderttausend investiert werden, oder das Geschäft läuft nicht. Tyler kann nur
fünfzig auftreiben und erwartet den Rest von mir. Am Anfang war da noch ein
gewisser Joe Hill mit seinen Partnern, Willie und Walt Carson. Aber jetzt
scheint Joe Hill verschwunden zu sein. Seine Partner sagen, er sei ein sehr
beschäftigter Mann, der im Augenblick in Nevada zu tun hat, und unser Geschäft
könnte noch warten. Inzwischen fragen wir uns, sind wir noch drin oder sind wir
schon draußen? In zwei Tagen ist Termin.«
»Was für ein Geschäft?« fragte
ich.
»Eine Grundstückssache«, sagte
sie. »Ein Mann namens Kutter hat in der Nähe der Stadt zwanzigtausend
Quadratmeter trockengelegtes Sumpfgelände gekauft. Er hat Entwässerungskanäle
graben lassen und wollte gerade anfangen, eine Eigenheimsiedlung zu bauen, als
ihm einige Unannehmlichkeiten zustießen. Er geriet in
Liquiditätsschwierigkeiten, und seine Finanziers hatten plötzlich kein
Interesse mehr. Sie sagten ihm, Santo Bahia sei ein Touristenort, und in dem
von Kutter erwarteten Maß würde die Bevölkerung nicht zunehmen. Es sei ganz
einfach, in Santo Bahia Geld zu machen: Man holte es aus den Touristen, oder
man ließ es bleiben. Und jetzt sitzt Kutter mit seinen teuren Bauplänen da und
sieht keine Chance, von irgendwoher Geld zu bekommen. Also will er aussteigen.
Er braucht das Geld unbedingt und ist bereit, auch einen Verlust hinzunehmen.«
»Was planen Joe Hill und
Partner?« fragte ich. »Doch bestimmt keine Wohnsiedlung?«
»Du siehst, worum es geht«, sagte
sie. »Es fängt an mit einem Super-Motel, in die Mitte des Grundstücks geklotzt,
drumherum werden Bungalows verteilt. Dazu ein Swimmingpool und ein paar kleine
Boote auf dem Kanal. Wenn man den Touristen so viel Luxus bietet, fragen sie
sich am Ende, wieso sie eigentlich an den Strand gehen sollen. Warum sollten
sie in der Hitze den weiten Weg an den Strand fahren, nur um sich dort um einen
Platz zu streiten, wenn alle Wünsche im Motel erfüllt werden?«
»Das klingt großartig«, sagte
ich.
»Joe Hill nahm an, daß wir das
Land für zweihundertfünfzigtausend bekommen würden. Er war bereit,
einhundertfünfzigtausend aufzubringen, von Tyler erwartet er den Rest. Aber wir
müssen schnell sein, ehe jemand anderer auf diese glorreiche Idee stößt und
bevor Kutter Wind davon bekommt. Geht dir das ein, Danny?«
»Ihr müßt dann das Motel und
die Bungalows bauen?«
»Und noch weitere fünf
Millionen auftreiben«, sagte sie. »Joe Hill ist sicher, daß er das Geld in
Nevada bekommen kann, wenn er erst das Land hat.«
»Und wenn etwas schiefgeht?«
fragte ich. »Wenn Joe Hill bedauernd mitteilt, daß er einen großen Fehler
gemacht hat und daß in Nevada kein Cent zu holen ist?«
»Dann sind Tyler und ich mieser
dran als Kutter«, sagte sie. »Dann haben wir zwei Fünftel von zwanzigtausend
Quadratmetern Sumpf mit ein paar Kanälen drin, die ganz billig zu verkaufen
sind. Wenn sie jemand haben will.«
»Ihr müßt verrückt geworden
sein, wenn ihr euch darauf verläßt, daß Joe Hill fünf Millionen auftreiben
kann.«
»Oh, er hat einen ganzen
Aktenkoffer voller Korrespondenz«, sagte sie. »Briefe von Finanziers aus
Nevada, die ihm das Geld ohne besondere Umstände zusagen. Wenn wir ihnen den
Grundbuchauszug geben — die Pläne haben sie schon akzeptiert-, können wir
anfangen. Joe Hill hat sich das alles ganz säuberlich ausgerechnet. Das Motel
ist nach sechs Monaten eingeführt. Wenn wir dann nochmals sechs Monate warten,
können wir das Ganze verkaufen und unser Geld verdoppeln.«
»Dann bekommst du
hunderttausend für deine ursprünglichen fünfzig?«
»Danny!« sagte sie in
gespieltem Entsetzen. »Du denkst so kleinlich! Er meint, daß das ganze Kapital
verdoppelt wird. Der Verkaufspreis müßte um zehn Millionen liegen. Also zahlen
wir die geliehenen fünf Millionen zurück, ziehen Zinsen und Kosten ab und verteilen
den Rest unter den ursprünglichen Investoren.«
»Das ist der größte Schnitt,
von dem ich je gehört habe«, sagte ich.
»Andere Leute haben das schon
gemacht«, sagte sie. »Es ist natürlich ein enormes Risiko dabei, weil alle
möglichen Dinge schiefgehen
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