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Ein Cowboy aus Manhattan

Ein Cowboy aus Manhattan

Titel: Ein Cowboy aus Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Sie wollen mich doch
nicht etwa hochnehmen, Boyd?«
    »Nein«, sagte ich entschieden.
    »So, wie Sie es erzählt haben,
könnten Sie Willie ermordet haben.«
    »Das weiß ich nicht«, sagte ich
wahrheitsgemäß. »Ich habe mir nicht die Mühe gegeben, es nachzuprüfen.«
    Sie schüttelte rasch den Kopf.
»Ich bin total durcheinander. Was geschieht jetzt?«
    »Wir essen zu Mittag, oder?«
    »Ich meine, was Sie jetzt
machen wollen!«
    »Wenn Willie nicht tot ist,
wird er schon hinter mir herkommen«, sagte ich. »Sollte er tot sein, wird Walt
das früher oder später merken, und dann kommt halt er hinter mir her.«
    »Und Sie wollen einfach warten,
bis einer oder alle beide Sie aufstöbern?
    »Ich gebe ja zu, die Idee ist
lausig«, sagte ich, »aber im Augenblick fällt mir keine bessere ein.«
    »Ich glaube, Sie sind verrückt
geworden!« sagte sie. »Wie wollen Sie auf diese Weise das Geld zurückbekommen,
das man Ihrem Klienten weggenommen hat?«
    »Irgendwann bekomme ich genug
Informationen zusammen, um ihnen die Polizei auf den Hals zu schicken«, sagte ich.
»Das wollen sie verhindern. Ich schätze, daß sie eher das Geld zurückzahlen
werden.«
    »Und wenn sie bezahlt haben,
ist Ihnen alles andere gleich?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Selbst wenn sie weiter
betrügen und Leute wie meinen Vater terrorisieren?«
    »Wenn ich sie der Polizei
übergebe, kann ich noch froh sein, falls jemand danke sagt. Mein Klient will
keine Rache, er will nur das Geld zurückhaben.«
    »Sie sind wirklich der
unmoralischste Kerl, der mir in meinem ganzen Leben untergekommen ist«, sagte
sie im Brustton der Überzeugung.
    »Mag sein«, gestand ich. »Wenn
Sie mit Ihrer Kokosnuß fertig sind, könnten wir essen
gehen. Ich bin halb verhungert.«
    »Wenn ich jetzt ans Essen
denke, wird mir schlecht«, zischte sie. »Anfangs habe ich so etwas wie einen
Helden in Ihnen gesehen, aber jetzt ist der Lack ab.«
    »Und das rostige Blech schaut
durch, was?« Ich grinste sie an. »Das heißt also, daß Sie mir nicht bei der
Leichensuche helfen wollen?«
    »Leiche?« Sie mußte schlucken.
»Welche Leiche?«
    »Joe Hills Leiche«, sagte ich.
»Er ist nämlich mit Sicherheit tot. Willie und Walt geben sich alle Mühe, jeden
glauben zu machen, daß er noch lebt. Willie hat mich sogar angerufen und so
getan, als wäre er Joe. Ich schätze, sie haben ihn ermordet.«
    »Warum?« fragte sie leise. »Die
drei waren doch Partner, oder?«
    »Wer weiß?« sagte ich.
»Vielleicht wollte Joe Hill aussteigen. Oder sie dachten, sie könnten sich
seinen Anteil unter den Nagel reißen.«
    »Sie sind verrückt!« sagte sie.
»Ich trinke jetzt aus, weil ich einen Drink nötig habe, und dann werde ich hier
verschwinden. Ich hoffe, daß ich Sie nie mehr zu sehen brauche, Boyd!«
    »Wollen Sie nicht wissen, wo
Ihr Wagen ist?«
    »Mein Wagen? Was ist mit meinem
Wagen?«
    »Wo ist er denn?«
    »Er steht unten vor dem Hotel.«
    »Wie haben Sie ihn
zurückbekommen?«
    Sie schaute mich an, als hätte
ich den Verstand verloren. »Louise hat mich heute morgen angerufen und gesagt,
ich könnte ihn vor ihrem Haus abholen. Sie sagte, Sie wäre gestern
abend mit jemand anderem weggegangen, und Walt hätte sie in meinem Wagen
heimgebracht.«
    »Ich habe mich ja nur mal
gefragt«, sagte ich müde. »Und Sie wollen bestimmt nicht, daß ich Ihnen bei der
Suche nach Joe Hills Leiche helfe?«
    »Ganz bestimmt nicht.« Sie
schüttelte sich plötzlich. »Sie haben einen makabren Charakter, Boyd!«
    »Vielleicht ändern Sie Ihre
Meinung noch.« sagte ich. »Wollen Sie wirklich nicht mit mir essen?«
    »Nein!« Sie starrte mich wütend
an. »Ich habe es Ihnen doch schon gesagt, ich will Sie nie wiedersehen, Boyd!«
    Sie knallte die Tür hinter sich
zu, und ich gab ihr ein paar Minuten Vorsprung, ehe ich hinunter ins Restaurant
ging und aß. Nach dem Essen ging ich wieder in mein Zimmer und holte den
Revolver aus der Schublade. Ich hatte jetzt schon zu oft die Situation falsch
eingeschätzt, dachte ich mir, und wollte kein Risiko mehr eingehen. Kurz vor
drei verließ ich das Hotel und holte meinen Mietwagen vom Parkplatz. Bis zu
meiner Verabredung mit Louise Clark hatte ich noch zwei Stunden Zeit, und es
schien ein hübscher Tag für den Strand zu sein.
     
    Die Hütte sah verlassen aus,
als ich vorfuhr, aber der Porsche stand noch da. Ich ging zur Eingangstür,
klingelte, zog den Revolver aus dem Halfter und hielt ihn in der rechten Hand,
Lauf leicht gesenkt. Die Tür ging auf und da stand

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